Wirtschaft

300 Fernzüge für die Bahn Siemens baut "ICx"

300 neue Fernzüge sollen es für die Deutsche Bahn sein. Der Verkehrskonzern nimmt dafür ordentlich Geld in die Hand und lässt sich die Modernisierung seiner Flotte mehrere Milliarden Euro kosten. Hauptnutznießer ist Siemens aber auch die Bahnreisenden sollen profitieren.

Neue Züge für die Bahn: Rekordauftrag für Siemens.

Neue Züge für die Bahn: Rekordauftrag für Siemens.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das ist nicht nur eben so ein Auftrag: Die Deutsche Bahn modernisiert ihre Fernzugflotte und vergibt die größte Order ihrer Unternehmensgeschichte. Nutznießer ist neben den Fahrgästen vor allem der Münchner Technologiekonzern Siemens - obwohl der Dax-Riese für den Auftrag einige Zugeständnisse machen musste.

Die Auftrag der der Bahn für bis zu 300 Hochgeschwindigkeitszüge von Siemens hat einen noch höheren Wert als zuletzt bekannt. Nach Angaben aus Industriekreisen wird der Gesamtpreis über 7 Mrd. Euro betragen. Es ist damit nicht nur der größte Auftrag in der Geschichte der Deutschen Bahn, sondern auch die größte Einzelorder für Siemens. Der Kaufpreis allein für die ersten 195 Züge wird Bahn-Aufsichtsräten zufolge knapp über 6 Mrd. Euro betragen.

Grube: ICx als Rückgrat des Konzerns

In Industrie und auch bei der Bahn war zuletzt dieser Betrag für alle 300 sogenannten ICx genannt worden. Allerdings werden die letzten bestellte Züge einen etwas niedrigeren Stückpreis haben, da die kompletten Entwicklungskosten der Neukonstruktion auf die ersten gut 200 Züge umgelegt werden.

Der Aufsichtsrat des Staatsunternehmens billigte bei einer Sondersitzung am Donnerstag den Auftrag, wie die Bahn bestätigte. "Der neue ICx wird das Rückgrat unseres Fernverkehrs", sagte Bahnchef Rüdiger Grube. "Das wichtigste ist für mich, dass davon zuallererst unsere Kunden profitieren." Die Bahn hatte zuletzt erhebliche Probleme mit der Qualität der alternden Zugflotte sowie Materialfehlern. Zudem machte sich bemerkbar, dass der Staatskonzern zu wenige Reserven zur Verfügung hatte.

Siemens in Feierlaune

Siemens-Chef Peter Löscher sprach von neuen Maßstäben bei Flexibilität und Energieverbrauch. "Für Siemens wird dies der bisher größte Einzelauftrag in unserer Geschichte."

Die ersten ICx-Züge sollen ab 2016 im Einsatz sein, der Vertrag im Mai unterzeichnet werden. Ein Drittel des Auftrags wird auf den kanadischen Bombardier-Konzern entfallen, der wichtigster Zulieferer für das Projekt ist.

Siemens macht Zugeständnisse

Mit dem Auftrag soll in den nächsten zehn Jahren zunächst die komplette IC-Flotte ersetzt werden, die teils 40 Jahre alt ist. Zug um Zug sollen dann auch die ICE ausgetauscht werden, bis der ICx das Standardmodell im Fernverkehr ist.

Die Verhandlungen mit Siemens hatten sich über ein Jahr hingezogen, vor allem weil sich die Bahn umfangreich gegen die Lieferung von fehlerhaften Zügen absichern wollte. So bekommt nach Bahn-Unterlagen Siemens auch keine Anzahlung für die Entwicklung, sondern zunächst 60 Prozent des Kaufpreises, sobald die ICx zur Abnahme bereitstehen. Für die Achsen garantiert Siemens eine Laufleistung von vier Millionen Kilometern. Bei einem Riss oder Bruch muss Siemens beweisen, dass die Bahn verantwortlich ist. Ultraschall-Untersuchungen sollen alle 240.000 Kilometer ausreichen.

Klimaanlagen von minus 25 bis plus 45 Grad

Besonderen Wert legte die Bahn offenkundig auch auf die Wetterfestigkeit der Züge: Schneestürme und Platzregen sollen ebenso wenig stören wie Hitze. Die Klimaanlagen, die im Sommer 2010 reihenweise versagten, sollen bis 40 Grad einwandfrei arbeiten und ihren Dienst auch bei 45 Grad noch tun. Zudem gab es detaillierte Vorgaben auch bei den Toiletten, um das häufige Versagen künftig auszuschließen. Vor dem Start der Serienproduktion sollen zwei Monate lang zwei Triebzüge ohne Fahrgäste und ein Jahr mit Passagieren getestet werden.

Pro Bahn: "Es wird Zeit"

Fahrgastvertreter begrüßen das Investitionsprogramm. Der Zuschlag für den ICx sei "längst überfällig", sagte Heidi Tischmann, Expertin beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). Und auch der Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, meinte: "Es wird Zeit, dass es passiert."

Quelle: ntv.de, bad/rts

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