Reaktion auf ukrainische Krise Russische Banken stoppen Kreditvergabe
27.02.2014, 12:49 Uhr
Sberbank-Zentrale in Moskau.
(Foto: picture alliance / dpa)
Russlands Banken stehen wegen der unsicheren Lage in der Ukraine wachsenden Risiken gegenüber. Nach der Sberbank stellt nun auch VTB die Bewilligung von Krediten ein. Die russischen Banken sind mit umgerechnet 20 Milliarden Euro in der Ukraine engagiert.
Die größten russischen Banken drehen den Firmen in der Ukraine zusehends den Kredithahn zu. Das zweitgrößte Geldinstitut VTB schloss sich dem russischen Branchenprimus Sberbank an und legte die Darlehensvergabe in dem westlichen Nachbarland praktisch auf Eis. Die politische Umbruchsituation in Kiew hat zu Spannungen mit der Regierung in Moskau geführt, die zuletzt sogar ihre Truppen im Grenzgebiet in Alarmbereitschaft versetzt hat.
Es sei im Moment schwer, die Risiken in der Ukraine abzuschätzen, sagte VTB-Chef Andrej Kostin. Russische Banken sind nach Angaben von Präsident Wladimir Putin mit Darlehen von umgerechnet rund 20 Milliarden Euro in der Ukraine engagiert.
Die Zentralbank des von der Zahlungsunfähigkeit bedrohten Landes arbeitet gemeinsam mit der neuen Führung in Kiew an einem Krisenprogramm. Gleichzeitig soll der Internationale Währungsfonds (IWF) für dringend benötigte Hilfsgelder ins Boot geholt werden.
Während andere ausländische Kreditgeber nach dem Ausbruch der Finanzkrise ihre Marktpräsenz in der Ukraine deutlich verringerten, hielten die russischen Geldinstitute die Stellung. Insgesamt stellen sie einen Marktanteil von rund 12 Prozent.
Muss Moskau seine Banken stützen?
VTB hat umgerechnet mehr als 400 Millionen Euro in der Ukraine im Feuer und ist nun angesichts der politischen Krise in Kiew vorsichtig geworden. Die Bank will vorerst weder Kredite an Einzelpersonen noch an Firmen in dem Nachbarland vergeben. "Wir hoffen, dass sich die Lage bald stabilisiert", sagte Bankchef Kostin vor Reportern. Die Sberbank hatte erklärt, große Unternehmen mit gesunden Finanzen würden von ihr weiter Darlehen bekommen. Die größte russische Bank ist in der Ukraine noch wesentlich stärker engagiert: mit umgerechnet rund 2,9 Milliarden Euro.
Experten sind sich uneins, wie sich die Unruhen und der Regierungswechsel in der Ukraine auf die Institute des großen Nachbarn auswirken werden. Laut der US-Ratingagentur Fitch könnten im Falle von Kreditausfällen erhebliche Probleme auf die russischen Geldhäuser zukommen. Im schlimmsten Fall müssten diese dann möglicherweise von der Regierung in Moskau gestützt werden. Moody's geht hingegen davon aus, dass die russischen Institute die Krise weitgehend unbeschadet überstehen dürften.
Quelle: ntv.de, wne/rts