Massiver Jobabbau geplant Sony erwartet Rekordverlust
10.04.2012, 11:10 Uhr
Sony steckt in der Verlustzone.
(Foto: REUTERS)
Sony schreibt im nunmehr vierten Jahr in Folge rote Zahlen. Der neue Konzernchef Hirai will das Ruder mit einer neuen Strategie herumreißen – und zahlreiche Stellen streichen.
Der japanische Elektronikriese Sony ist im abgelaufenen Geschäftsjahr tiefer in die roten Zahlen gerutscht als bislang vorhergesagt. Der Nettoverlust werde sich auf 520 Mrd. Yen (4,9 Mrd. Euro) belaufen, teilte das Management mit. Im Februar hatten die Japaner den zu erwartenden Verlust für das im März zu Ende gegangene Geschäftsjahr noch auf 220 Mrd. Yen beziffert.
Als Grund für das schwache Jahr nannte Sony den starken Yen, ein schwächeres Geschäft in den Industrieländern sowie Belastungen aus der Aufgabe zweier Gemeinschaftsunternehmen. So hatte Sony im Januar ein Joint Venture für Flüssigkristall-Displaypanels beendet und seinen schwedischen Partner aus dem gemeinsamen Handyhersteller Sony Ericsson herausgekauft. Die Transaktionen schlagen sich mit Belastungen von insgesamt fast 100 Mrd. Yen nieder.
Laut japanischen Medienberichten plant der Konzern, weltweit 10.000 Arbeitsplätze abzubauen, das sind rund sechs Prozent der Gesamtbelegschaft. Der neue Chef bei Sony, Kazuo Hirai, will an diesem Donnerstag die neue Strategie für das einstige Vorzeigeunternehmen vorstellen. Er hatte die Führung des Konzerns am 1. April von Howard Stringer übernommen, der nach sieben Jahren an der Spitze fortan den Verwaltungsrat leitet. Der Pionierkonzern der Elektronikbranche, der unter anderen den Walkman erfand, hat mit starker Konkurrenz zu kämpfen, vor allem durch Samsung und Apple.
Hirai machte sich zunächst einen Namen damit, die Computerspielsparte auf Profit zu trimmen. Als Sony sich im März vergangenen Jahres dann neu organisierte, übernahm Hirai die Sparte für Endverbraucher, die unter anderem für Fernseher, Foto, Video und Spiele zuständig ist. Er will jetzt den Investoren beweisen, dass sein neues Team auf dem richtigen Weg ist, Sony aus den Problemen zu führen. So will er die Angebote des Konzerns besser miteinander vernetzen, woran allerdings auch schon sein Vorgänger arbeitete.
Stellenabbau als Krisenstrategie
Im vergangenen Monat kündigte das Unternehmen die Initiative "One Sony" an, die künftig die Bereiche Spiele, Mobile und Digital Imaging zu den drei Säulen des Konzerns machen soll. Im März hatte Sony zudem den Verkauf seines Chemiegeschäfts an die staatliche Entwicklungsbank von Japan bekanntgegeben. Am 1. April legten Sony, Toshiba und Hitachi ihre kleinen und mittleren LCD-Geschäfte zusammen. Insgesamt sind von diesen beiden Entwicklungen nach Angaben des Unternehmens voraussichtlich 5000 Mitarbeiter - etwa 2000 durch die LCD-Fusion sowie weltweit 3000 durch den Chemiespartenverkauf - betroffen.
Doch Hirai scheint noch drastischere Schritte zu planen. Ging es bei früheren Umstrukturierungen vornehmlich um den Verkauf oder die Konsolidierung von Produktionsstandorten, so ist laut der Wirtschaftszeitung "Nikkei" diesmal auch der Verkaufs- und administrative Bereich des Unternehmens betroffen. Zwar sei noch nicht klar, wie viele weitere Stellen im In- und Ausland gestrichen werden sollen. Doch dürfte sich der geplante Stellenabbau über mehrere Bereichen sowohl im Mutterhaus wie auch bei Gruppenunternehmen erstrecken, hieß es.
Sony plane seine Konsolidierung durch das Abstoßen von Bereichen zu forcieren, die nur einen geringfügigen Beitrag leisteten, berichtete die Zeitung weiter. Zuletzt hatte Sony im Rahmen eines im Dezember 2008 verkündeten Restrukturierungsprogramms in Reaktion auf die globale Krise in Folge der Pleite der US-Bank Lehman Brothers 16.000 Stellen gestrichen und fünf seiner neun Fernseher-Produktionsstandorte geschlossen
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa