Vom Lehrling zum Milliardär "Schraubenkönig" feiert Arbeitsjubiläum
01.10.2014, 06:42 Uhr
Der "Schraubenkönig" Reinhold Würth feiert 65-jähriges Jubiläum.
(Foto: dpa)
Aus der kleinen Schraubenhandlung seines Vaters macht Reinhold Würth ein Handelsunternehmen mit Milliardenumsatz. Heute feiert das Wirtschafts-Urgestein sein 65-jähriges Arbeitsjubiläum. Als "Schraubenkönig" sieht der 79-Jährige sich trotzdem nicht.
"Schraubenkönig" lässt er sich nicht gern nennen. "Erstens bin ich kein König. Und zweitens ist ein König von Schrauben ja auch nicht sehr schmeichelhaft", sagt Reinhold Würth über seinen Beinamen. Dennoch hat der Unternehmer im baden-württembergischen Künzelsau ein kleines Imperium aus Schrauben und Dübeln geschaffen. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er mit 19 Jahren dessen Schraubenhandlung - und machte aus dem kleinen Betrieb ein großes Handelsunternehmen für Befestigungs- und Montagetechnik.
Am heutigen Mittwoch feiert Würth sein 65-jähriges Arbeitsjubiläum. Dass es schon so viele Jahre sind, hat er seinem Vater zu verdanken: Der meldete ihn als 14-Jährigen von der Schule ab, um ihn als Lehrling auszubilden. Reinhold Würth war damals sein zweiter Mitarbeiter. Heute arbeiten im Unternehmen fast 65.000 Menschen, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei knapp zehn Milliarden Euro. "Er hat mich gedrillt, ab und an gab's etwas hinter die Löffel, aber heute bin ich dankbar", sagt der Schraubenkönig rückblickend.

Reinhold Würth mit seiner Ehefrau Carmen im Jahr 2010. Das Ehepaar wird damals mit dem James-Simon-Preis für vorbildliches, soziales und kulturelles Engagement ausgezeichnet.
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Sein Jubiläum feiert er längst nicht mehr im Chefsessel. Er ist inzwischen Vorsitzender der Stiftung Würth, die die Kulturarbeit des Unternehmens unterstützt. Über die Geschicke der Gruppe wacht er allerdings noch immer mit Argusaugen. Zuletzt machte der 79-Jährige etwa den Mitarbeitern im Außendienst mit einem Brandbrief Beine und rief sie auf, früher beim Kunden zu sein. "Bewirkt hat es sicher was", meint Würth. "Wenn ich in meinem Alter noch so früh arbeiten kann, dann können die das auch." Auch jüngst zur Fußball-WM äußerte er sich besorgt über die Arbeitsmoral der Vertriebler.
"Nicht geschimpft, ist genug gelobt"
Die schwäbische Haltung "Nicht geschimpft, ist genug gelobt" hat ihm sein Vater früh mitgegeben: Als der Würth-Junior zum ersten Mal allein auf Verkaufsreise war, kehrte er mit vielen Aufträgen zurück. Sein Vater sagte dem Vernehmen nach lediglich: "Na ja, ist ja nichts Besonderes." Erst später erfuhr er von seiner Mutter, dass sein Vater durchaus beeindruckt war.
Aus der operativen Geschäftsführung hat Würth sich schon vor mehr als 20 Jahren zurückgezogen. Längst ist er auch als Kunstmäzen mit einer Sammlung von rund 16.000 Werken bekannt. Zu sehen sind die in mehreren Museen, die Würth bauen ließ. Besuche in den Kunstsammlungen sind in der Regel kostenfrei. Beschäftigte dürfen sich Werke für den Hausgebrauch ausleihen.
Schwarzgeld im Konzern?
Geld hat Würth ohnehin genug: Der freigiebige Milliardär gilt als einer der reichsten Menschen der Welt. Umso schwerer getroffen zeigt er sich von einem unschönen Kapitel seiner Vergangenheit: Die Staatsanwaltschaft ermittelte 2008 wegen Steuerhinterziehung gegen Würth. Er akzeptierte einen Strafbefehl und zahlte 3,5 Millionen Euro. Ungerecht behandelt fühlt er sich aber dennoch. "Mich belastet das bis an mein Lebensende, weil ich keinen Cent Schwarzgeld hatte", sagt er. "Das ging nur um eine Verrechnungsgeschichte innerhalb des Konzerns."
Würth wanderte damals nach Österreich aus und hat sowohl die deutsche als auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Auch über einen Umzug der Würth-Zentrale ins Ausland gab es immer wieder Spekulationen. Zu seinem 65-jährigen Arbeitsjubiläum treibt eine Verlagerung Würth aber nicht mehr um: "Das ist erledigt, da denken wir nicht mehr dran", sagte er jüngst.
Quelle: ntv.de, Antonia Lange, dpa