Gewichtige Gerüchte aus London Royal Mail soll an die Börse
10.09.2013, 14:01 Uhr
Traditionell in Rot und mit könglichem Wappen: Die Royal Mail ist nicht einfach nur ein Briefdienstleister.
(Foto: REUTERS)
Es wäre eine Maßnahme nach deutschem Vorbild: In Großbritannien muss sich der traditionsreiche Briefdienstleister Royal Mail angeblich auf einen neuerlichen Anlauf an die Börse vorbereiten. Wenn die Spekulationen stimmen, steuern die Briten auf die größte Privatisierung seit Jahrzehnten zu.
Großbritannien will einem Medienbericht zufolge die britische Post "Royal Mail" bereits im Oktober an die Börse bringen. Bereits am Donnerstag könnten die Pläne öffentlich gemacht werden, berichtete der britische Sender "Sky News" ohne Angaben von Quellen. Die Einnahmen aus dem Börsengang des traditionsreichen Staatsbetriebs sollten demnach in die Modernisierung des Zustell-Netzwerkes fließen.
Ein Börsengang der Royal Mail - deren Geschichte auf das Jahr 1516 und König Heinrich, den VIII. zurückgeht - wäre die größte Privatisierung in Großbritannien seit Jahrzehnten. Das zuständige Ministerium wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Zehn Prozent der Aktien sollen gesetzlich verankerten Vorgaben zufolge an die 150.000 Postangestellten ausgegeben werden. In den vergangenen 19 Jahren hat die britische Regierung insgesamt drei erfolglose Versuche unternommen, die Royal Mail zu privatisieren.
Wenn die Gerüchte zutreffen, vollzieht Großbritannien mit diesem Schritt womöglich eine Bewegung nach, die auf dem Kontinent bereits überwiegend abgeschlossen ist - die Umwandlung traditioneller Staatsunternehmen mit teils hoheitlichen Aufgaben in privatwirtschaftlich aufgestellte Aktienunternehmen.
Nach deutschem Vorbild?
In Deutschland zum Beispiel war die Deutsche Post bis in die 1990er Jahre hinein ebenfalls ein Staatsbetrieb mit umfangreichen Aufgabengebieten. Im Rahmen der ersten und zweiten Postreform wurde die einstige Deutsche Bundespost zunächst in die Bereiche Postbank, Postdienst und Telekom aufgespaltet, bevor die drei eigenständigen Konzerne schließlich ab 1994 in die Privatisierung als Aktienunternehmen an die Börse gingen.
Heute agieren Deutsche Telekom und Deutsche Post unabhängig voneinander. Beide Unternehmen sind im Dax notiert. Die Deutsche Postbank ging im Herbst 2008 in einem viel beachteten Geschäft an die Deutsche Bank.
Ob es diesmal mit dem Projekt Börsengang in Großbritannien klappt, ist allerdings noch fraglich: Der letzte Anlauf liegt gerade einmal drei Jahre zurück. Im Juni 2010 hieß es, ein Börsengang der Royal Mail könne im Rahmen einer vollständigen Privatisierung ein Volumen von rund 9 Milliarden Pfund erreichen. Nach aktuellen Umrechnungskursen entspricht das einer Summe von 10,6 Milliarden Euro.
Presseberichten zufolge sah der damalige Plan allerdings vor, bestimmte Bereiche aus der Privatisierung auszuklammern. So sollte lediglich der Logistikteil der Royal Post, der für die Zustellung von Briefen und Paketen zuständig ist, an die Börse gehen. Das "Post Office", das die rund 12.000 Postfilialen in Großbritannien betreibt, solle hingegen in staatlicher Hand bleiben.
Quelle: ntv.de, mmo/rts