"Menschen, die anders denken" SAP stellt Autisten ein
21.05.2013, 10:16 Uhr
Populäres Beispiel: Im Kinofilm "Rain Man" von 1988 spielt Dustin Hoffman (l.) einen Menschen mit besonderen Begabungen.
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Im Kampf um außergewöhnliche Spezialtalente wagt die Walldorfer Softwareschmiede einen unkonventionellen Ansatz: Der Dax-Konzern schreibt Stellen für Menschen mit Inselbegabungen aus. Insgesamt will SAP in den kommenden Jahren hunderte Mitarbeiter mit autistischen Störungen beschäftigen.

Luisa Deplazes Delgado: Im SAP-Vorstand zuständig für "Human Resources" und "Labor Relations".
(Foto: CarinaKircher.de)
Europas größter Softwarekonzern sucht Spezialisten mit ganz besonderen Fähigkeiten: SAP will eigenen Angaben zufolge in den kommenden Jahren Hunderte Autisten einstellen, um sie zu Softwaretestern und Programmierern auszubilden. Die besonders veranlagten Mitarbeiter dürften dabei schon recht bald eine starke Gruppe bilden: In den kommenden Jahren soll ihre Zahl wachsen, bis sie einen nicht unwesentlichen Anteil der Belegschaft ausmachen.
Das Ziel erscheint ehrgeizig: Bis zum Jahr 2020 sollen ein Prozent der weltweit zuletzt rund 65.000 Mitarbeiter von SAP Menschen mit autistischen Störungen sein, teilte das Walldorfer Unternehmen mit. Die Vorgabe ist nicht aus der Luft gegriffen: Schätzungen zufolge leidet in der Bevölkerung etwa der gleiche Anteil an Autismus.
SAP suche "Menschen, die anders denken", erklärte Personalchefin Luisa Delgado den Ansatz. Die Idee selbst geht dabei auf eine Initiative aus Dänemark zurück: Der Dax-Konzern arbeitet mit Specialisterne ("Specialist People Foundation") zusammen, einer sozial engagierten Zeitarbeitsfirma, die sich zum Ziel gesetzt hat eine Million Autisten, die intellektuell nicht eingeschränkt sind, ins Arbeitsleben zu bringen.
Umsatzrelevantes Sozialengagement
Erste Erfahrungen aus der Praxis bestärken die Konzernführung: SAP beschäftigt bereits seit 2011 Autisten in seinem Entwicklungslabor in Indien, im vergangenen Jahr startete ein weiteres Pilotprojekt mit Specialisterne in Irland. Dem sollen nun acht weitere Länder folgen. Im laufenden Jahr startet SAP das Programm in Deutschland, den USA und Kanada.
Für SAP sei das Projekt eine Chance, im weltweiten Kampf um talentierte IT-Mitarbeiter besonders spezialisierte Menschen zu finden, sagte Anka Wittenberg, die bei SAP für Vielfalt und Integration zuständig ist. Der Softwarekonzern habe die Erfahrung gemacht, dass in besonders durchmischten Teams nicht nur die Produktivität steige, sondern auch die Kundenzufriedenheit.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa