Keine Angst vor China oder Bosch SMA als Krisengewinner
18.01.2012, 11:51 Uhr
SMA spielt eine sehr gute Rolle im Wechselrichtermarkt. Die Bauteile wandeln den Gleichstrom aus den Zellen in Wechselstrom um und sind daher Kernstück einer Solaranlage.
(Foto: picture alliance / dpa)
Überkapazitäten, Preisdruck durch chinesische Konkurrenten und eine bereits rollende Insolvenzwelle: Die deutschen Solarfirmen kämpfen um ihre Vormachtstellung und ihr Überleben. Aber es gibt auch Ausnahmen. SMA Solar fürchtet weder die asiatische Konkurrenz noch die deutsche.
Schweirig, aber machbar - so fasst SMA Solar den Ausblick der Solarbranche zusammen. SMA, Weltmarktführer bei Wechselrichtern, erwartet ein weiteres schwieriges Jahr für die Branche. Es gebe viele Unsicherheiten, sagte SMA-Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon. Die Euro- und Schuldenkrise mache die Finanzierung für solare Großprojekte schwierig, zudem werde in Deutschland die Einspeisevergütung drastisch gesenkt. "In Deutschland wird der Markt wahrscheinlich rückläufig."
Dagegen seien die USA, Indien und Japan sehr attraktive Märkte. "Mit 21 Auslandsgesellschaften ist die SMA so aufgestellt, dass sie von der weltweiten Entwicklung profitiert", betonte Urbon. Für Deutschland rechne er damit, dass man in fünf Jahren mit Solarstrom wirtschaftlich arbeiten könne, also ohne Förderung.
Aktiv im Kernbereich
SMA Solar ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von weltweit 35 Prozent die Nummer eins im Segment Wechselrichter. Die Bauteile wandeln den Gleichstrom aus den Zellen in Wechselstrom um und sind daher Kernstück einer Solaranlage.
Die Branche sei 2011 von einer Phase enormen Wachstums "in den Gleitflug" übergegangen, sagte Urbon. Das merkte auch der Branchenprimus SMA: Der Umsatz sank 2011 nach vorläufigen Zahlen auf 1,7 Mrd. Euro nach 1,9 Mrd. im Rekordjahr 2010. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liege über 240 Mio. Euro (2010: 516,8 Mio. Euro).
Langfristig sehr positiv
Eine Prognose für 2012 wagte das im TecDax notierte Unternehmen nicht. Die langfristige Entwicklung der Branche sehe er aber sehr positiv, sagte Urbon. Das weiter sinkende Preisniveau sowie die niedrigen Zinsen machten Photovoltaik-Anlagen in vielen Ländern interessant.
Konkurrenz aus Fernost fürchte er im Gegensatz zu anderen deutschen Unternehmen der Branche nicht, sagte Urbon. SMA setze vor allem auf eine gute Qualität, kompetenten Service und ein vollständiges Produktspektrum für verschiedene Anforderungen weltweit. "Auf diese Alleinstellungsmerkmale bauen wir", sagte Urbon.
Keine Angst vor Bosch
Der Großkonzern Bosch, der die Wechselrichtersparte von Conergy übernommen hatte, werde als Wettbewerber zwar ernst genommen. Sorge habe er aber nicht, sagte Urbon. "Bosch hat eine gute Reputation und Kompetenz. Wir aber arbeiten daran, unseren Technologievorsprung noch weiter auszubauen, um das Feld weiter anzuführen." Der Einstieg von Investoren sei kein Thema. SMA habe eine hohe Liquidität und könne ohne Hilfe von Banken agieren. "Die finanzielle Unabhängigkeit hat sich bewährt und ist kein Zufall."
Urbon geht von einer starken Konsolidierung des Marktes aus, schloss aber Übernahmen bis auf weiteres aus. "Gerade im Wechselrichtermarkt gibt es 300 bis 400 Player. In ein paar Jahren werden es deutlich weniger sein, weil viele Nischenanbieter sich technische Innovationen nicht mehr leisten können", prophezeite er. Viele suchten bereits jetzt neue Partner. "Es macht für uns aber keinen Sinn, kleinere Player zu kaufen, da gibt es keine Skaleneffekte."
Quelle: ntv.de, Timo Lindemann, dpa