Luxuskarossen in China Deutsche Konzerne bekommen Konkurrenz
21.11.2013, 10:28 Uhr
Infiniti Q50: Die Nobelmarke von Nissan setzt voll auf den chinesischen Markt - zu Lasten der deutschen Hersteller?
(Foto: REUTERS)
Infiniti, Range Rover, Volvo oder Cadillac: Es gibt deutlich mehr Hersteller und Marken im weltweiten Luxussegment als die drei deutschen Platzhirsche Audi, BMW und Mercedes-Benz. In China erkennen das die Autokäufer. Markentreue? Gibt es nicht.
Für chinesische Auto-Kunden ist Luxus gleichbedeutend mit deutsch. Audi, BMW und Daimlers Tochter Mercedes-Benz vereinen zusammen mehr als 70 Prozent des rund 40 Milliarden US-Dollar schweren Marktes für teure Fahrzeuge. Nun hat ein Club kleiner Luxuswagenbauer China ins Visier genommen. Im vergangenen Jahr haben General Motors' Cadillac, Tata Motors' Jaguar Land Rover sowie die inzwischen chinesische Volvo Pläne für den Bau von Werken in China vorgestellt. Sie wollen Milliarden von Dollar in dem Land investieren. Ab 2015 dürften dann mindestens eine halbe Million mehr Luxuskarossen in den Verkaufsräumen stehen.
Als Kunde kommen Menschen wie Andrew Zhang in Frage. Der 31-jährige Verkäufer von Elektronikteilen aus Shanghai fährt seit zwei Jahren einen BMW X1 und denkt über einen Wechsel nach. Gefallen findet er an Fahrzeugen wie dem Mercedes-Benz GLK 300. Aber auch ein Range Rover von Jaguar Land Rover könnte ihm gefallen. "Ich mag den Platz im Innenraum, er ist riesig", sagte Zhang. Manchmal borge ihm ein Freund sein Fahrzeug, "und wenn ich es fahre, fühle ich mich sehr gut".
China läuft USA den Luxusrang ab
Angeheizt wird der Kampf um die Kunden auf einer Autoschau in Guangzhou. Dort bekommen die Besucher Luxusmodelle wie den Range Rover LWB und den 2014 Range Rover Evoque zu sehen. Die einst schwedische Volvo Car präsentiert einen S60L, und bei Toyota Motor hat der Luxus-Hybrid CT 200h Weltpremiere. GM stellt den Cadillac ATS vor und die Nissan-Motor-Tochter Infiniti die Limousine Q50 2.0T.
Analysten schätzen den chinesischen Markt für Luxuswagen 2013 auf rund 1,4 Millionen Stück. 2020 könnte China die USA beim Absatz in den Schatten stellen, dann könnten 3 Millionen der teuren Wagen einen Abnehmer finden gegenüber geschätzt 2,3 Millionen in den USA.
Zwar stehen bei den Chinesen die deutschen Luxusmarken hoch im Kurs, Markentreue gebe es aber kaum. Newcomer haben somit Chancen. Und einige Kunden kaufen auch einen Zweit- oder gar Drittwagen.
Audi setzt auf kleinen Luxus
Ein Vorpreschen auf den Markt dürfte dennoch nicht leicht sein. China ist ein wichtiger Markt für die deutschen Luxushersteller geworden. Bei BMW, der Volkswagen-Tochter Audi und Mercedes-Benz entfallen jeweils mindestens 15 Prozent des Absatzes auf das Land. Alle drei wollen ihre Kapazitäten und auch den Marktanteil deutlich ausbauen.
Audi zum Beispiel hat schnell den Markt für kleine Luxuswagen bedient. Die VW-Tochter bietet den vor Ort gefertigten Q3-SUV an, und hinzu kommt demnächst der A3.
Infiniti will's wissen
Klaus Paur, Leiter Automotive bei der Researchfirma Ipsos, weiß, dass die deutschen Hersteller die chinesischen Kunden vor allem mit Spitzentechnologie, Komfort und Design überzeugen. Neueinsteiger müssten Fahrzeuge mit ähnlichen Vorzügen bieten. Außerdem müssten sie ihre Marke etablieren.
Problematisch für Newcomer wäre vor allem, "sehr traditionelle" Kunden zu gewinnen, sagte Marco Gerrits, Partner bei der Boston Consulting Group. "Wenn sie sich ein besseres Auto kaufen, so kommen die drei deutschen Marken infrage." Selten wählten die unter den kleineren Anbietern.
Nissans Infiniti ist seit rund sechs Jahren in China vertreten. Der für das Land zuständige Direktor, Daniel Kirchert, sieht große Chancen, die Marke vor Ort zu etablieren. Anders als in gesättigteren Märkten seien die Vorstellungen der Kunden von Luxuswagen noch nicht festgelegt, meint er. Somit sei der Aufbau der Marke für Infiniti das wichtigste Ziel in den nächsten drei bis fünf Jahren.
Quelle: ntv.de, Colum Murphy, DJ