Probleme mit Elektro-Loks für Belgien Siemens muss Strafe zahlen
02.04.2011, 13:43 Uhr
Wenn die Siemens-Lok Verspätung hat, kommt der SNCB-Zug nicht pünktlich.
(Foto: REUTERS)
Im Geschäft mit Elektro-Lokomotiven fordert die belgische Staatsbahn SNCB eine millionenschwere Vertragsstrafe. Weil die Deutschen zu spät liefern, müssen die Belgier teure Lokomotiven von Bombardier mieten. Der kanadische Siemens-Rivale verlangt für seine Mietloks angeblich 31.000 Euro pro Stück und Monat. Berlin rechnet sich unterdessen Chancen aus, Sitz der neuen Siemens-Sparte "Infrastruktur und Städte" zu werden.

Konzernumbau: Dieses Maschinenhaus wirkt 87 Tonnen und arbeitet längst in einer Offshore-Windkraftanlage.
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Der Siemens-Konzern muss einem Zeitungsbericht zufolge eine Vertragsstrafe von 21,2 Mio. Euro an die belgische Bahn SNCB zahlen. Grund dafür sei die verspätete Lieferung von 120 Lokomotiven vom Typ "Taurus Eurosprinter 3", berichtete die Zeitung "La Libre Belgique". Abgekürzt läuft dieser Zugtyp unter der Bezeichnung T18. Der gesamte Auftrag belaufe sich auf 440 Mio. Euro, hieß es. Siemens werde vorgeworfen, rund zwei Jahre im Verzug zu sein, meldete das Blatt und berief sich dabei auf Belgiens Verkehrsministerin Inge Vervotte.
Nach Angabe der Zeitung sind Probleme bei der Gerätezulassung die Ursache für die Verzögerung. Zudem entsprächen die Lokomotiven nicht dem Leistungsverzeichnis. Derzeit miete die Bahngesellschaft SNCB Lokomotiven vom Siemens-Konkurrenten Bombardier und müsse dafür monatlich rund 31.000 Euro pro Fahrzeug zahlen.

Baureihe Eurosprinter von Siemens Mobility: Die Belgier wollen Strom statt Diesel.
(Foto: Siemens Mobility)
Siemens-Chef Peter Löscher hatte erst kürzlich bekanntgegeben und damit auch einen größeren Umbau in der Organisationsstruktur angekündigt. Vor diesem Hintergrund will sich der Berliner Senat nun dafür einsetzen, dass die Zentrale der neuen Siemens-Sparte "Infrastruktur und Städte" in die deutsche Hauptstadt kommt. Beobachter hatten zuvor auf London als den am besten geeigneten Spartensitz spekuliert.
Berlin wirbt um Siemens-Zentrale
"Ich werde dazu mit der Konzernleitung das Gespräch suchen", sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) dem "Tagesspiegel". Als Regierungssitz und weltweit größter Produktionsstandort von Siemens biete die Stadt "gute Voraussetzungen". Berlin werde ein konkretes Angebot unterbreiten.
Die neue, vierte Siemens-Sparte soll Geschäfte mit einem Jahresumsatz von zuletzt 16,5 Mrd. Euro bündeln und weltweit 81.000 Mitarbeiter unter eine eigene Führung stellen. Neben dem Berliner Wirtschaftssenator setzt sich auch der Siemens-Gesamtbetriebsrat für einen Sitz der Sparte in Deutschland ein. "Wenn man bei Infrastrukturprojekten vor allem an staatliche Auftraggeber denkt, dann könnte Berlin ein geeigneter Standort sein", sagte der Chef der Arbeitnehmervertretung, Lothar Adler, der Zeitung. Allerdings traue er dem Management zu, "dass es an London als Standort denkt".
Quelle: ntv.de, mmo/dpa