Pariser Defizit schrumpft Sarkozy feiert Sparerfolg
30.03.2012, 10:02 Uhr
Paris, Stadt der Liebe - und des unverhofft geringen Staatsdefizits.
(Foto: AP)
Darauf hat Nicolas Sarkozy gewartet: Mitten im laufenden Wahlkampf stellt sich die Schuldensituation des Landes weniger dramatisch dar als bislang berechnet. Und es kommt noch besser: Die Konsumlaune der Verbraucher erwacht. Ist das die Trendwende?
Das Defizit im französischen Staatshaushalt ist im vergangenen Jahr deutlich stärker zurückgegangen als vorhergesagt. Der Fehlbetrag sank auf 5,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie Staatspräsident Nicolas Sarkozy selbst bekannt gab. Damit weitet sich die Neuverschuldung des Euro-Landes weniger stark aus als befürchtet. Für Sarkozy persönlich ist das ein sehr erfreuliche Nachricht: Der Präsident befindet sich im um eine zweite Amtszeit und muss nach aktuellen Umfragen eine Niederlage gegen den Sozialisten befürchten.
Als Zielgröße für das Staatsdefizit hatte die Regierung zuvor einen Wert von 5,7 Prozent angegeben. 2010 lag das Defizit noch bei 7,1 Prozent. Frankreich steht wegen seines hohen Defizits seit Monaten unter Druck. Die Entwicklung dieser Kenngröße im Staatshaushalt spielt dabei nicht nur innenpolitisch, sondern auch in den Diskussionen auf europäischer Ebene und unter Investoren eine wichtige Rolle. Finanzminister Francois Baroin kann gestärkt .
Erst im Januar musste Frankreich in der Bonitätsbewertung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die . Daran hatten sich in Paris und den übrigen Hauptstädten Europas Sorgen um möglicherweise stark steigende Kreditkosten und eine Ausweitung der Schuldenkrise auf Frankreich angeschlossen.
Unter dem Druck des Kapitalmarkts und angesichts einer sich eintrübenden Wirtschaftslage musste die französische Regierung im vergangenen Jahr innerhalb weniger Monate zwei Sparprogramme ankündigen, um die Ziele beim Schuldenabbau doch noch einhalten zu können. Frankreich hat zugesagt, das Defizit bis 2013 auf 3 Prozent des BIP zu drücken. Diese Marke darf laut dem Maastricht-Vertrag der EU eigentlich nicht überschritten werden. Für dieses Jahr will Frankreich den Wert 4,6 Prozent erreichen.
Franzosen auf Einkaufstour
Zeitgleich zum sinkenden Staatsdefizit konnte die Statistikbehörde Insee noch ein positives Konjunktursignal beisteuern: Das kalte Wetter ließ im Februar den privaten Konsum in Frankreich - gemessen an den Käufen industrieller Erzeugnisse - deutlich steigen.
Die frische Witterung habe zu einem starken Zuwachs bei den Ausgaben der Verbraucher für geführt, erklärten die Insee-Experten. Aber auch bei Lebensmitteln und Bekleidung wurden deutliche Umsatzzuwächse verzeichnet.
Der private Verbrauch legte gegenüber dem Vormonat um 3,0 Prozent zu. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren es plus 0,5 Prozent. Volkswirte hatten im Mittel einen monatlichen Zuwachs um lediglich 0,5 Prozent prognostiziert und auf Jahressicht einen Rückgang um 2,2 Prozent erwartet.
Die Ausgaben für Energieprodukte (Strom, Erdgas, Heizöl) zogen im Vergleich zum Vormonat um 11,7 Prozent an nach plus 2,3 Prozent im Januar. Bei Textilien und Leder wurde im Zuge eines steigenden Absatzes von Winterkleidung ein Anstieg um 5,7 Prozent verzeichnet nach einem Minus um 2,5 Prozent im Januar.
Die Ausgaben für langlebige Güter gingen auf Monatssicht um 0,7 Prozent zurück nach einem Minus von 4,7 Prozent im Januar. Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa