Japans Kreditwürdigkeit S&P senkt den Daumen
27.01.2011, 12:01 Uhr
Trüber Tag für Nippon
(Foto: REUTERS)
Wegen der ausufernden Staatsverschuldung kassiert Japan nun eine schlechtere Bonitätsnote. Die Ratingagentur Standard & Poor's verpasst dem Industrieland ein AA-. Damit liegt Japan drei Stufen unter der Bestnote. Der Yen gibt nach, Peking zeigt sich betroffen.
Die Ratingagentur Standard & Poor's vergibt an Japan wegen der steigenden Staatsverschuldung erstmals seit 2002 eine schlechtere Note. Es fehle ein glaubwürdiger Plan der Regierung, wie der Schuldenberg abgebaut werden könne, teilte die Agentur zur Begründung für die Herabstufung um eine Note mit. Das Rating liegt nun bei AA- und damit drei Stufen unter der Bestnote. Der Ausblick sei aber stabil.
Der Yen gab nach der Entscheidung nach, die Kosten für die Kreditausfallversicherung (CDS) stiegen. Wirtschaftsminister Kaoru Yosano bezeichnete den Schritt als "bedauerlich". Politiker und Ratingagenturen warnen seit langem vor der ausufernden Staatsverschuldung Japans: Mit mehr als dem Doppelten der Wirtschaftsleistung ist der Schuldenberg in dem ostasiatischen Staat so hoch wie in keinem anderen Industrieland weltweit.
Gipfel noch nicht erreicht
S&P schätzt die Aussichten für die Staatsverschuldung düsterer ein: Der Schuldenberg werde seinen Gipfel erst Mitte der 2020er Jahre erreichen. "Unserer Meinung nach fehlt der Regierung eine schlüssige Strategie, die negativen Folgen der Schuldendynamik anzugehen", schrieben die Experten. Das habe zum Teil damit zu tun, dass die Koalition der Demokratischen Partei bei der Oberhauswahl im vergangenen Sommer die Mehrheit verloren habe.
Finanzminister Yoshihiko Noda sagte, Japan halte an der Haushaltsdisziplin fest, um das Vertrauen der Märkte wiederzugewinnen. Die hohe Staatsverschuldung Japans geht zurück auf die 1990er Jahre: Damals platzte eine Immobilienblase, und in der Folge versuchten die Regierungen mit immer neuen Konjunkturprogrammen, die Wirtschaft in Schwung zu bringen. "Japan hat die schlechteste Haushaltslage aller entwickelten Staaten", sagte Thomas Lam von DMG & Partners Securities. "Der Grund, warum das Land sein Rating so lange behaupten konnte ist, dass der überwiegende Teil der Schulden, ungefähr 90 Prozent, in der Hand inländischer Gläubiger ist." Die Herabstufung sei eine Warnung, dass Japans Regierung aktiv werden müsse. "Sonst steht Japan irgendwann vor einem größeren Problem als Europa."
Die hohe Staatsverschuldung und das ausufernde Haushaltsdefizit Griechenlands hatte die Euro-Zone im Frühjahr 2010 in eine schwere Krise gestürzt. OECD-Angaben zufolge ist der Schuldenberg Japans 2011 mit 204 Prozent der Wirtschaftsleistung deutlich größer als der Griechenlands mit 137 Prozent oder der Irlands mit 113 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts