Wirtschaft

Kollaps von Finanzprodukten S&P in Australien verurteilt

Mit Bewertungen, die sich im Nachhinein als viel zu positiv herausstellten, blamierten sich die Ratingagenturen zu Beginn der Finanzkrise. Standard & Poor's muss nun eine Reihe von australischen Kleinstädten entschädigen, die durch Finanzprodukte mit Topbewertungen Millionen verloren haben.

Das Urteil könnte Folgen haben.

Das Urteil könnte Folgen haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem Top-Rating für hochriskante Investments hat die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) laut einem australischen Urteil Investoren in die Irre geführt. Den Anlegern, die nach der Finanzkrise 2008 den Großteil ihres Geldes verloren, stehe deshalb sowohl von S&P als auch von den Instituten, die die komplexen Investmentprodukte arrangierten, Entschädigung zu. Das entschied das australische Bundesgericht - das höchste Gericht des Landes. S&P kündigte Einspruch an.

Im Zuge der Finanzkrise waren zahlreiche Wertpapiere, in denen beispielsweise faule US-Immobilienkredite gebündelt waren, wertlos geworden - obwohl sie zuvor Bestnoten bei der Bonität erhalten hatten. Auch deutsche Investoren wie etwa Banken, die sich auf das Urteil der Ratingagenturen verlassen hatten, waren dadurch in Schwierigkeiten geraten.

Klagen auch in Europa möglich

Es sei das erste Mal, dass eine Ratingagentur auf diese Weise für die Folgen ihrer Beurteilung der Bonität eines solchen Finanzprodukts zur Verantwortung gezogen werde, sagte Wirtschaftsprofessor Harald Scheule von der Technologie-Universität in Sydney der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Klage hatten 13 Stadtverwaltungen eingereicht. Sie hatten sich auf das AAA-Rating verlassen und Ende 2006 16 Mio. australische Dollar (13 Mio. Euro) in Investments platziert, die sich hinterher als hochriskant herausstellten. In der Finanzkrise verloren sie mehr als 90 Prozent ihrer Einlagen. Sie fühlten sich von S&P und der beteiligten ABN Amro Bank sowie von der die Firma LGFS, die den Gemeinden die Finanzprodukte verkauft hatte, hinters Licht geführt. Die Richterin sprach ihnen gut 30 Mio. australische Dollar Entschädigung zu, um die Verluste sowie Zinszahlungen und Anwaltskosten auszugleichen.

Die Firma IMF aus Sydney, die die Klage für die Stadtverwaltungen führte, ziehe ähnliche Prozesse auch in Europa in Erwägung, sagte ihr Direktor John Walker. Die Entscheidung des australischen Bundesgerichts dürfte dann weltweite Auswirkungen haben, am meisten womöglich in Europa und den USA, sagte der Anwalt der Gemeinden, Piper Alderman. Ratingagenturen könnten sich nicht länger hinter einem Haftungsausschluss verstecken.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/AFP

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