"Bakschisch" für türkische Justiz? Schmiergeldverdacht bei HSH
04.12.2010, 15:01 UhrDie HSH Nordbank kommt nicht aus den Negativ-Schlagzeilen. Nach den Querelen um Vorstandschef Nonnenmacher droht dem Geldinstitut neuer Ärger. Medienberichten zufolge gibt es Hinweise auf die Zahlung von Schmiergeld in der Türkei.
Bei der von mehreren Affären belasteten HSH Nordbank gibt es Presseberichten zufolge nun auch einen Korruptionsverdacht. Es gebe Hinweise darauf, dass die türkische Justiz geschmiert worden sein könnte, um einen Rechtsstreit gegen einen dortigen Reeder zu gewinnen, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Die HSH Nordbank, die vor allem den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, erstattete selbst Strafanzeige.
Eine zentrale Rolle im neuen Verdachtsfall spielt laut SZ die Sicherheitsfirma Prevent, die bereits in andere HSH-Affären verwickelt ist. Es gehe um ein Erfolgshonorar für Prevent vom April 2009 in Höhe von knapp 3,6 Millionen Euro. Der Bank war es demnach zuvor mit Hilfe von Prevent gelungen, von einem türkischen Reeder in seinem Heimatland gerichtlich geltend gemachte Schadenersatzforderungen abzuwehren.
Für die HSH hätten internen Unterlagen zufolge in der Türkei mehr als 200 Millionen Dollar auf dem Spiel gestanden. Aus dem Umfeld der Bank heiße es dazu, der HSH sei damals bedeutet worden, sie müsse mit "Bakschisch" nachhelfen, wenn sie bei der türkischen Justiz Erfolg haben wolle.
"Aufbrechen der Einseitigkeit"
Laut "Spiegel" war der Vorstand der Bank ausführlich über die Millionenzahlung informiert. Dies gehe aus dem Protokoll der Vorstandssitzung vom 16. Juni 2009 hervor, berichtete das Blatt in seiner neuesten Ausgabe. Darin heiße es, die Prevent sei gebeten worden, "über ihr Netzwerk im Hintergrund Gespräche mit der Politik und der Wirtschaft zu führen und die wahrgenommene Einseitigkeit" in der Türkei "aufzubrechen".
Wegen verschiedener Affären soll der Chef der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, abgelöst werden. Auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 15. Dezember soll über die Bestellung des Nachfolgers entschieden werden.
Spekulationen um Abfindung
Nonnenmacher will sich seinen anstehenden Abgang angeblich mit 4,8 Millionen Euro Abfindung versüßen lassen. Die Forderung enthalte vier Millionen Euro aus vertraglichen Ansprüchen und 20 Prozent Verfahrens- und Anwaltskosten, berichtete der "Focus" unter Berufung auf Verhandlungskreise. Ein Sprecher der Bank wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, Nonnenmacher stünden zwei Millionen Euro Abfindung zu: Eine Million aus dem noch fälligen Gehalt, eine weitere Million an Bonus-Zahlungen. Die Bank wollte sich auch dazu nicht äußern.
Bankkreisen zufolge streben die Haupteigner, die Bundesländer Hamburg und Schleswig-Holstein, eine Zahlung unter Vorbehalt an. In den Auflösungsvertrag soll eine Rückerstattungsklausel für den Fall aufgenommen werden, dass Nonnenmacher später wegen Straftaten verurteilt werden sollte. Laut "Focus" lehnt Nonnenmacher Rückzahlungen bei nachgewiesenen Rechtsverstößen ohne eine Verurteilung ab.
Quelle: ntv.de, AFP