Wirtschaft

Schadenersatzprozess der Quelle-Erbin Schickedanz will Milliarden

Mit einer Schadenersatzklage geht die 69-jährige Madeleine Schickedanz gegen die Bank Sal. Oppenheim und ein Dutzend Personen vor. Streitwert: 1,9 Milliarden Euro. Ein Kompromiss hinter den Kulissen scheiterte.

Mit einer Schadenersatzklage geht die 69-jährige Madeleine Schickedanz gegen die Bank Sal. Oppenheim und ein Dutzend Personen vor. Streitwert: 1,9 Milliarden Euro. Ein Kompromiss hinter den Kulissen scheiterte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Juristischer Showdown in einem der spektakulärsten deutschen Wirtschaftskrimis: Dreieinhalb Jahre nach der Arcandor-Pleite und dem Zusammenbruch ihres Firmenimperiums fordert die einst milliardenschwere Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz von ihren ehemaligen Beratern von Sal. Oppenheim Schadenersatz. Es ist ein Krimi um Macht, Gier und Managementfehler.

Madeleine Schickedanz: Der Kampf um ein "standesgemäßes Leben" geht weiter.

Madeleine Schickedanz: Der Kampf um ein "standesgemäßes Leben" geht weiter.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Im Milliarden-Streit zwischen Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und dem Bankhaus Sal. Oppenheim hat in Köln der Zivilprozess begonnen. Schickedanz fordert von den früheren Verantwortlichen der einst größten europäischen Privatbank sowie dem Unternehmer Josef Esch Schadenersatz. Der Streitwert beträgt 1,9 Mrd. Euro, wie der Sprecher des Landgerichts Dirk Eßer bestätigte. Laut Eßer gibt es umgekehrt mehrere Widerkläger, die von der 69-Jährigen eine dreistellige Millionensumme verlangen. Nach Auskunft ihres Anwalts Stefan Homann wird Schickedanz nicht selbst vor Gericht erscheinen.

Die Vorgeschichte des juristischen Showdowns ist schnell erzählt: Schickedanz, geschätzt vor 2009 drei bis vier Milliarden Euro schwer, hatte sich in großem Stil am Handelskonzern Arcandor - früher KarstadtQuelle - beteiligt. Als 2009 der Konzern dann zusammenbrach, waren die goldenen Tage der Quelle-Erbin schlagartig vorbei. Schickedanz, die einst zu den reichsten Deutschen gehörte, verlor annähernd ihr gesamtes Vermögen. Schuld daran sind nach ihrer Darstellung ihre damaligen Finanzberater. Sie hatte ein hohes Darlehen mittelbar von Sal. Oppenheim erhalten, das sie nach eigener Aussage ausdrücklich konservativ anlegen wollte. Stattdessen habe Sal. Oppenheim riskante Anlagen gewählt. Deshalb fordert die Tochter des legendären Versandhausgründers Gustav Schickedanz allein 1,3 Mrd. Euro Wiedergutmachung.

Darüber hinaus will Schickedanz mit ihrer Klage die gerichtliche Feststellung erreichen, dass die von ihr gegebenen Sicherheiten für das Darlehen in Höhe von rund 600 Mio. Euro nicht angetastet werden. Zusammen komme man so auf einen "Streitwert von 1,9 Mrd. Euro", erklärte Eßer. Glaubt das Gericht der Ex-Milliardärin, hätte es so etwas wie eine Verschwörung mit dem Ziel gegeben, sie um ihr Geld zu bringen. Die Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück.

Sal. Oppenheim war nach Fehlspekulationen und Milliardenverlusten 2009 selbst fast kollabiert und gehört seit 2010 zur Deutschen Bank.

Deutscher Geldadel klagt zurück

Teil des komplexen Streitfalls sind auch mehrere Widerklagen. Insgesamt fünf Personen - gegen alle richtet sich Schickedanz' Klage - verlangen ihrerseits in Summe fast 300 Mio. Euro von Schickedanz. Unter den Widerklägern sind Christopher Freiherr von Oppenheim - einer der früheren persönlich haftenden Gesellschafter - und die Ehefrau von Matthias Graf von Krockow, der Sprecher und ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter war. Die Widerkläger hatten laut Gerichtssprecher persönlich für Kreditnehmerin Schickedanz gebürgt und mussten zwischenzeitlich mit Darlehensrückzahlungen für sie einspringen. Das Geld wollen sie nun zurück. Hinzu kommt noch eine Widerklage der Bank, die sich aber nicht um die Bürgschaften dreht.

Die Zivilklage von Schickedanz ist zu trennen von dem bald beginnenden Strafprozess gegen die früheren Verantwortlichen des Bankhauses. Im Februar oder März 2013 muss sich die einstige Führungsriege wegen besonders schwerer Untreue vor dem Kölner Landgericht verantworten. Angeklagt sind Christopher Freiherr von Oppenheim, Matthias Graf von Krockow und die Ex-Bank-Manager Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt sowie Esch aus Troisdorf bei Bonn, der eng mit der Führung von Sal. Oppenheim zusammengearbeitet hatte. Ihnen wird vorgeworfen, der Bank mit Immobiliengeschäften einen zweistelligen Millionenschaden zugefügt zu haben. Die Beschuldigten bestreiten dies.

Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen frühere Verantwortliche des Traditionshauses. Sal. Oppenheim hat als Tochter der Deutschen Bank eine Schrumpfkur hinter sich gebracht - mit noch knapp 900 von einst 2200 Beschäftigten. Die vier Manager hatten die Bank in Köln kurz vor dem Notverkauf verlassen.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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