Betrugsfall Madoff SEC handelte dilettantisch
05.09.2009, 15:25 UhrEin Untersuchungsbericht über das dilettantische Vorgehen der US-Börsenaufsicht SEC im Betrugsfall Madoff hat Forderungen nach einer Reform der Behörde Nachdruck verliehen. Laut dem 457 Seiten umfassenden Bericht, den SEC-Generalinspektor David Kotz in der Nacht auf Samstag komplett vorlegte, arbeiteten unerfahrene Mitarbeiter der Behörde ohne das nötige Fachwissen an dem Fall. Die Führung der Securities and Exchange Commission (SEC) wusste von den Kontrollen ihrer Nachwuchskräfte nichts.
Den Angaben zufolge kontrollierte die SEC die Firma des Finanzjongleurs in 16 Jahren insgesamt fünf Mal, ohne Verdacht zu schöpfen. So konnte Bernard Madoff sein milliardenschweres Schneeballsystem trotz glaubwürdiger und konkreter Hinweise fortführen. Dabei nutzte der frühere Nasdaq-Chef offenbar seine Bekanntheit in der Finanzbranche und schüchterte die jungen Kontrolleure zudem dadurch ein, dass er ihnen von Verbindungen zu führenden SEC-Managern erzählte.
Die neue SEC-Chefin Mary Schapiro räumte ein, die Behörde habe im größten Betrugsfall in der Geschichte der Wall Street versagt. Nötige Reformen seien jedoch auf dem Weg. Basierend auf dem Untersuchungsbericht von Kotz will sich auch der US-Kongress mit der Affäre befassen. Der Bericht zeige, dass neue Gesetze notwendig seien, sagte der Abgeordnete Paul Kanjorksi. Er fordert wie Schapiro, Informanten zu belohnen, die der SEC Hinweise über Betrugsfälle zuspielen. Madoff hatte Anleger um bis zu 65 Mrd. Dollar geprellt und war Ende Juni zu 150 Jahren Haft verurteilt worden.
Quelle: ntv.de, rts