Franken wird zu stark Schweiz zieht die Zinsbremse
03.08.2011, 11:36 UhrNach langem Abwarten zieht die Schweizerische Nationalbank in den Kampf gegen eine zu starke Landeswährung. Mit niedrigeren Zinsen will sie die Flucht am Devisenmarkt in den Franken bremsen und der heimischen Wirtschaft den Rücken stärken. Der Franken gibt daraufhin nach, doch Experten bezweifeln, dass der Effekt von Dauer sind wird.
Die Schweizer Nationalbank (SNB) lockert im Kampf gegen den starken Franken ihre Geldpolitik. Ab sofort strebt die Nationalbank einen Dreimonats-Libor so nahe bei Null wie möglich an und verengt ihr Zielband für den Dreimonats-Libor auf null bis 0,25 Prozent. Das Zielband, das als eine Art Leitzins fungiert, hatte zuletzt bei Null bis 0,75 Prozent gelegen. Der Zinssatz gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken bei der Schweizer Zentralbank kurzfristig Geld leihen können.
Der Franken, der als Fluchtwährung gilt, hatte in der Nacht gegenüber dem Euro mit 1,0790 Franken ein neues Rekordhoch markiert. In den vergangenen Wochen hatte sich der Franken wegen der Verunsicherung der Kapitalmärkte im Kontext der Euro-Schuldenkrise massiv verteuert. Nach Bekanntgabe der Sofortmaßnahmen verteuerte sich der Euro auf 1,0980 Franken. Die SNB erklärte ausdrücklich, sie behalte sich weitere Maßnahmen vor.
Wachstumsbremse
Die Nationalbank betrachtet die heimische Währung zur Zeit als massiv überbewertet. Die gegenwärtige Frankenstärke bedrohe die Wirtschaftsentwicklung und erhöhe die Risiken für die Preisstabilität in der Schweiz, so die SNB. Seit der letzten vierteljährlichen Lagebeurteilung der SNB haben sich zudem die globalen Wirtschaftsaussichten eingetrübt, gleichzeitig habe sich die Aufwertung des Frankens in den letzen Wochen massiv beschleunigt, hieß es. Entsprechend hätten sich die Aussichten der Schweizer Wirtschaft verschlechtert.
Die Schweizer Notenbank kündigte gleichzeitig an, die Liquidität am Schweizer-Franken-Geldmarkt über die nächsten Tage massiv erhöhen zu wollen: So beabsichtigt sie, die Giroguthaben der Banken bei der SNB von derzeit rund 30 Mrd. Franken auf 80 Mrd. Franken zu erhöhen. Mit sofortiger Wirkung wird die Nationalbank deshalb auslaufende Repos und SNB Bills nicht mehr erneuern und ausstehende SNB Bills zurückkaufen bis der angestrebte Girobestand erreicht ist.
Kampf gegen Windmühlen
Im Handel äußert man sich skeptisch zu den Maßnahmen der Schweizer Notenbank. "Es ist zweifelhaft, dass diese Maßnahmen die gewünschten Ergebnisse bringen", sagt ein Marktteilnehmer. Die meisten Anleger sind nicht wegen Zinsdifferenzen im Franken engagiert und angesichts des ohnehin niedrigen Zinsumfeldes werden die Maßnahmen die Flucht in den Franken nicht aufhalten. Ein Händler ergänzt, dass direkte Interventionen seitens der Notenbank am Devisenmarkt kaum Aussichten auf Erfolg hätten. Das hätten die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt. Einzig wenn das Momentum im Franken nachlasse, könnte eine konzertierte Aktion der Notenbanken möglicherweise erfolgreich sein.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa/rts