Mit Schuldenschnitt und neuen Köpfen Solarworld-Rettung wird teuer
30.04.2013, 13:30 Uhr
Rauf aufs Dach: Nach der Einigung mit den Gläubigern könnte es bei Solarworld wieder aufwärts gehen.
(Foto: REUTERS)
Das Minus bei Solarworld wächst 2012 um mehr als 50 Prozent. Gleichzeitig bricht der Erlös um mehr als 40 Prozent ein. Die Gespräche mit Gläubigern über einen Weg aus der existenzbedrohenden Krise werden vertieft und zeigen erste Erfolge - einen Schuldenschnitt, mit allerlei Nebenwirkungen.
Nichts für schwache Anlegernerven ist die Berg- und Talfahrt der Solarworld-Aktie. Die nach ihrem Rauswurf aus dem TecDax in keinem großen Index gelistete Aktie schwankte zeitweise zwischen einem Plus von 6 und einem Abschlag von 9,5 Prozent hin und her. Am Mittag notierten sie dann wieder leicht im Minus bei einem Kurs von 0,70 Euro. Hintergrund: Die Eigentümer und Gläubiger der Solarworld AG müssen für die Rettung des finanziell angeschlagenen Unternehmens tief in die Tasche greifen
Das um seine Existenz kämpfende Solarunternehmen war zunächst mit vorläufigen Zahlen vorgeprescht. Dann teilte Solarworld mit, mit wichtigen Gläubigern eine Einigung erzielt zu haben, die einen Schuldenschnitt vorsieht. Dadurch sollen die langfristigen Verbindlichkeiten um etwa 60 Prozent verringert werden. Im Gegenzug werden die Gläubiger im Rahmen eines drastischen Kapitalschnitts Haupteigentümer des Unternehmens und bestimmen damit künftig den Kurs mit. Die derzeitigen Aktionäre werden entmachtet.
China bleibt das Hauptproblem
Größter Einzelaktionär ist bisher Vorstandschef und Unternehmensgründer Frank Asbeck mit knapp 28 Prozent der Anteile. Die zuständigen Gremien müssen der Einigung noch zustimmen.
Börsianer äußerten sich allerdings skeptisch. Man müsse die weitere Entwicklung des Solarkonzerns erst einmal abwarten. "Das größte Problem ist und bleibt die chinesische Konkurrenz, die einfach zu stark und zu billig ist", sagte er.
Dauerkrise bei Solarworld
Solarworld war unter anderem durch Billig-Konkurrenz aus China in den Strudel der Solar-Branchenkrise geraten. Die Probleme hatten sich im vergangenen Jahr - einem rabenschwarzen für die deutsche Solarindustrie, als etwa Q-Cells Pleite ging - noch verschärft: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sackte 2012 auf minus 492,4 Mio. von minus 243,9 Mio. Euro im Vorjahr ab. Unter dem Strich habe ein Verlust von 476,9 Mio. Euro im Konzern nach 307,1 Mio. Euro 2011 gestanden, teilte das Unternehmen in einer Pflichtveröffentlichung auf Basis eines noch ungeprüften Abschlusses mit. Der Konzernumsatz brach wegen des massiven Preisrückgangs um 42 Prozent auf 606 Mio. Euro ein.
Die Zahlen seien vorläufig und könnten sich noch ändern. Vor knapp zwei Wochen hatte Solwarworld mitgeteilt, 2012 habe dem Unternehmen wohl einen nicht konsolidierten Verlust zwischen 520 Mio. und 550 Mio. Euro eingebracht.
Bereits Ende Januar hatte Solarworld die Investoren mit dem Eingeständnis schockiert, drastische Schuldeneinschnitte vornehmen zu müssen, um überleben zu können. Bis zum Stichtag 30. September hatte Solarworld Schulden von gut 1 Mrd. Euro angehäuft. Die Aktie des Solarkonzerns hatte danach massiv an Wert verloren und musste Anfang März den Technologiewerteindex TecDax verlassen. Nun teilte das Unternehmen mit, die flüssigen Mittel hätten per 31. Dezember bei 224,1 Mio. Euro gelegen. Ein Jahr zuvor waren es noch 553,3 Mio. Euro gewesen.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa