Wirtschaft

Investoren wollen Kapitalerhöhung Sorge um Deutsche Bank

Zieht ein Gewitter über der Deutschen Bank auf?

Zieht ein Gewitter über der Deutschen Bank auf?

(Foto: REUTERS)

Am Dienstag will die Deutsche Bank ihre Bücher öffnen und die Nervosität der Anleger nimmt zu. Grund sind anhaltende Spekulationen über schlechte Geschäftszahlen und eine anstehende Kapitalerhöhung.

Eigentlich hatte Deutsche-Bank -Chef Anshu Jain die Sache mit dem Eigenkapital längst abgehakt. Eine drei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung kurz nach seinem Amtsantritt ließ Unkenrufe verstummen, die dem deutschen Branchenprimus eine zu knappe Kapitaldecke attestiert hatten. Von weniger als 6 auf 9,7 Prozent ist die Kernkapitalquote nach dem Basel-III-Standard nach oben geschnellt, seit Jain gemeinsam mit Jürgen Fitschen die Deutsche Bank führt. Nun aber, wenige Tage bevor die Bank am kommenden Dienstag ihre Quartalszahlen vorlegt, wird wieder öffentlich über ihr Eigenkapital diskutiert: Die "Financial Times" berichtete, eine Kapitalerhöhung bei dem Institut sei wieder ein Thema. Investoren seien nervös, dass das Frankfurter Geldhaus vor lauter Schrumpfen in ihrer Domäne, dem Anleihehandel, noch mehr an Boden verliere.

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Deutsche Bank 30,04

"Sie sollten einen Kurswechsel vornehmen, zumal eine Kapitalerhöhung im Aktienkurs ohnehin schon eingepreist ist", forderte Philippe Bodereau, Fondsmanager beim Großinvestor Pimco, in der Zeitung. "Es ist sehr schwer einzugestehen, dass man falsch gelegen hat. Aber ich glaube, sie brauchen eine Kapitalerhöhung, weil sie schon ihrem Geschäft geschadet haben, indem sie es nicht gemacht haben", zitiert die Zeitung auch einen ungenannten Investor, der zu den 20 größten bei der Deutschen Bank zähle.

Assenagon-Fondsmanager Michael Hünseler dagegen ist zwiegespalten. "Ich halte das nicht für sehr wahrscheinlich. Aber letztlich muss man sich die Frage stellen: Was ist das kleinere Übel?" sagte er Reuters. "Immerhin ist die letzte Kapitalerhöhung sehr positiv aufgenommen worden. Andererseits hat Jain das eigentlich kategorisch ausgeschlossen." Der Co-Chef hatte klargemacht, dass es der Deutschen Bank im Anleihen-Geschäft, in dem sie weltweit an der Spitze liegt, künftig nicht mehr um Masse, sondern primär ums Geldverdienen geht. Denn das voluminöse Geschäft frisst wertvolles Kapital, künftig noch mehr als heute. Vor allem die maximale Verschuldungsquote (Leverage Ratio), die die Banken künftig einhalten müssen, engt den Spielraum ein.

Aber so einfach Marktanteile aufgeben? Das beunruhigt die Investoren. "Was die Europäer auf dem Tisch lassen, werden die Amerikaner abräumen - das tun sie jetzt schon", warnt Hünseler.

"Neun Prozent sind zu wenig"

Mit 9,7 Prozent ist die Deutsche Bank zwar schon nahe an der Zielmarke von zehn Prozent hartem Eigenkapital, die im nächsten Jahr erreicht werden soll. Doch rechnet sie selbst auf dem Weg dorthin noch mit Rückschlägen. JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein geht davon aus, dass die verschärften EU-Vorschriften für das Eigenkapital in diesem Jahr eine weitere Kapitallücke von bis zu 2,2 Milliarden Euro entstehen lassen werden. Anders ausgedrückt: Die Quote würde erst einmal auf 9,2 Prozent sinken - mögliche Milliardenkosten für die Bereinigung weiterer Altlasten noch gar nicht eingerechnet.

"Neun Prozent sind zu wenig für eine Investmentbank", sagt ein deutscher Großaktionär im Gespräch mit Reuters. "Die Debatte über eine Kapitalerhöhung kommt nicht von ungefähr. Aber es wäre besser, sie nach dem Stresstest gegen Ende des Jahres zu machen, wenn man gute Zahlen zeigt und eine Perspektive aufzeigen kann, was man mit dem Geld macht."

Sind genügend Spargroschen da?

Im ersten Quartal wird die Bank nach Analystenschätzungen deutlich weniger Gewinne zurücklegen können als vor einem Jahr. Nach Daten von Reuters Starmine ist der Vorsteuergewinn nach dem Durchschnitt der Prognosen um ein Drittel auf 1,6 Milliarden Euro eingebrochen - obwohl die 925 Millionen für die Einigung um Streit um die Pleite mit den Erben des Medienmoguls Leo Kirch noch ins alte Jahr gepackt worden waren. Doch die Quartalszahlen der meisten US-Investmentbanken ließen ahnen, dass der Auftakt des Jahres auch für die Deutsche Bank nicht glänzend sein würde. Um bis zu ein Fünftel brachen die Anleihen-Erträge da ein.

Am Donnerstag gestand der schärfste Rivale in Europa, die britische Barclays, ebenfalls einen deutlichen Rückgang im Handel mit festverzinslichen Papieren und Rohstoffen ein. Nur die bereits angelaufenen Kostensenkungen machten das zum Teil wett. Darauf setzen auch Jain und Fitschen: Im Geschäftsbericht ist von einer "Straffung" im Investmentbanking die Rede. Aus dem Umfeld der Deutschen Bank verlautete, das werde einen weiteren Stellenabbau bedeuten. Konkurrent Barclays hatte die Streichung von 1700 Stellen angekündigt. "Daran wird sich die Deutsche Bank messen lassen müssen", sagte Assenagon-Manager Hünseler.

CoCo-Bonds vor der Tür

Zugleich erwarten Investoren, dass Finanzvorstand Stefan Krause mit seinen Plänen für die Ausgabe von Zwangs-Wandelanleihen (CoCo-Bonds) und ähnlichen Papieren im Volumen von bis zu fünf Milliarden Euro Ernst macht. Die deutschen Finanzbehörden hatten vor Ostern grünes Licht dafür gegeben. "Die Voraussetzungen für die Emission eines ersten CoCo-Bonds wären gegeben. Zurzeit gibt es eine Flut von Emissionen, und die Platzierungserfolge könnten größer nicht sein", sagt Hünseler, der selbst einen Fonds aufgelegt hat, der in solche nachrangigen Papiere investiert. Doch mit CoCo-Bonds kann die Deutsche Bank nur die Anforderungen der Finanzaufseher in den USA und der Leverage Ratio erfüllen. Ein Ersatz für eine Kapitalerhöhung sind sie nicht.

Quelle: ntv.de, Von Alexander Hübner, rts

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