Moody's wagt zwiespältigen Ausblick Schuldenkrise dauert noch Jahre
21.08.2012, 10:14 Uhr
Moody's: Strukturreformen der Schuldenländer laufen gut an, ein Ende der Krise ist aber nicht in Sicht.
(Foto: picture alliance / dpa)
Italien spart, Spanien auch, Griechenland versucht's: Dafür gibt es ein positives Urteil von Moody's. Dennoch bleibt die Ratingagentur skeptisch, zu viele Umsetzungsrisiken der angekündigten und eingeleiteten Reformen gibt es noch. Jahrelange Geduld ist gefragt.
Die Ratingagentur Moody's attestiert den angeschlagenen Peripherieländern des Euroraums zwar Fortschritte bei den Strukturreformen - gleichzeitig dürfte es aber noch Jahre dauern, bis die Euro-Schuldenkrise beendet ist. Zu diesem Schluss kommen die Bonitätsprüfer in einer neuen Studie. Griechenland und Irland dürften danach erst 2016 ihre Finanzen komplett wieder saniert haben. Spanien, Portugal und Italien könnten dagegen bereits 2013 ihre Schwierigkeiten überwunden haben.
Allen fünf Ländern bescheinigt Moody's, dass sie die schwierigen, aber erforderlichen Strukturreformen in Angriff genommen haben. Die externen Ungleichgewichte, die sich vor der Krise aufgebaut hätten, seien aber noch nicht vollständig abgebaut. "Die Korrektur ist bestenfalls zur Hälfte abgeschlossen, abhängig vom jeweiligen Land, und kann mehrere Jahre dauern."
Von Vorbildern und Umsetzungsrisiken
Moody's vergleicht in der Studie die Ungleichgewichte der schwächeren Euroraum-Länder mit einer "ähnlichen Krise und Anpassungsperiode" in Finnland und Schweden zwischen 1990 und 1993. Schweden habe drei Jahre gebraucht, bis die Wirtschaftsleistung wieder das Vorkrisenniveau erreicht habe. In Finnland habe es sechs Jahre gedauert. In den zwei iberischen Ländern und in Italien ist die Kontraktion laut Moody's ähnlich flach wie damals in Schweden. Dagegen sei in Irland und in Griechenland, wo die Rezession ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht haben dürfte, eine längere und tiefere Schwäche wie in Finnland zu erwarten.
Dabei verweist Moody's darauf, dass die zwei skandinavischen Länder damals die Möglichkeit hatten, ihre Währungen abzuwerten. Diese Option haben die Länder im gemeinsamen Währungsraum nicht. Dennoch zeige das Beispiel von Schweden und Finnland, dass ein Erfolg möglich sei, wenn Reformwillen vorhanden sei und Reformen effektiv umgesetzt würden.
Strukturreformen sind in den Periepherieländern nach Ansicht der Ratingagentur von entscheidender Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dabei besteht die Gefahr, dass die erforderlichen Maßnahmen nicht vollständig umgesetzt werden, da die nationalen Regierungen die Hauptverantwortung für die Umsetzung tragen und nicht die externen Unterstützungsprogramme. "Es besteht ein erhebliches Umsetzungsrisiko in Zusammenhang mit den Reformprogrammen", hieß es in dem Bericht.
Die Äußerungen der Ratingagenturen haben bei Finanzmarktteilnehmern ein großes Gewicht. Allerdings sorgen sie auch für gehörigen Wirbel. Seit sie Ramschpapiere vom US-Immobilienmarkt mit Höchstnoten bewerteten, schwindet das Vertrauen stetig. Zudem hagelt es Kritik, sie würden durch die Herabstufung von wackelnden Ländern die Krise noch verschärfen. Die EU-Kommission will deshalb die Macht der überwiegend in den USA angesiedelten Ratingagenturen brechen.
Quelle: ntv.de, Gisela Simon, DJ