Enttäuschung trotz Milliardengewinn Samsung vermasselt Jahresstart
07.01.2014, 15:19 Uhr
In Seoul geht eine Frau an einer Samsung-Werbung vorbei.
(Foto: AP)
Das Jahr kann für Samsung nur besser werden. Erst vertreibt der zu schnelle Teleprompter einen Hollywood-Starregisseur bei einer wichtigen Präsentation von der Bühne. Später präsentiert der Konzern einen Ausblick, der alles andere als berauschend ist.
Für Samsung sollte Glanz von Hollywood von der Bühne strahlen. Doch der PR-Auftritt von "Pearl Harbour"-Regisseur Michael Bay gerät zu einem Debakel. Eigentlich wolle er erzählen, was er an einem neuen TV-Gerät des südkoreanischen Herstellers Samsung mit einem riesigen gebogenen Bildschirm besonders klasse findet. Bay begann allerdings den Text vom Teleprompter vorzulesen, noch bevor ein Manager des Unternehmens die entsprechende Frage vorgelesen hatte. Als dieser sie doch noch dazwischenschob, war der Teleprompter schon weitergeeilt und Bay verlor völlig den Faden. Nach wenigen gestammelten Satzfetzen murmelte der Regisseur "Entschuldigung" und floh von der Bühne.
Konsequenterweise war die anschließend präsentierte Einschätzung zur Geschäftslage des Konzerns aus Südkorea auch kein voller Erfolg. Im Gegenteil. Samsung scheffelt quartalsweise zwar noch immer Milliarden, doch der Gewinn wird im vierten Quartal wohl kräftig schrumpfen. Der größte Produzent von Speicherchips, Fernsehern und Handys geht nunmehr davon aus, im vierten Quartal umgerechnet 5,7 Milliarden Euro zu verdienen und damit rund sechs Prozent weniger als vor einem Jahr. Im Vergleich zum dritten Quartal wäre das sogar ein Rückgang von mehr als 18 Prozent.
Die Margen schrumpfen
Damit scheinen sich die Befürchtungen viele Anleger zu bestätigen, liegen die Ursachen des Gewinnrückgangs doch auf der Hand. So hatte Samsung jüngst geschätzt eine Milliarde Dollar zum 20. Jahrestag der "New Management"-Strategie an seine Mitarbeiter ausgeschüttet. Konzernchef Lee Kun-hee hatte 1993 seine Manager aufgefordert, alles auszuwechseln "mit Ausnahme der eigenen Frauen und Kinder", um Samsung von einem regionalen Fernseh-Hersteller zum weltweiten Technologie-Führer zu machen. Seitdem hat Samsung Sony bei Fernsehern, Nokia bei Mobiltelefonen und Apple bei Smartphones überholt.
Doch seit dem vergangenen Jahr nimmt das Wachstumstempo in Samsungs Geschäft mit mobilen Geräten ab. Einerseits bröckeln die durchschnittlichen Verkaufspreise für Smartphones, andererseits wird das Marketing immer teurer, was auf die Margen drückt. Dafür ist auch der starke Rivale Apple etwa auf den Märkten in den USA und Japan verantwortlich. Viele Analysten erwarten nur noch einen leichten Gewinnanstieg in der Sparte Smartphones, die zwei Drittel zum operativen Gewinn des Konzerns beiträgt. Manche Experten halten gar einen leichten Gewinnrückgang für möglich.
Das Unternehmen versucht gegenzusteuern: Im September erst brachte es die High-Tech-Uhr Galaxy Gear auf den Markt. Die Ertragskraft stieg dadurch trotzdem nicht. Samsung bewirbt das Gerät jedoch auch weiterhin heftig im In- und Ausland und lässt Stars und Spitzensportler die Uhr in Werbespots vorführen.
Starker Won belastet
Damit nicht genug der Probleme: Analysten warnen, dass die zunehmenden Wechselkursschwankungen zwischen dem Won und Leitwährungen wie dem US-Dollar und dem japanischen Yen im laufenden Jahr die Einnahmen schmälern könnten. Verteuert sich der Won, sind Samsungs Produkte im Ausland gegenüber denen von Apple oder Sony weniger attraktiv. Sinkt das Umtauschverhältnis je US-Dollar um durchschnittlich 10 Won, könnte Samsung jährlich bis zu 600 Milliarden Won (rund 412 Millionen Euro) weniger einnehmen, schätzt Lee Seung-woo, Analyst beim Finanzdienstleister IBK Securities.
Laut Analysten wird der Konzern in diesem Jahr wohl auch mehr Geld für Prozesskosten mit Apple beiseitelegen müssen. Die beiden Tech-Riesen streiten seit Jahren an Gerichtshöfen weltweit über Patentverletzungen. Nach einer Niederlage vor einem Bundesgericht in Kalifornien schuldet Samsung Apple noch fast eine Milliarde Dollar Schadensersatz.
Konstante Gewinne aus dem Geschäft mit Speicherchips werden die mögliche Einnahmedelle in diesem Jahr jedoch klein halten. Samsung beherrscht den Markt für Speicherchips, und wegen dieser dominanten Stellung kann das Unternehmen die Chips kostengünstiger herstellen.
Aktionäre von Samsung reagierten auf den gedämpften Ausblick entsprechend gelassen. Nach schwachem Start arbeitete sich die Aktie in Seoul wieder vor und schloss lediglich 0,2 Prozent im Minus.
Quelle: ntv.de, mit dpa/rts/DJ