9,0 Millionen Euro für den Chef Siemens leistet sich was
02.12.2010, 08:52 UhrSiemens ist nicht zu bremsen: Auch im kommenden Geschäftsjahr 2012, das im Oktober beginnt, wird mit mit einem wachsenden Umsatz und einer positiven Gewinnentwicklung gerechnet. Beim Vorstand macht sich der Erfolg in barer Münze bemerkbar. Allein Konzern-Chef Löscher freut sich in diesem Geschäftsjahr über ein sattes Gehalt in Höhe von 9,0 Millionen Euro.
Mit einem Jahreseinkommen von knapp 9 Mio. Euro ist Siemens-Chef Peter Löscher einer der Spitzenverdiener in der deutschen Wirtschaft. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte er seine Bezüge dank der guten Entwicklung im Geschäftsjahr 2010 um knapp 2,0 Mio. Euro auf 8,98 Mio. Euro. Nur rund 2,0 Mio. Euro davon waren Festgehalt, der Rest entfiel auf Bonuszahlungen und Aktien.
Alle übrigen Vorstandsmitglieder verdienten jeweils weniger als 4,0 Mio. Euro und blieben damit deutlich hinter dem Chef zurück. Insgesamt bezahlte Siemens seinem Vorstand rund 34 Mio. Euro nach 27 Mio. Euro im Vorjahr.
Auch die übrigen Siemens-Mitarbeiter sollen vom Aufschwung profitieren. Im November hatte der Konzern angekündigt, rund 310 Mio. Euro für Einmalzahlungen an die weltweit mehr als 400.000 Mitarbeiter bereitzustellen. Sie können mit einer einmaligen Bruttozahlung von bis zu 1000 Euro im Januar 2011 rechnen. Zudem zieht Siemens die für April vorgesehene Tariferhöhung von 2,7 Prozent um zwei Monate vor.
Rasche Entscheidung im Areva-Streit
Der Dax-Konzern hofft derweil auf ein schnelles Ende des Streits mit seinem . Bereits im laufenden Geschäftsjahr wird der herbeigesehnte Verkauf des Siemens-Anteils an der gemeinsamen Tochter Areva NP an die Franzosen den Gewinn aufbessern, teilte Siemens in seinem Geschäftsbericht mit. Zu weiteren Details des Areva-Themas wollte sich der Konzern zunächst nicht äußern.
Siemens kündigte in dem Bericht darüber hinaus an, dass auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus steigende Gewinne zu erwarten seien. Im Geschäftsjahr 2011/12 werden Umsatz und Ergebnis aus fortgeführtem Geschäft nach Angaben weiter zulegen, hieß es. Für Siemens endet das Geschäftsjahr jeweils mit dem September.
Für den laufenden Berichtszeitraum bis in den Herbst kommenden Jahres bekräftigte der Technologiekonzern sein Ziel, den Gewinn aus fortgeführtem Geschäft von zuletzt 4,1 Mrd. Euro um 25 bis 35 Prozent zu steigern.
Rasches Geld aus Frankreich?
Durch die angestrebte Beilegung der Streitigkeiten mit den Franzosen verspricht sich Siemens zusätzlichen Gewinn. Noch im laufenden Jahr will Siemens von den Franzosen für seinen Anteil von einem Drittel an dem gemeinsamen Atomkraftwerksbauer Areva NP Geld sehen. Der Pariser Konzern hatte den Wert des Siemens-Anteils auf 2 Mrd. Euro veranschlagt. Die beiden Partner streiten darüber allerdings noch vor dem Schiedsgericht.
Siemens will seinen Anteil an dem Joint-Venture zum Bau von Atomkraftwerken verkaufen, um sich stattdessen mit der auf einen neues Atomenergieunternehmen einzulassen. Areva hatte sich verhement gegen dieses Vorhaben gesträubt. Kreisen zufolge wird das Schiedsgericht im Frühjahr eine Entscheidung fällen. Die Schlichter würden dann auch einen Preis für den Anteil an Areva NP festsetzen, sagte eine mit dem Verfahren vertraute Person.
Die Kaufpreisentscheidung der Schiedsrichter könne unterschiedlich ausfallen, sagte der Insider. Je nachdem, wem das Schiedsgericht einen Vertragsbruch anlaste, werde der Verkaufserlös für Siemens unterschiedlich hoch sein. Siemens-Kreisen zufolge verlangt der Konzern vor Gericht vier Milliarden Euro für seinen Anteil an Areva NP. Beide Seiten werfen sich dem Kenner zufolge gravierende Vertragsverstöße vor. Siemens kämpft zudem noch bei der EU-Kommission gegen eine bestehende Vertragsklausel, die den Münchnern verbietet, noch Jahre nach der Trennung Areva Konkurrenz zu machen.
Rosa Phase im Kerngeschäft
In seinen Kerngeschäftsfeldern Industrie, Energie und Medizintechnik sieht der Münchener Konzern rosigen Zeiten entgegen. "Siemens rechnet in allen der drei Sektoren mit einer weiteren Erholung des Geschäfts", hieß es. Die Geschäftsfelder Industrie und Energie würden im laufenden und kommenden Geschäftsjahr wie angepeilt operative Renditen (Ebitda) zwischen je zehn und 15 Prozent abwerfen, die Medizintechnik zwischen 15 und 20 Prozent.
Der Auftragseingang werde steigen, die Kosten gemäß der angekündigten Wachstumsoffensive allerdings ebenfalls. Die angestrebte Rendite auf das eingesetzte Kapital werde 2010/11 und im Folgejahr zwischen 15 und 20 Prozent liegen.
Sorgen bereitet Siemens allerdings weiterhin sein Randgeschäft. Die Sanierung des gemeinsam mit der finnischen Nokia geführten Netzwerkbauers NSN werde das Beteiligungsergebnis von Siemens weiter "erheblich beeinflussen". Die jüngst abgespaltene IT-Sparte SIS wird auf absehbare Zeit nicht mit ihren Konkurrenten mithalten können. Unter dem Strich werde die zuletzt verlustträchtigen Tochter zwar besser abschneiden, es sei aber nicht davon auszugehen, dass "das Geschäft innerhalb des Prognosezeitraums branchenübliche Ergebnisse erzielen kann".
Quelle: ntv.de, rts/dpa