Wirtschaft

Hoffen auf ein Ende der Krise Spaniens Banken erholen sich

Leerstehende Wohnblocks im spanischen Sesena.

Leerstehende Wohnblocks im spanischen Sesena.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Spaniens Finanzsektor steckt noch immer in großen Schwierigkeiten, doch die Lage verbessert sich offenbar etwas. Hoffnung macht vor allem, dass iberische Banken der EZB Milliarden zurückzahlen. Für Entwarnung ist es allerdings zu früh.

Spaniens angeschlagenem Finanzsektor scheint es wieder besser zu gehen, einige Banken lösen sich langsam vom Tropf der Europäischen Zentralbank. Wie die Zeitung "El Pais" berichtet, werden spanische Banken 44 Mrd. Euro vorzeitig zurückzahlen, die sie vor gut einem Jahr bei einem Refinanzierungsgeschäft mit einer Laufzeit von drei Jahren bei der EZB geliehen hatten.

Vergangene Woche hatten 278 europäische Banken angekündigt, rund 137 Mrd. Euro vorzeitig zurückzuzahlen. Ein Drittel davon würde damit auf spanische Institute entfallen.

Die EZB hatte im Dezember 2011 einen Dreijahrestender mit unbegrenzter Zuteilung ausgeschrieben, bei dem Europas Banken 489 Mrd. Euro aufnahmen. Im Februar 2012 folge ein zweiter Tender, dessen Volumen 530 Mrd. Euro betrug. In der vergangenen Woche hatten die Banken erstmals Gelegenheit, die Mittel aus dem ersten Tender zur Rückgabe anzumelden. Die Zentralbank nennt zwar die Summe, die Banken tilgen werden. Sie liefert aber keinerlei Aufschlüsselung nach Ländern oder einzelnen Instituten.

Ziel der Tender war, das Finanzsystem so üppig auszustatten, dass es in der Eurozone nicht zu einer breiten Kreditklemme kommt. Außerdem sollte keine Bank in ernsthafte Liquiditätsprobleme geraten; auch dann nicht, wenn sie bei anderen Instituten als unsicherer Kandidat gilt und so bei ihnen kein Geld leihen kann.

BBVA precht vor

Für viele Banken hat sich die Lage mittlerweile so entspannt, dass sie diese Liquidität der EZB nicht mehr benötigen. Sie zahlen es nun zurück – von Ende Januar an Woche für Woche. Viele Beobachter hatten damit gerechnet, dass Banken aus Südeuropa an den Mitteln vorerst festhalten würden, weil es für sie schwierig sei, sich anderswo zu finanzieren. Dass einige von ihnen mit der Rückzahlung beginnen, wird als Zeichen gewertet, dass sich die Krise in Europa entschärft hat. Allein nach Italien und Spanien waren laut Schätzungen mehr als die Hälfte der EZB-Billion gegangen.

Nun hatte die spanische Institut BBVA angekündigt, einen Großteil der Mittel zurückzahlen. Noch im Januar solle ein "bedeutender" Anteil an die EZB) zurückgehen, sagte eine Sprecherin am Freitag. Im Februar werde eine weitere Tranche folgen, bei der es sich aber wahrscheinlich nicht um den gesamten Rest handeln werde. Spaniens zweitgrößtes Geldhaus hatte sich rund 22 Mrd. Euro bei der EZB geliehen.

Spaniens Banken waren nach dem Platzen der Immobilienblase in große Schwierigkeiten geraten. Sie sitzen auf einem Berg fauler Kredite. Nach den neuesten verfügbaren Zahlen der spanischen Zentralbank für November machen diese seit mindestens drei Monaten nicht bedienten Darlehen 11,4 Prozent der gesamten Ausleihungen aus und summieren sich auf 191,6 Mrd. Euro – und damit 2 Mrd. mehr als im Oktober. Diese Entwicklung hat vor allem mit der Rekordarbeitslosigkeit von 25 Prozent zu tun: Arbeitslose können Kredite und Hypotheken in der Regel nicht zurückzahlen.

Rezession verschärft sich

Die Regierung in Madrid hat eine so genannte Bad Bank auf den Weg gebracht. Diese soll die faulen Immobilienkredite der vier verstaatlichten spanischen Banken übernehmen. Der europäische Stabilitätsfonds ESM gab daraufhin im Dezember eine erste Hilfstranche von 39,5 Mrd. Euro für den spanischen Bankensektor frei, der noch immer in Schwierigkeiten steckt.

Trotz der Anzeichen für eine Stabilisierung des Bankensektors – ein Ende der Krise in Spanien ist nicht in Sicht. So hat sich die Rezession Ende 2012 überraschend deutlich verschärft. Im vierten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,7 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, teilte das nationale Statistik-Institut INE mit. Dies ist der mit Abstand stärkste Rückgang der spanischen Wirtschaftsleistung seit Beginn der Rezession Mitte 2011. Seitdem ist das spanische BIP sechs Quartale in Folge geschrumpft.

Spanien wird nach den Worten von Regierungschef Mariano Rajoy bald ein Konjunkturpaket vorstellen. In Kürze werde es ein neues Bündel von Maßnahmen geben, mit dem die Wirtschaft angekurbelt werden soll, sagte Rajoy am Mittwoch im Parlament.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ/AFP

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