Wirtschaft

"Unanständiges Verhalten" Sarkozy prangert Banken an

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy prangert zum Auftakt des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos die Auswüchse des "Finanzkapitalismus" an. Aufgabe der Banken sei es nicht zu spekulieren, sondern die Entwicklung der Wirtschaft zu finanzieren. Führende Banker warnen unterdessen vor nationalen Alleingängen bei der Regulierung.

Nimmt die Finanzbranche energisch ins Gebet: Nikolas Sarkozy

Nimmt die Finanzbranche energisch ins Gebet: Nikolas Sarkozy

(Foto: REUTERS)

Die Globalisierung sei in der Finanzbranche außer Kontrolle geraten, sagte Sarkozy in seiner Eröffnungsrede. Nötig seien neue internationale Regeln. Daher unterstütze er die Pläne von US-Präsident Barack Obama zur Bankenkontrolle. Aufgabe der Banken sei es nicht zu spekulieren, sondern die Entwicklung der Wirtschaft zu finanzieren, so der Präsident. Zugleich kritisierte er "exzessive Profite" in der Branche. Das Verhalten vieler Leute in diesem Bereich sei "unanständig".

Bei der Einführung neuer Regeln für die Finanzmärkte forderte Sarkozy ein abgestimmtes Vorgehen der Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20). Wenn Frankreich im kommenden Jahr den Vorsitz über G-8 und G-20 habe, werde er das Thema auf die  Tagesordnung setzen.

Keine Alleingänge

Zumindest mit der Forderung nach Abstimmung dürfte Sarkozy den Wünschen der Finanzbranche entgegenkommen. Führende Banker warnten zuvor auf dem Weltwirtschaftsforum vor nationalen Alleingängen bei der Regulierung von Finanzinstituten. Wenn jedes Land eigene Vorschriften schafft, führe das nur zur Kapitalflucht, mahnt etwa Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. "Am Ende könnten wir alle die Verlierer sein, wenn wir keine effizienten Märkte mehr haben", sagte Ackermann. Barclays-Chef Bob Diamond kritisierte, die Vorstöße in den USA und Großbritannien könnten internationale Lösungen behindern. Beide Länder hätten wegen bevorstehender Wahlen zunehmend einen stärkeren Fokus auf die Innenpolitik.

Warnt vor übereilten Vorstößen: Deutsche-Bank-Chef Ackermann

Warnt vor übereilten Vorstößen: Deutsche-Bank-Chef Ackermann

(Foto: dpa)

Beim Treffen der Elite aus Politik und Wirtschaft steht vor allem die Bankenregulierung nach der Finanzkrise im Mittelpunkt. US-Präsident Barack Obama hatte vergangene Woche angekündigt, das Geschäft von Banken begrenzen zu wollen. Vor allem den oft riskanten Eigenhandel der Institute will er verbieten. Zudem sollen die Häuser keine Hedgefonds mehr fördern oder besitzen dürfen. Die britische Regierung hingegen fordert eine einmalige Sondersteuer auf Banker-Boni über 25.000 Pfund. Die anglo-amerikanischen Vorstöße seien nicht förderlich, mahnte Diamond. Vielmehr gebe es die Gelegenheit, auf Ebene der G-20 konstruktiv zu arbeiten.

Auch Ackermann warnte vor Alleingängen von Regierungen. "Wenn jedes Land dieser Welt eigene Vorschriften erlässt, schafft das mehr Komplexität und die Aufsicht über Finanzinstitute wird erschwert." Einschränkungen des Bankgeschäfts führten in die Irre, da sie nur die Gefahr erhöhten, dass manche Anbieter in unregulierte Kapitalmärkte flüchteten, mahnte der Deutsche-Bank-Chef. Dadurch sei am Ende die gesamte Weltwirtschaft gefährdet.

Charles Dallara, Chef einer Lobbygruppe großer weltweit tätiger Banken, erklärte, Obamas Vorschläge könnten bei einem US-Alleingang ihr Ziel verfehlen. Bundesbank-Präsident Axel Weber äußerte sich zurückhaltend. Die Pläne, mit denen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken beschnitten werden solle, gingen zwar in die richtige Richtung. Europa habe aber mit dem Universalbankensystem gute Erfahrungen gemacht, betonte Weber. Obama favorisiert eine Trennung zwischen dem klassischen Bankgeschäft der Einlagenverwaltung und Kreditvergabe von Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking.

Teilunterstützung von Zentralbankern

Die vorgesehene Begrenzung des Bankenhandels und der Größe einzelner Institute bezeichnete EZB-Präsident Jean-Claude Trichet als wichtig und interessant. Die Europäische Zentralbank prüfe die Vorschläge sorgfältig. "Sie gehen in dieselbe Richtung wie unsere eigene Position", sagte Trichet dem "Wall Street Journal". Trichet betonte zugleich die Bedeutung einer Koordinierung auf Ebene der G20 und des Finanzstabilitätsrates (FSB). Auch der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Jaime Caruana, plädierte für eine bessere globale Zusammenarbeit bei der Regulierung.

Der renommierte US-Ökonom Nouriel Roubini, der 2008 vor der Finanzkrise gewarnt hatte, sieht wegen der laxen US-Geldpolitik bereits die nächste Blase bei den Vermögenspreise heraufziehen und damit auch die nächste Pleite. "Es ist zu viel geworden und zu schnell. Und die US-Geldpolitik wird in den Rest der Welt exportiert." Die Notenbanken hatten weltweit die Geldschleusen geöffnet und Finanzmärkte und Wirtschaft vorm Kollaps gerettet.

An dem bis Sonntag dauernden Weltwirtschaftsforum in dem exklusiven schweizerischen Skiort nehmen rund 2.500 ranghohe Manager, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft teil. Diskutiert werden soll dabei über Wege, den Aufschwung nach der Krise zu verstetigen. Auch der Wiederaufbau von Haiti nach dem schweren Erdbeben und der Klimawandel sind Themen.

Quelle: ntv.de, sla/AFP/rts

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