Wirtschaft

Aktien ausgesetzt Schlott beantragt Insolvenz

Jetzt ist es amtlich: Der Druckerei-Konzern Schlott zeigt seine Insolvenz bei Gericht an. Die Zahlungsunfähigkeit betreffe alle deutschen Konzerngesellschaften mit ihren knapp 1.500 Beschäftigten, heißt es. An der Börse werden die Aktien vom Handel ausgesetzt.

Der Pleitegeier hat Schlott im Griff.

Der Pleitegeier hat Schlott im Griff.

(Foto: dpa)

Die Druckereigruppe Schlott hat einen Insolvenzantrag gestellt. Der Vorstand der Schlott Gruppe AG habe beim Amtsgericht in Nürnberg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung gestellt, teilte das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Betroffen seien alle deutschen Konzerngesellschaften - an den Standorten Nürnberg, Freudenstadt, Hamburg, Landau und Lübeck mit insgesamt 1.480 Mitarbeitern. Unberührt blieben zunächst die ausländischen Gesellschaften.

Gespräche mit einem Investor waren bereits vergangene Woche gescheitert. Erst am Montag hatte auch ein Krisengespräch mit Banken über weitere Kredite keine Lösung gebracht. Das 1947 gegründete Unternehmen hatte zuletzt tiefrote Zahlen geschrieben. An der Börse wurden die Aktien von Schlott vom Handel ausgesetzt. Der Börsenwert hatte sich im am Montag auf rund 7,6 Mio. Euro halbiert.

Der Vorstandsvorsitzende der Schlott Gruppe, Bernd Rose, hofft nun, dass das Amtsgericht nur einen vorläufigen Insolvenzverwalter für alle Gesellschaften bestellt. Er kündigte an, diesen tatkräftig zu unterstützen - bei der Analyse der Gruppe, der Stabilisierung des Geschäftsbetriebs und der Gestaltung der Zukunft des Unternehmens.

Kunden zeigen Verständnis

Rose habe in den vergangenen 24 Stunden mit vielen Kunden gesprochen und ihnen die Hintergründe der aktuellen Lage und der Sanierungsabsichten des Vorstands dargelegt. Die Kunden hätten die Problematik des Preisdrucks in der Branche verstanden. Fast alle hätten ihr starkes Interesse an den Dienstleistungen der Gruppe zum Ausdruck gebracht. Die Produktion soll nach Angaben des Unternehmens trotz des Insolvenzverfahrens weitergehen. Die Mitarbeiter seien schriftlich von der Insolvenz informiert worden, teilte ein Unternehmenssprecher mit.

Als "ausgesprochen bitter" bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi, Frank Werneke, den Insolvenzantrag. "Die Schlott-Beschäftigten haben in den vergangenen Jahren riesige Opfer erbracht, um die Wettbewerbsfähigkeit von Schlott zu verbessern", teilte Werneke mit. Doch auch dies habe das Unternehmen angesichts der Überschuldung, die über Jahre durch waghalsige Zukäufe entstanden sei, nicht retten können. Die Strategie der Zukäufe habe in der Vergangenheit gut funktioniert, erwiderte der Schlott-Sprecher. 2007 habe sich der Markt jedoch dramatisch verändert und ein ruinöser Preiskampf begonnen.

Im Insolvenzverfahren müsse dem Konzern als Ganzes eine neue Perspektive eröffnet werden. Die Beschäftigten hatten nach Verdi- Angaben unter anderem auf Teile des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichtet und einer Arbeitszeitverkürzung zugestimmt.

Das im Herbst 2009 aufgelegte Sanierungsprogramm und der Abbau von rund 500 Stellen hatten nicht ausgereicht, um den unerwartet hohen Preisverfall für Druckprodukte auszugleichen. Steigende Rohstoffpreise belasteten die Erträge des Unternehmens zusätzlich. Die gesamte Druckbranche in Deutschland kämpft mit Überkapazitäten und sinkenden Preisen.

Der Tiefdruckspezialist Schlott hatte für sein Sanierungsprogramm Kredite erhalten. Da sich das Ergebnis in den letzten Monaten des Geschäftsjahres 2009/10 jedoch schlechter entwickelt hatte als erwartet, hatten die Banken das Recht auf eine außerordentliche Kündigung der Kredite wahrgenommen.

Die Schlott Gruppe AG zählt nach eigenen Angaben zu den führenden Druckdienstleistern in Europa. Schlott druckt unter anderem den "Kicker" und "TV-Movie". Das Unternehmen hatte in den ersten neun Monaten 2009/2010 einen Verlust von 26,9 Mio. Euro ausgewiesen, nach minus 6,4 Mio. im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz verringerte sich von 278,6 Mio. Euro auf 231,5 Mio. Euro.

Quelle: ntv.de, sla/dpa/rts

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