Wirtschaft

Top-Bonität für toxische Papiere S&P droht Ärger

Das US-Justizministerium ermittelt gegen die Ratingagentur Standard & Poor's. Es besteht der Verdacht, dass Analysten die Bewertungen bestimmter Hypothekenpapiere senken wollten, jedoch von ihren Vorgesetzten wegen Geschäftsinteressen daran gehindert wurden. Die Top-Noten für toxische Wertpapiere sind ein Auslöser für die Finanzkrise.

(Foto: REUTERS)

Das US-Justizministerium nimmt die Rolle der Ratingagentur Standard & Poor's im Vorfeld der Finanzkrise unter die Lupe. Es werde dem Verdacht nachgegangen, dass S&P Dutzende Hypothekenpapiere bewusst unangemessen bewertet habe, berichtete die "New York Times". Demnach prüft Washington, ob Analysten des Rating-Riesen Wertpapiere niedriger einstufen wollten, aber von anderen Managern überstimmt wurden. Standard & Poors war früheren Berichten zufolge bereits in das Visier der US-Börsenaufsicht SEC geraten.

Die Ermittlungen des Justiz-Ministeriums liefen der Zeitung zufolge schon, als S&P unlängst den USA die Top-Bonitätsnote entzog. Ein juristischer Erfolg gegen die mächtige Agentur könnte eine Abkehr vom klassischen Ratingsystem beschleunigen, schreibt die "New York Times". Die Untersuchungen könnten Wasser auf die Mühlen von Kritikern sein, die nach der spektakulären S&P-Aktion offen die Kompetenz und Glaubwürdigkeit der Ratingagentur anzweifeln.

Das Unternehmen selbst hat stets erklärt, dass seine Analysten bei ihren Bewertungen unabhängig von eigenen Geschäftsinteressen handelten. Sollte sich der Verdacht der Regierung im Zuge der Ermittlungen bestätigen, so die Zeitung, könnte das die Glaubwürdigkeit des Unternehmens untergraben – und Schadenersatzklagen zur Folge haben.

Unklar blieb dem Bericht zufolge zunächst, ob die amerikanische Justiz auch die anderen großen Ratingagenturen, Moody's und Fitch, ins Visier genommen hat. Ein S&P-Sprecher erklärte dem Blatt zufolge per E-Mail, die Agentur habe in den vergangenen Jahren Anfragen mehrerer Regierungsstellen erhalten. Sie unterstütze die Untersuchungen. S&P war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Sprecher des Justizministeriums lehnte einen Kommentar ab.

Durch Eigenheim-Hypotheken besicherte Wertpapiere fanden vor der Finanzkrise reißenden Absatz – zumal sie von den drei großen Ratingagenturen Top-Bewertungen erhielten. Doch als der US-Häusermarkt nach seiner Boom-Phase kollabierte, platzten die Hypotheken-Kredite in großem Stil. Die verbrieften Bonds verloren dramatisch an Wert. Der Zusammenbruch des Hypothekenmarktes gilt als Hauptauslöser für die Finanzkrise.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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