Milliarden-Fusion in Pharmabranche Shire sinkt doch noch in AbbVies Arme
18.07.2014, 13:23 Uhr
54 Milliarden Dollar lässt sich AbbVie den Shire-Deal kosten.
(Foto: REUTERS)
Am Ende können die Aktionäre nicht widerstehen: Der US-Pharmakonzern übernimmt den britischen Konkurrenten Shire. Für die Anteilseigner der Briten hat sich das Zaudern gelohnt. Den US-Konzern trieben wohl Steuerpläne.
Lange hat sich Shire geziert. Bei einem Preis von mehr als 54 Milliarden US-Dollar konnte das britische Pharmaunternehmen Shire dem Werben des US-Wettbewerbers AbbVie dann nicht mehr widerstehen. Die beiden Unternehmen haben nach eigenen Angaben nun einen Deal vereinbart. Dieser kommt quasi in letzter Minute zustande. Denn heute endet die gesetzliche Frist für AbbVie, um den Briten ihr Ansinnen schmackhaft zu machen.
Von der Transaktion verspricht sich der US-Konzern Steuervorteile. Shire ist auf der britischen Kanalinsel Jersey registriert, hat seinen Hauptsitz aber in Irland. Die operative Zentrale liegt in Großbritannien.
Die Shire-Aktionäre sollen 24,44 Britische Pfund in bar und 0,8960 AbbVie-Aktie je Shire-Anteil erhalten. Sie wären mit rund einem Viertel an dem neuen Unternehmen beteiligt. Die Mindestschwelle für die nun von den Unternehmen vereinbarte Transaktion liegt bei 20 Prozent.
Viermal abgeblitzt
Die Briten fanden sich lange Zeit von den immer wieder verbesserten AbbVie-Geboten unterbewertet und ließen den Wettbewerber vier Mal abblitzen. Die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt: Der nun herausgeschlagene Preis liegt um 53 Prozent über dem Schlusskurs einen Tag vor der ersten Offerte. Das fusionierte Unternehmen kommt auf eine Marktkapitalisierung von etwa 137 Milliarden Dollar.
Nach Abschluss der Transaktion will die in North Chicago/Illinois ansässige AbbVie den neuen Konzern in Großbritannien ansiedeln. Dort sind die Unternehmenssteuern deutlich niedriger als in den USA. Andere Gesellschaften aus der Pharmabranche haben es AbbVie schon vorgemacht.
Für AbbVie dürfte die Steuerersparnis wohl der Hauptgrund für den Zukauf sein, denn Überschneidungen im Geschäft gibt es kaum, die Kosteneinsparungen dürften somit begrenzt sein.
Der US-Konzern hebt unterdessen auf die Diversifizierung und eine breitere regionale Aufstellung bei den Ressourcen ab. Shire hat unter anderem ein Medikament gegen die Aufmerksamkeitsstörung ADHS im Portfolio und das Mittel Cinryze gegen bestimmte Ödeme.
AbbVie ist vor allem für das Arthritis-Medikaments Humira bekannt. Sie kommt auf einen Jahresumsatz von rund 18 Milliarden Dollar. AbbVie war Anfang 2013 vom Pharmakonzern Abbott Laboratories abgespalten worden.
Quelle: ntv.de