Wirtschaft

Ausblick "negativ" S&P zweifelt an den Briten

Der Stachel sitzt tief: Standard & Poor's zieht die Finanzkraft der Briten in Zweifel.

Der Stachel sitzt tief: Standard & Poor's zieht die Finanzkraft der Briten in Zweifel.

(Foto: REUTERS)

Am Kapitalmarkt bläst Premier Cameron eiskalter Wind entgegen: Die Ratingagentur Standard & Poor's sieht gravierende Auswirkungen seiner Sparpolitik. Die Analysten drohen, dem Vereinten Königreich die Bestnote "AAA" zu entziehen.

Am Südufer der Themse steht das höchste Riesenrad Europas: Von hier aus können Besucher die Hauptstadt einer weiteren hoch verschuldeten Industrienation betrachten.

Am Südufer der Themse steht das höchste Riesenrad Europas: Von hier aus können Besucher die Hauptstadt einer weiteren hoch verschuldeten Industrienation betrachten.

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Großbritannien mit der Aberkennung seiner Bestnote gedroht. Die Kreditwürdigkeit werde zunächst weiter mit "AAA" bewertet, teilte S&P mit. Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit werde jedoch von bisher "stabil" auf "negativ" gesenkt. Falls sich in den nächsten zwei Jahren die Staatsfinanzen schlechter entwickeln als erwartet, könnte es zu einer Herabstufung kommen.

Neben einer verzögerten und holprigen wirtschaftlichen Erholung stelle auch ein möglicherweise nachlassender politischer Ehrgeiz bei der Haushaltskonsolidierung eine Gefahr dar. S&P erwartet jetzt, dass der Schuldenstand des Landes im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) erst im Jahr 2015 seinen Höhepunkt erreichen wird.

Bisher hatte man eine Stabilisierung im Jahre 2014 erwartet. Bis zum Jahr 2015 wird der Schuldenstand von jetzt 85 Prozent der Wirtschaftsleistung auf 100 Prozent steigen, schätzten die Experten.

Weit entfernt von Griechenland

Zum Vergleich: In Deutschland lag die Schuldenquote nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat zuletzt bei 80,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das entspricht einem Schuldenberg von 2,087 Billionen Euro.

Euro / Britisches Pfund
Euro / Britisches Pfund ,87

Der EU-weite Durchschnitt liegt bei 82,5 Prozent der Wirtschaftsleistung. Innerhalb der Eurozone errechneten die Statistiker eine durchschnittliche Schuldenquote von 87,3 Prozent. Griechenland kommt im Vergleichszeitraum auf eine Schuldenquote von 170,6 Prozent.

Im Fall Großbritanniens sehen die S&P-Analysten nun offenbar gravierende Schwierigkeiten: Das britische Wirtschaftswachstum werde weiter durch die Sparpolitik der Regierung in London belastet. Eine ausbleibende wirtschaftliche Erholung könnte laut S&P zu steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Haushaltsausgaben führen.

Stolperstein für Cameron

Die Regierung von Premierminister David Cameron versucht, mit einer Sparpolitik die hohen Haushaltsdefizite unter Kontrolle zu bringen. Das drohende Ratingurteil dürfte Gegnern seiner Sparbemühungen neue Argumente verschaffen.

Zweifelhaft bleibt allerdings, ob London mit verstärkten Staatsausgaben die Wirtschaftskraft des Landes wirklich nachhaltig ankurbeln könnte. Schließlich haben nicht zuletzt auch die kreditfinanzierten Konjunkturprogramme der vergangenen Jahrzehnte erst den Weg in die Staatsverschuldung bereitet.

Für Fachleute kommt die neue Einschätzung der Ratingagentur nicht überraschend: Die beiden übrigen großen Ratingagenturen Moody's und Fitch hatten ihre Bestnote bereits zu Jahresbeginn mit einem negativen Ausblick versehen. S&P vergibt in der EU nur noch an sieben Länder die Bestnote "AAA". Dazu zählt auch Deutschland.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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