Gerücht um Novaled-Übernahme Samsung sondiert in Dresden
30.07.2013, 12:57 Uhr
Plausible Gerüchte: Das Vorhaben zeige, so heißt es am Markt, "wie aggressiv Samsung vorgeht und das Geschäft ausbaut".
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Mit aller Macht kämpft der koreanische Elektronikriese Samsung um die Vorherrschaft bei organischen Leuchtdioden. Bald schon könnte der Apple-Rivale als zukunftsweisender Arbeitgeber in Ostdeutschland auftreten.

Leuchtstark, dünn, bunt, effizient und biegsam: OLEDs aus Dresden sind für Bildschirmhersteller das nächste große Ding.
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Der koreanische Elektro-Konzern Samsung steht offenbar kurz vor der Übernahme des Dresdner High-Tech-Spezialisten Novaled. Bislang unbestätigten Berichten zufolge wollen die Südkoreaner den Hersteller von organischen Leuchtdioden (OLED) übernehmen, um ihre Geschäfte mit der nächsten Generation von TV- und Mobilfunk-Displays zu stärken. Der ostdeutsche Dioden-Produzent werde dabei mit mehr als 200 Millionen Dollar (mehr als 150 Millionen Euro) bewertet, hieß es bei "Bloomberg" und im "Wall Street Journal Deutschland". Beide Berichte beriefen sich auf nicht näher benannte Informanten aus dem Umfeld des Unternehmens.
Die 2001 von der TU Dresden und dem Fraunhofer Institut gegründete Novaled AG produziert organische Materialien für OLEDs für Leuchten und den Einsatz in Displays. Samsung ist größter Kunde des Unternehmens und hält bereits rund 10 Prozent der Anteile. Für den Rest habe der südkoreanische Konzern ein Vorkaufsrecht, sagen Insider. Bei dem kolportierten Kaufpreis von mehr als 200 Millionen Dollar würde Novaled etwa mit dem Zehnfachen des Umsatzes von rund 17 Millionen Euro aus dem Jahre 2011 bewertet.
Ein Sprecher der Samsung-Tochter Cheil Industries, die Novaled kaufen würde, erklärte auf Anfrage, man habe eine Übernahme geprüft, es sei aber noch keine abschließende Entscheidung gefallen. Sprecher von Novaled lehnten einen Kommentar zunächst ab.
Große Chancen für OLED
Organische Leuchtdioden sind leuchtende Dünnschichtbauelemente aus organischen, halbleitenden Materialien, die Licht auf diffuse Weise abstrahlen. Aktuell beherrschen zwar noch herkömmliche LED-Bildschirme das Geschäft auf dem Weltmarkt. Doch Experten räumen der OLED-Technologie große Chancen ein. Die neuen Displays arbeiten unter anderem effizienter im Energieverbrauch, was gerade bei mobilen Anzeigegeräten wie zum Beispiel Tablets große Vorteile mit sich bringt.
Branchenkennern zufolge können OLED-Displays im Vergleich zu herkömmlicher Technik bis zu 40 Prozent Strom einsparen, wenn sie in Smartphones und bei Fernsehern eingesetzt werden. Dazu kommt: Dank neuer Herstellungstechniken benötigen OLED-Bildschirme deutlich weniger Platz. Die bildgebende Oberfläche ist nicht viel dicker als ein Blatt Papier.
"Strategische Belastung" für Osram
An der Börse nahmen Anleger die Gerüchte durchaus ernst: Händler stuften die mögliche Übernahme von Novaled durch eine Samsung-Tochter zunächst vor allem als Belastungsfaktor für den deutschen Leuchtenhersteller Osram ein. "Damit schnappt sich Samsung direkt im Heimatmarkt von Osram ein Hightech-Unternehmen vor der Nase weg", meinte ein Händler. Novaled hätte eine klare Ergänzung für Osram im OLED-Bereich darstellen können.
"Natürlich ist das keine Nachricht für einen Tag, aber sie zeigt wie aggressiv Samsung vorgeht und das Geschäft ausbaut, das ist eine strategische Belastung", warf ein anderer Händler ein. Osram schienen wegen des Sparprogramms die Hände gebunden gewesen zu sein: "Einzig positive Nachricht daran ist die extrem hohe Bewertung von mehr als dem zehnfachen Umsatz", so der Händler weiter. Dies könnte eventuell stützend auf den Osram-Kurs wirken. Nach einem verhaltenen Auftakt mit zeitweise leichten Kursgewinnen drehten die Aktien von Osram im Verlauf ins Minus und gaben im Tagestief bis zu 1,4 Prozent ab auf 27,25 Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ