Wirtschaft

Schluss mit dem Rabatt-Chaos Schafft die Bahncard ab!

Wer eine Zugfahrt bucht und dabei nur 20 Prozent spart, hat sich über den Tisch ziehen lassen. Die Bahnpreise sind ein einziges Chaos und ungerecht dazu. Es wäre an der Zeit, damit aufzuräumen.

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Weg damit: Statt der Rabattkarte sollte die Bahn realistische Preise einführen.

(Foto: dpa)

Im ICE zwischen Berlin und Köln, wenn es nach zwei Stunden immer langweiliger wird, erzählt man sich die tollsten Geschichten. Neulich, raunte mal einer, habe jemand 117 Euro dafür bezahlt, um hier sitzen zu dürfen. 117 Euro für die Strecke Berlin-Köln in vier Stunden und 23 Minuten. Das ist der Normalpreis, Sitzplatzreservierung nicht inbegriffen.

Wer diesen Preis zahlt, hat sich reinlegen lassen. Wenn man die Reise auf bahn.de bucht, bekommt man eine Einsteiger-Bahncard 25 angeboten, die mit 19 Euro weniger kostet, als man durch sie spart (29,25 Euro).

Die Tarife sind so kompliziert, dass nur noch Bahn-Enthusiasten durchblicken. Sechs verschiedene Bahncards gibt es plus Sonderaktionen wie die Einsteiger-Bahncard, die Jugend-Bahncard oder die Sieger-Bahncard, deren Preis man zurückbekam, wenn man den richtigen Fußball-Weltmeister tippte. Je nachdem, welche Karte man wählt, kann man seinen Rabatt auch mit dem Europa-Spezial-Tarif und dem Sparpreis kombinieren.

Wer einfach gelegentlich von A nach B kommen möchte, den schreckt der Tarifwahnsinn ab. Es entsteht ein Club von Stammkunden, die viel und gerne Bahn fahren, die wissen, wie man mit diesem System zurecht kommt, und die tatsächlich zu einem halbwegs angemessenen Preis komfortabel reisen.

Wer dagegen normalerweise mit dem Auto unterwegs ist oder größere Strecken mit dem Flugzeug zurücklegt, für den ist die Bahn kompliziert und teuer. Dabei muss es das Ziel sein, möglichst viele Menschen von den Flughäfen und Autobahnen auf die Schiene zu holen. Die Bahn sollte die Bahncard abschaffen und das Preissystem entschlacken. Damit könnte sie den Normalpreis wahrscheinlich um fast die Hälfte senken.

Bitte keine Treueherzen

Natürlich muss sich die Bahn auch um die Vielfahrer bemühen. Aber das sollte sie so machen wie jeder Verkehrsverbund in Deutschland: mit einer Dauerkarte. Bisher kostet die Bahncard 100, mit der man ein ganzes Jahr alle Züge nutzen kann, für die zweite Klasse satte 4090 Euro. Damit sich das lohnt, müsste man zum Beispiel 66 Mal im Jahr die Strecke Berlin-Köln fahren. Wer macht das schon? Wäre die Karte deutlich günstiger, würde sie sich auch für den normalen Vielfahrer lohnen, der dann noch seltener Auto oder Flugzeug nutzen würde.

Doch statt das System zu vereinfachen, will es die Bahn noch komplizierter machen: Sie prüft bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch, ob sie zusätzlich zu den Bahncards weitere Rabatte einführt, die sich nach Zugauslastung und individuellem Kundenumsatz richten. Das klingt nach Punkte sammeln, Gutschein-Deals und Treueherzen aufkleben. Und noch mehr Tarifchaos. Dabei wollen wir doch einfach nur nach Hause.

Quelle: ntv.de

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