Lange Durststrecke voraus Siemens prüft Prognose
26.03.2010, 09:52 UhrSiemens entkommt der Wirtschaftskrise nicht. Der Auftragseingang werde im laufenden Quartal auf unter rund 18 Milliarden Euro sinken, kündigte Finanzchef Joe Kaeser am Freitag auf einer Analystenkonferenz an. Besonders das Neugeschäft mit Kraftwerks- und Energietechnik laufe derzeit zäh. Im Weihnachtsquartal hatte der Konzern den Auftragsschwund nur vorübergehend gestoppt.
Der Umsatz werde in den drei Kernsektoren Industrie, Energie- und Medizintechnik verglichen mit dem Vorjahresquartal weiter sinken, sagte Kaeser. Der Gewinn entwickle sich auf operativer Ebene in etwa stabil. Das Ergebnis der Sektoren werde zwischen 1,84 und 2,26 Milliarden Euro liegen. Die Erlöse werden vor allem von der Medizintechnik und dem hohen Auftragsbestand in der Energietechnik stabilisiert. Zudem erholt sich das Industriegeschäft teilweise. Vor allem kurzzyklische Geschäftsfelder wie die Lichttechniktochter Osram fassten schneller wieder Tritt als erwartet.
Stellenabbau noch nicht beendet
Andere Segmente wie die Antriebstechnik seien weiter auf Talfahrt, räumte Industriespartenchef Heinrich Hiesinger ein. In seiner Sparte streicht Siemens derzeit rund 2000 Arbeitsplätze. Damit ist der Stellenabbau dort offenbar aber noch nicht vorbei. "Wir haben in einigen Bereichen noch die bekannten Hausaufgaben zu erledigen", sagte Hiesinger. Zusammen mit dem angekündigten Abbau von 4200 Jobs in der IT-Sparte SIS schrumpft die Siemens-Belegschaft unter der Ägide Konzernchef Peter Löscher weltweit um mehr als 50.000 Beschäftigte.
Im Industriegeschäft will sich Siemens stärker auf die Schwellenländer China, Brasilien und Indien konzentrieren. "Wir werden unsere Präsenz dort weiterhin ausbauen", sagte Hiesinger. Zudem werde sich seine Sparte verstärkt auf das einträgliche Servicegeschäft konzentrieren. Dienstleistungen wie Wartung haben während der Wirtschaftskrise im gesamten Konzern an Bedeutung gewonnen. Bei schrumpfenden Umsätzen und Neuaufträgen hatten die renditeträchtigen Service-Verträge die Margen des Konzerns stabilisiert.
Der Industriesektor revidierte sogar seine Renditeeinschätzung für das laufende Jahr nach oben. Ohne die Kosten für den Stellenabbau werde das Segment anders als zuletzt erwartet doch eine operative Marge von mehr als neun Prozent erwirtschaften, kündigte Hiesinger an. Finanzchef Kaeser bekräftigte, die Konzernprognose Ende April nochmals auf den Prüfstand zu stellen. Bisher geht Siemens von einem operativen Jahresgewinn der Kernsektoren von bis zu 6,5 Milliarden Euro aus.
Quelle: ntv.de, rts