Kleiner Lichtblick in Südwesteuropa Spanien zählt weniger Arbeitslose
03.01.2014, 09:41 Uhr
So düster kann Spanien wirken: Madrid im Januar 2014.
(Foto: REUTERS)
Eine saisonale Aufhellung in Spanien weckt große Hoffnung in Europa: In der viertgrößten Euro-Volkswirtschaft geht die Zahl der Arbeitslosen zum Jahresende ungewöhnlich stark zurück. Der Preisverfall ist gestoppt. Ist die Schuldenkrise überwunden?
Von einer echten Trendwende wollen Beobachter noch nicht sprechen: In Spanien hat sich die Lage am Arbeitsmarkt Ende 2013 offiziellen Angaben zufolge deutlich entspannt. Wie das Madrider Arbeitsministerium mitteilte, verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen in absoluten Zahlen um 107.570 oder 2,2 Prozent und damit so kräftig wie noch niemals zuvor in einem Dezember.
Der kleine Lichtblick kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wirtschaftliche Lage des Eurolandes weiterhin extrem angespannt bleibt. Trotz der saisonal getriebenen Erholung am Arbeitsmarkt sind in Spanien insgesamt nach wie vor noch rund 4,7 Millionen Menschen ohne Arbeit.
Damit leidet die viertgrößte Wirtschaftsmacht des europäischen Währungsraums noch immer unter den Schwierigkeiten, die im Zusammenhang mit der Finanzkrise und der scharfen Korrektur am spanischen Immobilienmarkt entstanden waren. Die Rückkehr aus der Dauer-Rezession erweist sich als mühsam. Im vergangenen Sommer war es dem Land vor allem dank des Tourismusgeschäfts gelungen, wieder ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent vorweisen zu können. Zuvor war die spanische Wirtschaft neun Quartale in Folge geschrumpft.
Zerreißprobe für Spanien
Die gesellschaftlichen Folgen der Krise sind mittlerweile nicht mehr zu übersehen. Besonders die anhaltend hohe Jugendarbeitslosigkeit bereitet Beobachtern große Sorgen. Spanien steht kurz davor, eine ganze Generation an gut ausgebildeten Fachkräften durch Abwanderung ins Ausland zu verlieren. Starke soziale Spannungen stellen zudem den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft auf den Prüfstand. In den vergangenen Jahren haben zahlreiche Familien unter dem Druck der Arbeitslosigkeit ihr kreditfinanziertes Eigenheim durch Zwangsversteigerungen verloren.
Immerhin scheint sich der gefährliche Preisverfall in Spanien vorerst nicht weiter fortzusetzen. Die aufs Jahr hochgerechnete Inflationsrate blieb im Dezember zuletzt stabil. Die Jahresteuerung gemessen am EU-harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) verharrte bei 0,3 Prozent, wie die Statistikbehörde des Landes im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Ökonomen hatten im Mittel eine leichte Beschleunigung auf 0,4 Prozent erwartet. Im Oktober waren die Preise auf Jahressicht noch um 0,1 Prozent gesunken, was Sorgen ausgelöst hatte, das Spanien in eine Deflation abrutschen könnte.
Noch stottert der Kreditmotor
Ein Ende der Schuldenkrise ist mit den jüngsten Konjunkturdaten aus der Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) damit allerdings noch lange nicht in Reichweite. Die Banken in der Eurozone knausern weiterhin bei der Kreditvergabe. Damit scheint sich ein wichtiges Ziel der Währungshüter weiterhin nicht zu erfüllen: Die extreme Niedrigzinspolitik und unterstützende Maßnahmen zielen erklärtermaßen vor allem darauf ab, die Kreditvergabe im gesamten Euroraum anzukurbeln.
Aktuellen Angaben der EZB zufolge haben die Banken ihre Darlehen an Firmen und Privathaushalte im November sogar noch stärker zurückgefahren als im Oktober. Insgesamt schrumpfte die Kreditvergabe um 2,3 (Oktober: 2,2) Prozent zum Vorjahresmonat, wie die EZB mitteilte. Analysten hatten nur ein Minus von 2,1 Prozent vorausgesagt.
Das Wachstum der für die Zinspolitik der EZB wichtigen Geldmenge M3 lag bei 1,5 Prozent. Hier hatten Experten einen Anstieg um 1,4 Prozent erwartet. Im gleitenden Dreimonatsdurchschnitt (September bis November) erhöhte sich M3 um 1,7 (1,9) Prozent. Die Geldmenge M3 umfasst unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten, kurzfristige Geldmarktpapiere sowie Schuldverschreibungen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit. Eine stark wachsende Geldmenge signalisiert eine potenzielle Inflationsgefahr.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts