Banker-Boni-Party ist vorbei Sicherer Job ist der größte Bonus
14.02.2012, 11:56 Uhr
Weniger für die eigene Tasche, mehr für die Gemeinschaft? Sichere Jobs statt Boni: Die Banker müssen umdenken.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Als Banker das schnelle große Geld verdienen? Die Zeiten sind vorbei. Cash-Boni werden immer weniger gezahlt oder wie bei der Deutschen Bank deutlich reduziert und gedeckelt. Das fordert bei vielen Bankern ein Umdenken - und das ist auch gewollt.
Die Zeit der hohen Boni in der Finanzbranche ist vorbei. Mit dem großen Stühlerücken, bei dem die besten Talente an die verbliebenen fetten Töpfe abwandern, rechnen Personalexperten nicht. Stattdessen dürften die meisten Banker die bittere Pille schlucken müssen, dass ein sicherer Job inzwischen mehr zählt als ein großer Bonus.
"Viele Banker sorgen sich derzeit um ihre Jobs. Daher glaube ich nicht, dass wir viel Bewegung beim Jobkarussell sehen werden. Die Banker wissen, dass die Zeiten überall hart sind", ist Chris Chapple, Entlohungsexperte beim Wirtschaftsprüfer BDO, überzeugt.
Stabilität und hohe Löhne
Der Bonus ist längst nicht mehr alles, zeigen Erfahrungen bei der Personalberatung Michael Page. "Es gibt einen Kampf der Banken um Talente, aber Bonuszahlungen treten dabei inzwischen eher in den Hintergrund", sagt Stefanie Schulz, Manager Financial Services. Das Augenmerk liege stattdessen verstärkt auf dem gezahlten Fixum. "Viele Banken haben in den vergangenen Jahren das Gehalt angehoben, um Bonuszahlungen zu reduzieren."
Den Bewerbern käme es vermehrt auf Stabilität an. Wichtig seien die Perspektiven der Bank, die eigene Position und die Sicherheit. "Die Wahl des Arbeitgebers ist nicht mehr kurzfristig monetär getrieben", sagt die Personalberaterin.
Das wäre auch schwierig. Denn wohin man in der Branche blickt - ob Deutsche Bank, UBS, Barclays, Crédit Suisse, Goldman Sachs oder Morgan Stanley - alle kürzen die Bonuszahlungen. Schließlich hatten viele Banken 2011 mit den Verwerfungen an den Kapitalmärkten - bedingt durch Finanz- und Staatsschuldenkrise - zu kämpfen. Massive Gewinnrückgänge, teilweise sogar Verluste waren die Folge, wofür vor allem das Investmentbanking verantwortlich zeichnete.
Deutsche Bank deckelt
Bei der Deutschen Bank wird daher der Bonuspool gekürzt, die Bonusansprüche je Mitarbeiter sollen angeblich auf 200.000 Euro gedeckelt werden. Die Hälfte gibt es in bar, den Rest in Aktien, die erst ab Sommer verkauft werden dürfen. Wer höhere Bonusansprüche erworben hat, erhält diese verteilt über die nächsten drei Jahre. Wie die Bank in einer Präsentation aufschlüsselt, stieg der Anteil der aufgeschoben ausgezahlten Gehaltsbestandteile 2011 um zwölf Prozent auf 2,2 Mrd. Euro.
"Die Zahlung von Cash-Boni wird weiter reduziert, dafür steigen die Anteile an den Gehaltskomponenten, die zeitverzögert über drei bis fünf Jahre ausgezahlt werden. Dadurch wird die Beweglichkeit der Banker zunehmend stärker eingeschränkt", erläutert Friedrich-Wilhelm Graf von Pfeil, Senior Client Partner bei der Personalberatung Korn/Ferry International. Mit einem reinen Cash-Bonus seien die Banker früher flexibler gewesen und hätten nach Erhalt der Zahlung schneller den Arbeitgeber wechseln können.
Pfeil glaubt, dass die Mitarbeiter in der Finanzbranche vor großen Entscheidungen stehen. "Sie werden sich überlegen müssen, ob sie in einer sich gesund schrumpfenden Industrie wie dem Investmentbanking noch eine Chance haben oder sich lieber einen anderen Job suchen."
Eine Job-Option ist der Weg in ein Unternehmen; eine andere der Wechsel in die Bereiche Private Equity, Asset Management oder Hedge Fonds. Aufgrund des rapiden Wandels im Bankbereich erfordern große Karriereentscheidungen jedoch detaillierte Planung. Kathryn Pride, Manager bei Michael Page Financial Services in London, fasst es so zusammen: "Wer sich dazu entscheidet, eine Bank zu verlassen, wird im neuen Job entweder eine gleichwertige Alternative sehen oder nach einem komplett neuen Lebensstil suchen - nicht nur nach einem höheren Gehaltsscheck."
Quelle: ntv.de, Alexandra Edinger, DJ