Wirtschaft

Transfergesellschaft steht noch nicht Schlecker-Frauen müssen warten

Hunderte Schlecker-Läden machen dicht.

Hunderte Schlecker-Läden machen dicht.

(Foto: dpa)

Die Schlecker-Beschäftigten hoffen auf positive Signale aus Stuttgart. Baden-Württemberg, wo die insolvente Drogeriekette ihre Stammsitz hat, erwägt eine alleinige Auffanglösung. Fest steht mittlerweile aber: Die Schlecker-Tochter IhrPlatz entlässt 650 Mitarbeiter und schließt 122 Filialen.

Baden-Württemberg wird erst nächste Woche entscheiden, ob es mit einer Bürgschaft für die geplante Schlecker-Transfergesellschaft in Vorleistung tritt. Die Entscheidung darüber müsse im Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Landtags getroffen werden, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Stuttgart. "Wir streben eine Sitzung des Ausschusses für nächste Woche an", sagte er.

Nachdem Gespräche über ein gemeinsames Vorgehen aller 16 Bundesländer am Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen waren, prüft das Stammland der Drogeriekette nun, ob es die Auffanglösung für die Beschäftigten zunächst alleine auf den Weg bringt. Dafür müsste ein Kredit der staatseigenen Bank KfW von 71 Millionen Euro mit einer Bürgschaft abgesichert werden.

Die Entscheidung über eine Bürgschaft für die geplante Transfergesellschaft soll im Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Landtags fallen.

Die Entscheidung über eine Bürgschaft für die geplante Transfergesellschaft soll im Finanz- und Wirtschaftsausschuss des Landtags fallen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn Baden-Württemberg zunächst in Vorleistung trete, müssten die anderen Bundesländer schauen, wie sie sich durch eine Rückverbürgung daran beteiligen könnten, sagte der Ministeriums-Sprecher. Probleme können dabei unter anderem in Nordrhein-Westfalen auftreten, wo sich der Landtag als zuständiges Gremium aufgelöst hat.

In der Transfergesellschaft könnten die Schlecker-Beschäftigten, die im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verlieren, bis zu einem Jahr lang qualifiziert und in neue Jobs vermittelt werden. Die Zeit drängt, denn an diesem Samstag sollen die meisten der 2200 Filialen, die auf der Streichliste stehen, endgültig schließen. Zum 1. April sollen die 11.000 entlassenen Schlecker-Mitarbeiter in die Transfergesellschaft übernommen werden.

Hessens Wirtschaftsstaatssekretär Steffen Saebisch hatte Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid gedrängt, die dafür nötigen finanziellen Mittel zunächst alleine bereitzustellen. Baden-Württemberg als federführendes Land habe die Verhandlungen nicht ausreichend vorbereitet, kritisierte der FDP-Politiker. Mit einer Entscheidung über millionenschwere Landesmittel auch aus Hessen rechnet der Staatssekretär nicht vor Ende kommender Woche.

Die Gewerkschaft Verdi mahnte die Politik zur Eile. "Wer Milliarden für marode Banken bereitstellt, muss auch mit ein paar Millionen für Tausende von Arbeitsplätzen helfen", sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske der "Passauer Neuen Presse".

Warnung vor zu hohen Erwartungen

Die potenziellen Träger der Transfergesellschaften haben unterdessen schon erste Aufträge bekommen. Die Personalentwicklungsagentur Peag wurde nach einem Bericht der "Stuttgarter Nachrichten" beauftragt, von gut 900 Schlecker-Mitarbeitern Profile zu erstellen. "Bisher sind wir noch nicht mit der Transfergesellschaft beauftragt, sondern nur für das Profiling", sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Gerd Galonska, dem Blatt. Bis Dienstag bleibe nun Zeit, für jeden Beschäftigten in Einzelgesprächen eine individuelle Beratung und Vermittlung vorzubereiten.

Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn warnte hingegen vor zu hohen Erwartungen an die geplante Transfergesellschaft. Bisherige Erfahrungen ließen an dem Vermittlungserfolg solcher Gesellschaften erhebliche Zweifel aufkommen, sagte der IZA-Arbeitsmarktexperte Hilmar Schneider, der "Frankfurter Rundschau". "Die Vermittlungstätigkeit der Transfergesellschaften ist im Durchschnitt nicht besser als die der Bundesagentur für Arbeit."

IhrPlatz baut weniger Personal ab als geplant

Schlecker schließt nach dem Plan des Insolvenzverwalters an diesem Samstag 2200 seiner 5400 Märkte, rund 11.000 der circa 25.000 Beschäftigten verlieren ihren Job - die allermeisten von ihnen sind Frauen. Besonders viele Filialen sollen in Nordrhein-Westfalen wegfallen, stark betroffen sind Bayern und Baden-Württemberg.

Die insolvente Schlecker-Tochter IhrPlatz wird unterdessen weniger Mitarbeiter abbauen und weniger Märkte schließen als zunächst geplant. Das Konzept sehe vor, 650 der insgesamt 5350 Arbeitsplätze zu streichen - ursprünglich war von 900 die Rede. 122 der bislang 612 Märkte sollen am 7. April endgültig geschlossen werden, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider mit. Zuvor war die Zahl von 142 Filialen genannt worden. Für die betroffenen Mitarbeiter werde eine Transfergesellschaft geschaffen, für die die Finanzierung anders als bei der Muttergesellschaft Schlecker bereits gesichert sei, hieß es.

Da Filialen im ganzen Bundesgebiet geschlossen werden, sollen die betroffenen IhrPlatz-Mitarbeiter an verschiedenen Orten Training und Hilfen bei der Jobvermittlung erhalten. Das eigentliche Insolvenzverfahren soll laut Schneider am 28. März eröffnet werden. Bei der Suche nach Investoren sei er auf Interesse gestoßen, teilte Schneider mit. "Nun müssen sorgfältig die Gespräche mit potenziellen Interessenten geführt werden", erklärte er. Dies könne unabhängig vom Mutter-Unternehmen Schlecker geschehen oder auch in einem gemeinsamen Paket.

Quelle: ntv.de, dpa

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