Drohende Millionenschäden Schlecker belastet Versicherer
01.02.2012, 11:07 Uhr
Durch die Pleite der Drogeriekette Schlecker drohen Versicherern Millionenschäden.
(Foto: dpa)
Die Pleite der Drogeriekette Schlecker wird wahrscheinlich nicht nur Firmengründer Anton Schlecker und seine Familie ruinieren. Auch den Versicherern drohen wegen der Insolvenz Millionenverluste: Der Drogeriepapst hat sein Imperium mit weitverzweigten Lieferketten abgesichert – für deren Ausfälle sollen nun die Versicherer haften.
Die Insolvenz der Drogeriekette Schlecker könnte aus Sicht der Hannover Rück für einen Millionenschaden bei den Kreditversicherern sorgen. Der drittgrößte Rückversicherer der Welt müsse im Fall der Schlecker-Pleite möglicherweise mit mehr als zehn Mio. Euro für entstandene Einbußen einstehen, sagte Vorstand Jürgen Gräber in Hannover. Zugleich warnte er jedoch vor verfrühten Sorgen bei den Kreditversicherungen.
"Der Schaden kann am Ende auch darunter liegen. Wir haben das bereits abgeschätzt, aber es ist alles sehr vage", stellte Gräber klar. Zunächst müssten alle Daten der Versicherungsnehmer gesichtet und näher geprüft werden: "Zu diesem Zeitpunkt sammeln wir noch die Unterlagen, für eine Bewertung ist es zu früh. In einem Portefeuille wie dem der Hannover Rück ist das kein nennenswerter Vorgang."
Das Drogerieunternehmen Schlecker hatte in der vorletzten Woche seine Zahlungsunfähigkeit erklärt. Das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Ehingen arbeitet kaum mit klassischen Bank-, sondern hauptsächlich mit Lieferantenkrediten. Auch solche Darlehen können gegen mögliche Zahlungsausfälle versichert werden. Rückversicherer übernehmen dann wiederum einen Teil des Risikos, das der Kreditversicherer hat.
Einigung mit Lieferanten verschafft Zeit
In der Insolvenz gibt es aber auch einen Lichtblick: Schlecker hat sich angeblich bislang mit rund 150 seiner Lieferanten geeinigt – und damit einige seiner wichtigsten Gläubiger in den Insolvenzverhandlungen auf seine Seite gebracht. Am Dienstag setzten der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und das Management Dauerverhandlungen mit Gläubigern und Arbeitnehmern fort. "Es gibt kontinuierliche Gespräche, nach der Einigung mit den wichtigsten Lieferanten wird diese auch mit kleineren gesucht", sagte ein Unternehmenssprecher in Ehingen.
Zugleich erklärte der Sprecher, auch die Auslandsgesellschaften seien Teil der Schlecker-Insolvenzmasse, auch wenn sie keinen Insolvenzantrag eingereicht hätten. Am Mittwoch sollen Firmenerbe Lars Schlecker und Geiwitz eine Betriebsrätekonferenz im thüringischen Oberhof besuchen. Thema dort sei - wie auch schon in Gesprächen am Montag und Dienstag - unter anderem die Absicherung von Löhnen und Gehältern durch das Insolvenzausfallgeld bis Ende März.
Quelle: ntv.de, dpa