Wirtschaft

"Ich glaube nicht an Glück" "Spielhöllenkönig" Gauselmann wird 80

Paul Gauselmann spricht nicht über Gewinne.

Paul Gauselmann spricht nicht über Gewinne.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er ist einer der letzten großen Unternehmenspatriarchen der Nachkriegszeit: Paul Gauselmann baut Geldspielgeräte und verdient so in Deutschland mit Glücksspiel Millionen. 80 Jahre wird der Schlossbesitzer nun. Angefangen hat er ganz klein.

Paul Gauselmann glaubt nicht an das Glück. Paul Gauselmann betreibt darum auch kein Glücksspiel, sondern er baut Geldspielgeräte. Ab und zu gewinnt der Kunde. Am Ende gewinnt immer Paul Gauselmann. Am 26. August wird einer der letzten Unternehmenspatriarchen der Nachkriegszeit 80 Jahre alt. Wie er so dasteht, ein Fuß auf die Sandsteinstufen seines Schlosses Benkhausen gestellt, wirkt er wie der klassische Gutsherr. Sein Imperium im ostwestfälischen Espelkamp erwirtschaftet ein Geschäftsvolumen von 1,8 Milliarden Euro, über Gewinne spricht er nicht.

Mittlerweile ist Paul Gauselmann Schlossherr.

Mittlerweile ist Paul Gauselmann Schlossherr.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dieser Weg war dem Sohn eines Heizers in Borghorst nicht vorgezeichnet. Ein paar Jahre lang wächst er im Haus seines Onkels in Münster auf. "1943 begannen die Bombardements. Wir saßen stundenlang im Keller und hatten Langeweile. Dann habe ich mit meinen Brüdern gespielt, alle Spiele die es so gab."

1945 liegt Münster in Trümmern. "Diese Zeit hat mich geprägt", sagt Gauselmann. "Wir haben alles zu Geld gemacht, was ging." Er sei in die Keller der Ruinen gekrochen und habe dort Brauchbares gesucht. Nach der Volksschule macht Paul Gauselmann eine Lehre als "Fernmelderevisor". Er wechselt mehrmals den Arbeitgeber, tüftelt nebenbei an technischen Neuerungen und macht sich 1964 selbstständig: Er arbeitet Musikboxen auf.

Ehrgeizig? - "Och doch, ja!"

Ist er besonders ehrgeizig? "Och doch, ja!", gibt er zu. Sein Ehrgeiz sei es, Gutes immer noch ein Stückchen besser zu machen. An die 300 Patente beansprucht der Mann für sich, dazu kommt noch die "Erfindung der modernen Spielhalle".

Paul Gauselmann glaubt nicht an Glück.

Paul Gauselmann glaubt nicht an Glück.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Und Gauselmann erzählt, "die Automaten hießen früher 'Lohntütenschlucker'". "Ganze Säle voll mit Automaten, in einer Stunde konnte man da den Durchschnitts-Lohn von sieben Arbeitsstunden verlieren. Heute nur noch den einer halben Arbeitsstunde."

1974 macht Gauselmann in Delmenhorst seine erste Spielothek mit der "Merkur"-Sonne auf: "Hell, Teppichboden, Hydrokultur-Pflanzen, Kaffee."  1976 wird sein erster selbstentwickelter Geldspielautomat zugelassen. Bis heute hat Paul Gauselmann aus einem Ein-Mann-Nebenerwerb den Marktführer der Geldspielgeräte und Spielhallen mit über 8000 Beschäftigten gemacht.

"Alles macht süchtig, wenn man es zu viel macht"

Nach dem Tod seiner ersten Frau hat Gauselmann 1967 noch einmal geheiratet. "Vier Söhne, sechs Schwiegertöchter, neun Enkel", zieht er jetzt Bilanz. Viele von ihnen sind im Unternehmen. Später soll die Firma mal eine Stiftung werden, "so wie bei Krupp und Bosch".

Gauselmanns Geschäftsidee ist nicht nur erfolgreich, sondern auch sehr umstritten: Er verdient das Geld von Spielern, die es häufig leichtfertig in seine Automaten stecken - getrieben womöglich von einer unstillbaren Sucht. "Die Anzahl der pathologischen Spieler in Deutschland wird auf 100.000 bis 170.000 geschätzt", teilte die Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren mit - Tendenz steigend. Doch solche immer wieder an Gauselmann adressierte Bedenken prallen an ihm ab: "Alles macht süchtig, wenn man es zu viel macht", befindet er kurz.

Und Glück? "Ich glaube nicht an Glück", sagt Paul Gauselmann, das Sonntagskind. Die Automaten seien Zufallsgeräte, aber alles genau berechnet: Wieviel sie im Durchschnitt als Gewinn für den Spieler auswerfen, und wieviel als Gewinn für Paul Gauselmann. "Natürlich gibt es im Leben Glück und Zufall, die kann ich aber nicht lenken", sagt er. Er vertraue auf Leistung. "Das einzige Glück ist, dass mir noch kein Backstein auf den Kopf gefallen ist."

Quelle: ntv.de, Matthias Benirschke, dpa

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