Borgen wird teurer Spanien bekommt Geld
18.05.2010, 12:50 UhrSpanien leiht sich Geld am Kapitalmarkt. Allerdings wird das stetig teurer - Investoren verlangen immer höhere Zinsen.
Wegen steigender Zinsen hat sich Spanien etwas weniger frisches Geld am Markt beschafft als zunächst angestrebt. Insgesamt wurden Papiere mit einer Laufzeit von 12 und 18 Monaten im Gesamtvolumen von 6,44 Mrd. Euro verkauft, wie die spanische Schuldenagentur mitteilte. Ursprünglich waren 6,5 bis 7,5 Mrd. Euro angestrebt worden. Zudem legte der Zinssatz kräftig zu. "Das ist ein Anzeichen der tiefen Spannungen am Markt", sagte Caja Madrid-Experte Juan Antoni Cabrera.
Für das zwölfmonatige Papier verlangten die Investoren einen Aufschlag von 1,699 Prozent, noch im April konnte Spanien ein Papier zum Zinssatz von 0,904 Prozent platzieren. Bei der 18-Monats-Anleihe stieg der Satz auf 2,05 Prozent von 1,18 Prozent bei der vorangegangenen Auktion. Spanien will in dieser Woche insgesamt bis zu 11 Mrd. Euro aufnehmen. Am Donnerstag soll eine zehnjährige Anleihe um bis zu 3,5 Mrd. Euro aufgestockt werden.
Vergangene Woche erst hatte die Regierung in Madrid ein Sparprogramm vorgestellt, mit dem das Haushaltsdefizit von 11,2 Prozent 2009 bis 2013 wieder unter die Maastricht-Grenze von drei Prozent gedrosselt werden soll. Die Gewerkschaften haben bereits Streiks gegen die Sparmaßnahmen angekündigt.
Auch Irland leiht sich Geld
Irland nahm zugleich 1,5 Mrd. Euro am Kapitalmarkt auf und musste dafür gleichfalls etwas höhere Aufschläge zahlen als bei der Emission im März. Bei dem Papier mit Laufzeit bis 2014 liegt der Zinssatz bei 3,11 Prozent, die Anleihe mit Frist bis 2020 rentiert mit 4,72 Prozent. Der Aufschlag sei aber nur marginal, sagte Alan McQuaid von Bloxham Stockbrokers. "Die Ankäufe der Zentralbank helfen sicherlich." Auch Irland kämpft mit einem massiv gestiegenen Haushaltsdefizit. Anders als Griechenland müssen in diesem Jahr aber kaum Anleihen zurückgezahlt werden. Nach Einschätzung von John Corrigan, Chef der nationalen Schuldenagentur, macht das Land zudem gute Fortschritte bei seiner Refinanzierung.
Gestreikt wird später
Unterdessen haben die spanischen Gewerkschaften einen Streik gegen die Sparpläne der Madrider Regierung verschoben. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst sollen die Arbeit nicht wie geplant am 2., sondern am 8. Juni niederlegen. Die Gewerkschaftsverbände begründeten die Verschiebung damit, dass ihnen die Einzelheiten des Sparprogramms noch nicht bekannt seien.
Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero hatte in der vorigen Woche angekündigt, dass Spanien zur Sanierung der Staatsfinanzen die Gehälter im öffentlichen Dienst erstmals in der jüngeren Geschichte des Landes senken wird. Die Angestellten und Beamten sollen fünf Prozent, die Minister 15 Prozent weniger Geld bekommen. Die Renten sollen im kommenden Jahr eingefroren werden. Am Rande des Gipfeltreffens der EU und Lateinamerikas gab der sozialistische Regierungschef allerdings bekannt, dass die Rentner 2011 bei einer Inflationsrate von über 1,0 Prozent einen Ausgleich erhalten sollen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa