Wirtschaft

Ein Deal mit Folgen Sharp holt Samsung zu Hilfe

Sharp macht mit Samsung gemeisname Sache.

Sharp macht mit Samsung gemeisname Sache.

(Foto: REUTERS)

Beim japanischen Elektronikkonzern Sharp ist Aufatmen angesagt: Der Einstieg des Wettbewerbers Samsung aus Südkorea spült 85 Millionen Euro in die klamme Kasse. Börsianer jubeln, die Sharp-Aktie schießt 14 Prozent in die Höhe. Einziger Wermutstropfen: Der Deal dürfte einen Keil zwischen Sharp und Apple treiben.

Die einst glorreiche japanische Elektronikindustrie kämpft mit riesigen Verlusten. Der schwächere Yen hilft in der Not, reicht aber nicht aus, das Ruder herumzureißen. Branchen-Pionier Sharp funkt seit Herbst SOS, dringend werden finanzkräftige Verbündete gesucht. Jetzt naht endlich Hilfe. Der südkoreanische Unterhaltungselektronik-Hersteller Samsung will dem angeschlagenen japanischen Wettbewerber Sharp finanziell unter die Arme greifen.

Wie Samsung bestätigte, wurde eine Vereinbarung zur Übernahme von drei Prozent an Sharp Corporation unterzeichnet. Für den Minderheitsanteil will der weltweit führende Hersteller von Speicherchips, Handys und Fernsehern nach eigenen Angaben zehn Mrd. Yen (umgerechnet rund 82 Mio. Euro) an die Japaner zahlen. Die Transaktion soll noch in diesem Monat über die Bühne gehen.

Die Börse honorierte die Kapitalsprite mit einem Kursfeuerwerk. In Japan zogen die Sharp-Aktien um über 14 Prozent an.  Samsung in Seoul konnten dagegen nur mit einem Plus von 0,7 Prozent profitieren.

"Eine feste Grundlage"

Laut Samsung ist der Zweck der Investition, die Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen zu festigen sowie "eine feste Grundlage für Samsung zur stabilen Versorgung mit LCD-Panels aus unterschiedlichen Quellen" zu haben. Sharp beliefert Samsung bereits mit Panels.

In Sharps Management werde Samsung nicht mit einbezogen sein, stellten die Südkoreaner klar. Man hoffe, dass die Investition auch die "Profitabilität des japanischen Kerngeschäfts mit Flüssigkristall-Bildschirmen (LCDs)" verbessern werde.

Samsung hatte japanischen Fernsehproduzenten wie Sharp oder dem südkoreanischen Hersteller LG in den vergangenen Jahren auf den Auslandsmärkten zunehmend Marktanteile abgenommen. Erst Ende Januar hatte Samsung einen Anteil von fünf Prozent an dem japanischen Hersteller von Grafiktabletts, Wacom, erworben.

Tuch zu Apple wird zerschnitten

Der Deal zwischen Sharp und Samsung könnte weitreichende Folgen haben – besonders für Apple und Apples Hauptlieferanten und bisherigen Sharp-Partner Foxconn. Bisher war Sharp ein wichtiger Lieferant für Apple. Im Weihnachtsquartal profitierte Sharp von der hohen Nachfrage für Apples iPhone5. Samsung als neuer Sharp-Partner dürfte in Zukunft einen Keil in die bisherige Partnerschaft der Japaner mit dem Apple-Reich treiben.

Eigentlich wollte der weltgrößte Auftragsfertigers Foxconn beim angeschlagenen japanischen Elektronik-Riesen Sharp einsteigen. Dieser Deal könnte jetzt erst recht platzen, so wie verschiedene Medien es bereits vor kurzem gemeldet hatten. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg hatte unter Berufung auf informierte Personen berichtet, die Gespräche, die sich seit einem Jahr hinziehen, würden wohl am 26. März ohne eine Einigung auslaufen.

Der Einstieg von Foxconn mit Hauptsitz in Taiwan, das vor allem als Hersteller von Apple-Geräten wie iPhone und iPad bekannt ist, sollte Sharp dringend benötigte Finanzmittel und Aufträge bringen. Nach der ursprünglichen Vereinbarung von März vergangenen Jahres wollte Foxconn einen Anteil von 9,9 Prozent zu 550 Yen pro Aktie übernehmen.

Nachdem der Kurs der Sharp-Aktie angesichts schlechter Geschäftszahlen auf bis zu 150 Yen dahinschmolz, wurden jedoch neue Gespräche notwendig. Sie blieben bisher ergebnislos, obwohl sich die Aktie inzwischen auf gut 300 Yen erholte.

Kapitalspritze lebensnotwendig

Sharp rechnet für das Ende März auslaufende Geschäftsjahr mit dem zweiten Rekordverlust in Folge, diesmal soll das Minus 450 Mrd. Yen (3,6 Mrd. Euro) erreichen. Im Herbst musste Sharp bereits warnen, dass die desolate Finanzlage den Fortbestand des Unternehmens gefährdet. Inzwischen hat sich die Lage mit einem schwächeren Yen wieder etwas entspannt, die jüngsten Quartalszahlen fielen besser aus als erwartet.

Sharp schaffte im Schlussquartal immerhin den ersten operativen Gewinn seit mehr als einem Jahr. Die japanischen Elektronik-Konzerne leiden schwer unter dem Nachfrage-Rückgang bei Flachbild-Fernsehern, mit dem ihre Rivalen aus Südkorea und China besser klarkommen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa

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