Oligarchenstreit in Russland Rusal stößt Nickel ab
20.12.2010, 11:30 Uhr
Heiß wie die Hölle: Blick in die Aluschmelze im Rusal-Werk Krasnojarsk.
(Foto: REUTERS)
In der russischen Unternehmenslandschaft ist offener Streit um den Kurs eines der größten Konzerne des Landes entbrannt: Alu-Oligarch Oleg Deripaska steht offenbar kurz davor, ein milliardenschwere Aktienpaket zu versilbern. Auf dem Tisch liegt ein komplettes Viertel der Anteile an Norilsk Nickel.
Der weltgrößte Aluminium-Hersteller UC Rusal will sich einem Zeitungsbericht zufolge nun offenbar doch von seiner milliardenschweren Beteiligung am russischen Metall-Riesen Norilsk Nickel trennen. Früher Angaben zufolge hält Rusal einen Kontrollanteil von 25 Prozent an Norilsk Nickel. Der Wert des Aktienpakets wird auf bis zu 15 Mrd. US-Dollar geschätzt. Um die Kontrolle bei Norilsk Nickel tobt russischen Medienberichten zufolge seit Monaten ein "Oligarchenstreit" zwischen Oleg Deripaska und Wladimir Potanin.
Der russische Rohstoffkonzern Norilsk Nickel verhandelt seit längerem über eine Rücknahme der Anteile. Zuletzt hatte Norilsk Nickel dem Alukonzern 12 Mrd. Dollar für die Norilsk-Anteile geboten und darüber hinaus Gesprächsbereitschaft über den Preis und die Zahlungsart signalisiert. Rusal indes hatte wiederholt gesagt, der Anteil stehe nicht zum Verkauf. Die Beteiligung sei "eine strategische Investition", hieß es.
Der Aluminium-Riese Rusal gehört mehrheitlich dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska, einem der jüngsten unter den sogenannten russischen Oligarchen. Deripaskas Kontrahent Wladimir Potanin hatte im Oktober erklärt, er sei mit weiteren Investoren bereit, den Norilsk-Anteil von Rusal für 9 Mrd. Dollar zu übernehmen. Diese Offerte hatte Deripaska allerdings als Unterbewertung und "Witz" bezeichnet. Potanin ist über seine Holding Interros ebenfalls mit 25 Prozent an Norilsk beteiligt.
1,5 Prozent der russischen Wirtschaftsleistung
Bei dem Streit zwischen den Anteilseignern geht es nach Einschätzung von Beobachtern auch um die künftige Strategie von Norilsk Nickel. So fordert Oleg Deripaska den Verkauf von Beteiligungen und eine höhere Dividende. Deripaska hatte in der Finanzkrise schwere Verluste hinnehmen müssen.

Erze aus der Arktis: Ein Arbeiter überwacht die Produktion in der Kupferhütte von Norilsk Nickel in der nordsibirischen Stadt Norilsk.
(Foto: REUTERS)
In die starren Verhandlungsfronten scheint nun Bewegung zu kommen. Beide Seiten hätten sich auf einen Preis zwischen 12 und 15 Mrd. Dollar geeinigt, sagte Rusal-Anteilseigner Michail Prochorow der russischen Zeitung "Vedomosti". Eine unabhängige Bestätigung lag nicht vor.
Der Nickelproduzent Norilsk Nickel mit Sitz in Moskau steuert nach eigenen Angaben 1,5 Prozent zum russischen Bruttoinlandsprodukt bei. Der Rohstoffkonzern produziert neben Nickel auch Palladium. Zudem fördert das Unternehmen Cobalt, Rhodium, Silber, Gold, Tellurium, Selenium, Iridium, Ruthenium und Kohle.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts