Wirtschaft

Wohin mit dem Bilanzschrott? So trennen Banken ihren Müll

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

In der Finanzkrise standen viele deutsche Banken vor dem Zusammenbruch. Manche der gebeutelten Institute wie die Hypo Real Estate oder die WestLB haben ihren Bilanz-Schrott mittlerweile in Bad Banks ausgelagert, eine Art Mülldeponie. Andere Häuser wie die Commerzbank oder die BayernLB behalten die Altlasten dagegen und restrukturieren die kritischen Portfolios. Ein Überblick über die einzelnen Maßnahmen:

WestLB: Erste Abwicklungsanstalt

Die WestLB gründete im Dezember 2009 die erste Bad Bank, sinnigerweise Erste Abwicklungsanstalt (EAA) genannt. Sie wurde mit Risikopapieren im Volumen von rund 77 Mrd. Euro gefüllt - darunter Kredite, Staats- und Kommunalanleihen sowie Verbriefungen. Bis 2014 will der EAA-Vorstand das Volumen halbieren, um den Steuerzahler und die Sparkassen so gut es geht zu schonen. Bis Ende März 2011 reduzierte sich das Volumen bereits auf 60,7 Mrd. Euro. Allerdings dürften bei einer Aufspaltung der Landesbank weitere milliardenschwere Portfolios an die EAA gehen. Die Verluste durch die WestLB-Altlasten sind bislang nicht genau absehbar. Sie könnten sich auf über sechs Mrd. Euro summieren. Denn die Eigner haben die Bad Bank mit einer fünf Mrd. Euro schweren Garantie ausgestattet, zudem wurde über eine Milliarde Risikovorsorge gebildet.

Hypo Real Estate: FMS Wertpapiermanagement

Die FMS Wertmanagement ist die mit Abstand größte Bad Bank in Deutschland. Sie enthält Wertpapiere und Darlehen im Volumen von 174 Mrd. Euro. Der Bilanzschrott kommt vom Immobilien- und Staatsfinanzierer Hypo Real Estate. Gegründet wurde die Münchner FMS im Sommer 2010 und ist mit Eigenkapital von knapp 3,9 Mrd. Euro ausgestattet worden. Das Portfolio - unter anderem Forderungen gegenüber krisengeplagte Staaten wie Griechenland, Immobilienfinanzierungen und Infrastrukturprojekte - soll in den nächsten zehn Jahren möglichst ohne große Verluste abgebaut werden. Im Notfall muss der Steuerzahler über den Bankenrettungsfonds SoFFin Geld nachschießen. Nach der Auslagerung der toxischen Anlagen schreibt der einstige Dax-Konzern HRE wieder schwarze Zahlen.

Commerzbank

Die Commerzbank geht einen anderen Weg und hat sich für eine interne Bad Bank entschieden. Darin sind strukturierte Wertpapiere, faule Kredite und Derivate enthalten, die anfangs noch mehr als 27 Mrd. Euro wert waren. Sie brachten den Frankfurtern 2008 einen Verlust von 6,3 Mrd. Euro und 2009 von fast 1,5 Milliarden. Nach der Erholung der Märkte gab es 2010 wieder einen Überschuss von 675 Millionen, der Bereich war plötzlich einer der stärksten Gewinnbringer bei Deutschlands zweitgrößter Bank.

BayernLB

Deutschlands zweitgrößte Landesbank war eines der ersten Opfer in der Finanzkrise. Im Sommer 2009 wurde daher eine interne Restrukturierungseinheit ins Leben gerufen. Diese Sparte umfasst neben toxischen US-Wertpapieren Schiffs- und Flugzeugfinanzierungen sowie Immobilienaktivitäten in den USA. Ende Juni 2009 summierte sich das Portfolio auf 67,2 Mrd. Euro, Ende März 2011 waren es noch 35 Milliarden. Bis 2013 soll es weitgehend abgebaut sein. Verluste sind seit der Gründung nicht mehr angefallen. 2010 steuerte die Sparte einen Vorsteuergewinn von 128 Mio. Euro bei.

Landesbank Baden-Württemberg

Bei Deutschlands größter Landesbank geht es um das sogenannte Kreditersatzgeschäft. Das kritische Portfolio hatte auf dem Höhepunkt der Finanzkrise Ende 2008 ein Volumen von 96 Mrd. Euro und sorgte damals für einen Vorsteuerverlust von 3,3 Milliarden. 2010 fiel noch ein Minus von einer Milliarde an, während das sogenannte "Credit Investment Portfolio" auf 54 Mrd. schrumpfte. Davon steckten 17 Mrd. in Wertpapieren, 20 Mrd. in Verbriefungen und 17 Mrd. in Kreditderivaten wie Ausfallversicherungen (CDS). Per Ende März 2011 schrumpfte das Volumen - hauptsächlich durch den Abbau von CDS - auf 45 Mrd. Euro. Einen Zeitplan für den vollständigen Abbau gibt es nicht.

HSH Nordbank

Auch die HSH Nordbank hat seit Ende 2009 eine interne Restrukturierungseinheit, in der notleidende Schiffs- und Firmenkredite sowie toxische Wertpapiere - so genanntes Kreditersatzgeschäft - gebündelt ist. Das Volumen betrug einst 77 Mrd. Euro. Im Jahr 2010 sank es um ein Fünftel auf 63 Milliarden. Ein Ziel, bis wann die Risiken komplett abgebaut sein sollen, ist die Landesbank für Schleswig-Holstein und Hamburg bislang schuldig geblieben. 2010 machte die Einheit einen Verlust von 203 Mio. Euro.

Quelle: ntv.de, rts

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