Wirtschaft

Intervention bei Clio-Produktion Sarkozy faltet Ghosn zusammen

Das Vorhaben von Renault, den Clio nur noch in der Türkei fertigen zu lassen, ruft Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy auf den Plan. Nach seinem Gespräch mit Konzernchef Carlos Ghosn kippt der Autobauer seine Pläne.

Carlos Ghosn (links) muss sich im Élyséepalast so Einiges anhören.

Carlos Ghosn (links) muss sich im Élyséepalast so Einiges anhören.

(Foto: Reuters)

Nach heftigen Protesten der französischen Regierung hat der Autobauer Renault von Plänen Abstand genommen, den Kleinwagen Clio künftig nur noch in der Türkei zu fertigen. Konzernchef Carlos Ghosn versicherte Staatspräsident Nicolas Sarkozy, die vierte Clio-Generation weiter auch in Flins bei Paris zu bauen.

Außerdem soll mit den französischen Zulieferern darüber gesprochen werden, wie man mehr Komponenten aus Frankreich verwenden kann. Das teilte der Élyséepalast unmittelbar nach Ende des Treffens am Wochenende mit.

Ghosn verließ den Präsidentenpalast nach einer guten Stunde wortlos. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes hatte Paris noch zuvor gemahnt, sich an die Wettbewerbsregeln der Union zu halten. Industrieminister Christian Estrosi hatte dagegen erklärt: "Wir haben das Recht zu fordern, dass man einen Renault, den man in Frankreich verkauft, auch in Frankreich baut." Sarkozys Gespräch mit Ghosn sei entscheidend. An dem Gespräch nahm auch Estrosi teil.

Frankreich hatte Renault 2009 mit drei Milliarden Euro durch die Krise geholfen. Der Élyséepalast erinnerte daran, dass der Staat auch den Aufbau einer Produktion von Elektroautos in Flins mitfinanziert. Außerdem fördere Paris den Absatz des E-Autos steuerlich und mit Infrastrukturmaßnahmen.

"Wirtschaftspatriotismus unangebracht"

Allerdings hat die französische Regierung rein rechtlich nur noch wenig Einfluss auf den einstigen Staatskonzern. Der Staat hält 15,01 Prozent des Kapitals und 18,32 Prozent der Stimmrechte. Das bringt ihm zwei von 17 Sitzen im Verwaltungsrat. Zudem bildet Renault mit Nissan einen Doppelkonzern, der seit 2009 strategische Entscheidungen in der niederländischen Renault-Nissan BV abstimmt. Ghosn ist auch Nissan-Chef.

Nicolas Sarkozy macht die Clio-Produktion zur Chefsache.

Nicolas Sarkozy macht die Clio-Produktion zur Chefsache.

(Foto: REUTERS)

Selbst Renault alleine ist nicht rein "französisch". Nur jedes vierte Auto wird in Frankreich montiert. Sechs von zehn in Frankreich verkauften Autos stammen aus ausländischen Werken. Die Regierung in Paris will nicht nur die Endmontage in Frankreich, sondern auch möglichst viel französische Teile im Auto. Das Elektroauto Zoé, das nun neben dem Clio in Flins bei Paris vom Band rollen soll, könnte laut Estrosi schnell mit 60 Prozent Teilen aus dem Ausland gebaut werden. Renault habe sich aber verpflichtet, binnen zwei Jahren den Inlandsanteil von 40 auf 70 Prozent zu erhöhen.

"Dieser Wirtschaftspatriotismus ist sehr unangebracht", meint Elie Cohen vom Pariser Forschungsinstitut CNRS. Paris sei gegenüber Brüssel verpflichtet. Dazu komme die negative Wirkung auf die Türkei, wo 2009 mehr Clio 3 gefertigt wurden als in Frankreich. In der Öffentlichkeit kommt die Forderung "Baut französisch" dagegen gut an. Der Chef der Gewerkschaft CGT, Bernard Thibault, warf Renault sogar wegen der Pläne zur Produktionsverlagerung "Erpressung" vor. Der "Figaro" verweist auf den Einsatz von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Opel-Werke in Deutschland und schreibt: "Die Regeln haben sich geändert und Renault entdeckt die neuen Zwänge."

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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