Wirtschaft

Sonne oder Regen? Solarbranche hofft und bangt

Deutschlands Solarbranche kämpft mit schwacher Nachfrage, sinkenden Preisen und Gewinneinbrüchen.

Deutschlands Solarbranche kämpft mit schwacher Nachfrage, sinkenden Preisen und Gewinneinbrüchen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schwache Nachfrage, volle Lager, sinkende Preise: Das ist Gift für die Gewinne der deutschen Solarunternehmen. Die Branche setzt nun ihre Hoffnungen auf die zweite Jahreshälfte - und auf neue Märkte wie China und die USA.

Nach dem Boom des Vorjahres droht der deutschen Solarbranche 2011 der Absturz. Volle Läger und sinkende Preise infolge schwacher Nachfrage auf den beiden größten Absatzmärkten Deutschland und Italien lassen im zweiten Quartal Umsatz- und Gewinneinbrüche befürchten. Nun setzen die Firmen ihre Hoffnungen auf die zweite Jahreshälfte - und auf neue Märkte wie die USA und China.

Bestärkt werden sie darin von den Marktforschern der britischen IMS, die gerade in diesen beiden Märkten enormes Wachstumspotenzial ausmachen. Nach ihrer Einschätzung beleben sich auch in Deutschland und Italien die Geschäfte, so dass in der zweiten Jahreshälfte mit wesentlich mehr neu installierten Solar-Anlagen zu rechnen sei. Die IMS-Experten stockten gar ihre Prognose für 2011 auf: Obwohl die Zubauzahlen im zweiten Quartal nur 13 Prozent höher gewesen seien als in den sehr schwachen ersten drei Monaten, erwarten sie nun weltweit 22 Gigawatt (GW) an neu installierter Photovoltaik-Leistung.

"Fünf Gigawatt nicht unwahrscheinlich"

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) ist für den deutschen Markt nur verhalten optimistisch. "Wir hoffen auf ein Anziehen der Nachfrage im zweiten Halbjahr", sagt BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig. Zwar werde die Branche auf dem Heimatmarkt in diesem Jahr sicher nicht wie 2010 neue Anlagen mit einer Leistung von 7,5 Gigawatt (GW) erreichen: "Aber fünf Gigawatt sind nicht unwahrscheinlich".

Glücklich also die Firmen, die bereits in den USA und Asien unterwegs sind - oder die Finanzmittel haben, um ihre Auslandsexpansion voranzutreiben. So kündigte Bosch den Bau einer Modulproduktion in Malaysia für 520 Mio. Euro an und erwägt ein ähnliches Projekt in den USA. Solarworld ist bereits seit Jahren in den USA mit eigener Produktion vertreten und konnte im ersten Quartal bei einer Exportquote von 71 Prozent die Schwäche auf dem Heimatmarkt weitgehend ausgleichen.

Zweites Quartal verheißt nichts gutes

An der Börse herrscht indes düstere Stimmung: Die nach dem Atomausstieg aufkeimende Hoffnung auf eine Neuauflage des Booms ist im Keim erstickt. Die Kurse der einstigen Börsenlieblinge wie TecDax-Schwergewicht SMA Solar und Solarworld sind seit Monaten auf Talfahrt. Sie büßten zum Teil 40 Prozent ihres Wertes ein. Andere sind in den Sog geraten: So hat der für die weltweite Branche produzierende Anlagenbauer Centrotherm seit März die Hälfte seines Börsenwerts verloren, obwohl er dank des Rationalisierungsdrucks der Solarindustrie über florierende Geschäfte berichtet.

Weitgehend fest steht, dass nach dem schwachen Jahresauftakt auch das zweite Vierteljahr für die meisten Firmen enttäuschend verlaufen ist. So bezifferte die Bundesnetzagentur die Summe der neu installierten Photovoltaik-Leistungen für die Monate April und Mai mit insgesamt 570 Megawatt (MW), etwa die Hälfte dessen, was sich die Deutschen im Vorjahreszeitraum auf die Dächer geschraubt haben. Wenngleich die Daten für Juni noch nicht vorliegen, dürfte klar sein, dass der Rekordwert des Vorjahresmonats von 2,1 GW nicht erreicht wurde.

Margen unter Druck

Nedim Cen, Firmenchef des Solarzellen-Herstellers Q-Cells, berichtete Ende Juni denn auch, die Geschäfte verliefen im zweiten Quartal weiterhin schleppend und das Jahresziel - ein stagnierender Umsatz - sei "ausgesprochen anspruchsvoll". Er hielt allerdings bislang an seiner Prognose fest. Reihenweise kassierten dagegen andere bereits vor der Veröffentlichung der Quartalsbilanz ihre Ziele, darunter Conergy, Solon, Centrosolar und Roth & Rau.

Auch für den einstigen Branchenstar Solarworld scheint die Sonne nicht mehr ungetrübt. Firmenchef Frank Asbeck erklärte Mitte Juni im Reuters-Interview, im zweiten Quartal ungefähr ein Drittel mehr Umsatz als zum Jahresauftakt erzielt zu haben. Mit den damit rund 310 Mio. Euro lag der Konzern aber 70 Mio. Euro unter dem Vorjahreswert. Zudem dürfte die Marge wegen des Preisverfalls unter Druck geraten sein.

SMA, bislang unbestrittener Weltmarktführer bei Wechselrichtern, hält gleichfalls noch an seiner Jahresprognose fest. Analyst Sebastian Zank von Silvia Quandt Resesarch bezweifelt aber, dass der Konzern seine Rendite- und Umsatzziele von 21 bis 25 Prozent beziehungsweise 1,5 Mrd. bis 1,9 Mrd. Euro in diesem Jahr erreicht.

Quelle: ntv.de, rts

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