Große Augen bei Analysten Siemens richtet sich auf
29.07.2010, 07:18 UhrSiemens-Chef Peter Löscher übertrifft mit seinen Zahlen zum vergangenen Quartal sämtliche Erwartungen. In den drei wichtigsten Geschäftsfeldern Industrie, Energie und Medizintechnik zieht der Gewinn kräftig an. Der Umsatz steigt nur leicht, dafür gibt es im Auftragseingang ein Plus von 22 Prozent.

Ungefähr so: Siemens-Chef Peter Löscher sieht in fast allen Bereichen ansteigende Linien.
(Foto: REUTERS)
Siemens hat im vergangenen Quartal die Wirtschaftskrise weitgehend hinter sich gelassen. Der operative Gewinn der drei Kernsektoren Industrie, Energie und Medizintechnik stieg verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 2,33 Mrd. Euro, wie der Münchener Konzern mitteilte.
Der Umsatz legte um vier Prozent auf 19,17 Mrd. Euro zu, der Auftragseingang kletterte um 22 Prozent auf 20,87 Mrd. Euro. Mit den Werten ließ Siemens die Erwartungen der Analysten deutlich hinter sich.
"Die starke Nachfrage hat zu einem Rekordauftragsbestand geführt. Gleichzeitig haben die Sektoren das beste Ergebnis aller Zeiten erzielt und werden das Vorjahr deutlich übertreffen", sagte Vorstandschef Peter Löscher. Im vergangenen Geschäftsjahr 2008/09 (zum Ende September) hatte Siemens operativ 7,5 Mrd. Euro verdient.
Abnehmer für SEADS gefunden
Unmittelbar vor Bekanntgabe der Quartalszahlen hat Siemens auch noch eine Lösung für die verlustreiche Bestückungsautomatentochter SEADS gefunden. ASM Pacific Technology (ASMPT) - die Hongkong-Tochter des niederländischen Halbleiter- und Elektronikausrüsters ASM International übernimmt das Geschäft mit seinen rund 1200 Mitarbeitern komplett. Einen richtigten "Kaufpreis" gab es nicht. Siemens schießt stattdessen letztmals Barmittel von 29 Mio. Euro zu.
Die ASM-Tochter ASMPT, die bislang vor allem in Asien vertreten ist, will mit SEADS den europäischen Markt erobern und ging zahlreiche Zusagen ein. So gewährt das Unternehmen der neuen Tochter ein Eigentümerdarlehen über 20 Mio. Euro sowie zusätzlich eine Kreditlinie über die gleiche Summe.
Die Asiaten gaben außerdem eine mit 120 Mio. Euro besicherte Patronatserklärung ab, falls SEADS unter ihrer Regie in den nächsten sechs Jahren zusammenbrechen sollte.
Der Münchener Standort, an dem gut 600 Mitarbeiter beschäftigt sind, soll gemäß der Vereinbarung zum europäischen Technologiezentrum gemacht werden. Siemens versucht mit diesen Vertragsbedingungen imagesensible Fehlschläge nach der Art der BenQ-Pleite, den Kollaps des Maschinenfunkgeschäfts unter dem Finanzinvestor Grainville Baird oder Streitereien wie nach dem Verkauf des Telefonherstellers Gigaset an Arques zu vermeiden.
SEADS, die Maschinen zur Bestückung von Leiterplatten und Elektronikbauteilen mit einzelnen Komponenten herstellt, war von Siemens bereits vor etwa zwei Jahren zum Verkauf gestellt worden. Zuletzt hatte der Münchener Konzern wenig Freude an dem Geschäft. Dessen Verlust vor Steuern hatte im vergangenen Geschäftsjahr 142,8 Mio. Euro betragen. Der Umsatz war um mehr als die Hälfte auf 190,7 Mio. Euro eingebrochen.
Siemens hatte darauf im Zuge des Verkaufsprozesses mit harten Einschnitten reagiert und fast die Hälfte der Belegschaft abgebaut und den Standort Bruchsal geschlossen. Zuletzt sei es SEADS wieder etwas besser gegangen, sagte ein Siemens-Sprecher. Der Verlust nach den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres (zum Ende September) habe sich auf 25 Mio. Euro reduziert.
Quelle: ntv.de, dpa/rts