Positive Überraschung Sattes Industrie-Auftragsplus
07.07.2009, 17:00 UhrNach einem überraschend starken Auftragsplus für die deutsche Industrie steigt die Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt. Im Mai stiegen die Ordereingänge gegenüber dem Vormonat um 4,4 Prozent und damit weit stärker als Ökonomen erwartet hatten. Das ist der größte Zuwachs in einem Monat seit Juni 2007. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fielen die Auftragseingänge aber noch deutlich.
Wie das Wirtschaftsministerium in Berlin weiter mitteilte, nahmen nach vorläufigen Zahlen die Inlands- sowie die Auslandsbestellungen im Vergleich zum Vormonat um 3,9 beziehungsweise 5,2 Prozent zu.
Die Ordereingänge erhöhten sich damit das drtte Mal in Folge. Im April hatten sie nach leichter Korrektur nach oben um 0,1 Prozent zugenommen. "Die Aussichten auf eine breiter angelegte Stabilisierung der Industrieproduktion haben sich damit gefestigt", heißt es weiter. Volkswirte hatten für Mai mit einem Orderplus von lediglich 0,8 Prozent gerechnet. Zieht man den Vergleich zum Vorjahresmonat heran, so zeigt die Statistik im Mai ein erhebliches Minus bei den Auftragseingängen von fast 30 Prozent, im April waren es aber sogar noch über 37 Prozent.
Zarte Hoffnung
Verbände und Volkswirte sprachen von ersten Schritten in Richtung Normalität. DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier forderte zugleich: "Dieses zarte Pflänzchen darf jetzt nicht durch übergroße Zurückhaltung durch die Hausbanken ausgetrocknet werden". Viele Unternehmen benötigten für die neuen Aufträge Kredite.
Aus Sicht der Commerzbank hat mit dem Auftragsplus "wohl auch der erste harte Konjunkturindikator die Wende vollzogen". Es mehrten sich die Zeichen, dass zur Jahresmitte der Tiefpunkt erreicht sei, sagte Analyst Ralph Solveen. Für das zweite Halbjahr zeichne sich eine Erholung der deutschen Wirtschaft ab.
Andreas Rees von UniCredit sprach von einem "enormen Comeback" der deutschen Industrie. Das Auftragsplus sei "mehr als Zufall oder ein Ausreißer". Die Chancen für einen Konjunkturaufschwung in Form einer "V"-Kurve nach der Sommerpause seien gestiegen.
Die Auftragseingänge gelten neben der Industrieproduktion - die Zahlen folgen an diesem Mittwoch - als ein wichtiger Frühindikator für den weiteren Konjunkturverlauf. Profitiert hat im Mai besonders die Automobilbranche. Positive Signale kamen aber auch aus anderen Industriebereichen.
Das Ministerium verwies darauf, dass der Anteil an Großaufträgen für einen Mai "leicht überdurchschnittlich" gewesen sei. Bei den Auslandsaufträgen zogen den Angaben zufolge vor allem Bestellungen außerhalb der Euro-Zone an (plus 8,2 Prozent). Mehr Aufträge verbuchten insbesondere Hersteller von Investitionsgütern - ein Plus von 5,9 Prozent. Hierzu zählt auch die Produktion von Kraftwagen und Kfz-Teilen, wo 9,8 Prozent mehr bestellt wurde.
Im weniger schwankungsanfälligen und damit aussagekräftigeren Zweimonatsvergleich (April/Mai gegenüber Februar/März) erhöhte sich die Nachfrage nach Industrieprodukten um 4,2 Prozent. Die Inlandsnachfrage stieg deutlich um 3,9 Prozent und die aus dem Ausland um 4,5 Prozent. Ihren Vorjahresstand unterschritten die Auftragseingänge in der Industrie im Zweimonatsvergleich (April/Mai) allerdings um 33,5 Prozent. Die Inlandsbestellungen lagen um 29,5 und die Auslandsbestellungen um 36,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Quelle: ntv.de, wne/dpa