Karstadt-Retter rechnet Kauf durch Schlecker lockt Berggruen
24.05.2012, 19:36 Uhr
Spontankäufer: Nicolas Berggruen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schon war von Zerschlagung und weiteren Entlassungen die Rede, nun soll der Karstadt-Retter Berggruen Interesse an Schlecker angemeldet haben. In letzter Minute sondiert er einen möglichen Einstieg. Das letzte Wort haben jedoch die Gläubiger der Drogeriemarktkette.
Für die verbliebenen 13.500 Mitarbeiter der insolventen Drogeriekette Schlecker gibt es offenbar doch noch Hoffnung. Der einstige Karstadt-Retter Berggruen-Holdings interessiere sich für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker, berichten die "Stuttgarter Nachrichten" unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen.
Berggruen sei erst vor zwei Wochen in den Investorenprozess eingestiegen. Er sei an dem gesamten Konzern interessiert und biete einen Kaufpreis zwischen 100 und 150 Mio. Euro, berichtet das Blatt. Ein Geschäftskonzept liege dem Hauptgläubiger Euler Hermes bereits vor. Weder die Insolvenzverwaltung noch eine Berggruen-Sprecherin wollten den Bericht kommentieren.
An diesem Freitag dürfte sich bei der Sitzung des Gläubigerausschusses entscheiden, ob der Vorschlag des Investors akzeptiert werde. Ein bindendes Angebot der Berggruen-Holdings liege jedoch noch nicht vor.
Hängen im Schacht
Das Schicksal des Unternehmens steht auf des Messers Schneide. Die Gläubiger könnten auch die Zerschlagung beschließen. Täglich macht die Kette Verluste, nur ein risikofreudiger Investor könnte noch helfen. Auch vier Monaten nach dem Insolvenzantrag konnte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bislang keinen Geldgeber präsentieren.
Wird Schlecker in seine Einzelteile zerlegt, also noch vorhandene Perlen verkauft und ein Großteil der deutschen Filialen geschlossen, könnten erneut tausende Schlecker-Mitarbeiter ihren Job verlieren. Das Büro des Insolvenzverwalters ließ bisher dazu alle Fragen offen. "Was am Freitag passieren wird, weiß kein Mensch. Theoretisch ist und war auch immer alles möglich", hatte ein Sprecher gesagt.
Auch der Betriebsrat und Verdi hielten sich bedeckt. Aufstecken wollen sie nicht. "Wir haben mit keiner Silbe aufgegeben - wir hoffen, warten und bangen", sagte Gesamtbetriebsrätin Christel Hoffmann.
Überzeugungsarbeit
Die Sitzung des Gläubigerausschusses wird am Freitag hinter verschlossenen Türen stattfinden. Geiwitz muss für eine Fortführung des Geschäfts die Gläubiger von seinem Zukunftskonzept überzeugen. In dem Ausschuss sitzen die größten Gläubiger Schleckers. Dazu gehören die Kreditversicherung Euler Hermes, die Lieferantengruppe Markant Finanz AG und die Agentur für Arbeit in Ulm. Im Ausschuss sind außerdem je ein Vertreter von Gewerkschaft und Arbeitnehmerschaft. Fällt eine Entscheidung, wird sie am 5. Juni bei der vom Amtsgericht Ulm festgelegten Gläubigerversammlung endgültig beschlossen.
Im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette mit Sitz in Ehingen war Ende März bundesweit rund 10.000 Beschäftigten gekündigt worden. Ende Januar hatte das Unternehmen den Insolvenzantrag gestellt.
Quelle: ntv.de, nne/dpa