Hoffnungszeichen in Südeuropa Spanien entkommt der Rezession
23.10.2013, 15:13 Uhr
Spanien leidet unter hoher Arbeitslosigkeit.
(Foto: REUTERS)
Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, bis Spaniens Wirtschaft wieder wächst. So gering das Plus auch ausfällt – für das gebeutelte Land ist es eine gute Nachricht. Doch die Arbeitslosigkeit hat immer noch gewaltige Ausmaße.
Spanien hat die längste Rezession seiner jüngeren Geschichte überwunden. Nach mehr als zwei Jahren mit schrumpfender Wirtschaftsleistung wurde im dritten Quartal erstmals wieder ein Wachstum verzeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt habe im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent zugelegt, teilte die Zentralbank mit. Im Frühjahr war die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone noch um 0,1 Prozent geschrumpft – und damit das neunte Quartal in Folge.
Das Statistikamt will eine offizielle Schätzung am 30. Oktober veröffentlichen, doch gelten die Prognosen der Notenbank als sehr zuverlässig.
"Die heute veröffentlichten Daten sind ein Beweis dafür, dass die wirtschaftliche Erholung Spaniens langsam an Fahrt gewinnt", sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy. Doch bis zu einer breiten Konjunkturerholung ist es noch ein langer Weg. "Wir werden die Rezession erst 2014 vollständig verdaut haben, wenn auch die privaten Investitionen und Konsumausgaben nach drei Jahren des Niedergangs wieder anziehen", so Arcano-Ökonom Ignacio del Torre.
Hohe Arbeitslosigkeit
Seit 2008, als die Immobilienpreisblase platzte, hat das Land 7,5 Prozent an Wirtschaftskraft eingebüßt. Die Arbeitslosenquote kletterte auf den Rekordwert von rund 26 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei rund 50 Prozent. Verschärft wurde der Abschwung durch die Sparmaßnahmen.
Die Rückkehr zu Wachstum sei vor allem steigenden Exporten zu verdanken, schrieb die Notenbank in ihrem Monatsbericht. Die Ausfuhren legten von Januar bis August um 6,6 Prozent auf den Rekordwert von fast 156 Milliarden Euro zu. "Spanien ist dank der jüngst umgesetzten Reformen zu einer Exportmacht geworden", sagte Ökonom del Torre. Die Wettbewerbsfähigkeit habe sich vor allem durch sinkende Löhne verbessert.
Auch der Tourismus läuft so gut wie noch nie, weil viele Urlauber Krisengebiete wie Ägypten meiden. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass 2013 das beste Jahr für unseren Tourismus wird", sagte Industrieminister Jose Manuel Soria. Der Sektor trägt mehr als fünf Prozent zur Wirtschaftsleistung bei und sichert rund 900.000 Jobs. Von Januar bis August kamen 42,3 Millionen Touristen nach Spanien - ein Plus von 4,5 Prozent. Ihre Ausgaben legten sogar um sieben Prozent auf 40,4 Milliarden Euro zu.
Am Finanzmarkt wurden die Daten positiv aufgenommen. Die Risikoaufschläge für spanische Staatsanleihen gaben deutlich nach. Die Regierung hatte ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr erst vor kurzem angehoben und rechnet nun für 2014 mit einem BIP-Anstieg um 0,7 Prozent. Für dieses Jahr sagte sie einen Rückgang der gesamten Wirtschaftsleistung um 1,3 Prozent voraus.
Quelle: ntv.de