Wirtschaft

Von der Pleite in die Schlammschlacht Staatsanwalt ermittelt bei Praktiker

"Die Ermittlungen stehen noch völlig am Anfang": Unklar ist, wie viel von den Vorwürfen bei Licht betrachtet übrig bleibt.

"Die Ermittlungen stehen noch völlig am Anfang": Unklar ist, wie viel von den Vorwürfen bei Licht betrachtet übrig bleibt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Zusammenbruch der Baumarktkette Praktiker schlägt hohe Wellen. In Saarbrücken schalten sich jetzt die Ermittler in die Aufräumarbeiten ein. Im Zentrum des Wirbels stehen Ausgaben für Beraterhonorare und ein Vertragsabschluss in letzter Minute.

Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken ermittelt nach der Pleite des Baumarktkonzerns Praktiker wegen auffälliger Aktivitäten im Zusammenhang mit Beratungsdienstleistungen. Kurz vor der Insolvenz soll das Unternehmen noch einen kostspieligen Beratervertrag abgeschlossen haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte am Wochenende entsprechend Angaben der "Wirtschaftswoche". Dem Blatt zufolge richtet sich der Verdacht gegen frühere Vorstände des Unternehmens, das bis 2011 im saarländischen Kirkel ansässig war.

"Die Ermittlungen stehen noch völlig am Anfang", betonte der Behördensprecher. Die Untersuchungen gingen auf eine Anzeige aus dem Kreis der Aktionäre zurück. Konkret Beschuldigte gebe es noch nicht. Der Umgang mit Beraterverträgen ist den verärgerten Anteilseignern offenbar schon längst ein Dorn im Auge. Nach Angaben der "Wirtschaftswoche" sollen bei Praktiker allein 2011 und 2012 auf Konzernebene rund 43,2 Millionen Euro für externe Berater bezahlt worden sein. Dem Bericht zufolge prüfen die Insolvenzverwalter darum auch mögliche zivilrechtliche Ansprüche. Von den Insolvenzverwaltern lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Spektakuläre Einzelfälle wie die Praktiker-Pleite oder die Probleme bei Unternehmen wie SAG Solarstrom könnten bei oberflächlichen Betrachtung offenbar einen falschen Eindruck erwecken. Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform geraten derzeit tatsächlich vergleichsweise wenige Firmen in Deutschland in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Deutschland erlebt weniger Pleiten

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen werde im laufenden Jahr um gut 8 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr, teilte Creditreform Ende November mit. Insgesamt rechnen die Beobachter für das Jahr 2013 mit einem Rückgang auf eine Gesamtzahl von 26.300 Pleiten. "Das ist der niedrigste Wert seit 14 Jahren", hieß es. Die Lage entwickelte sich damit deutlich besser als prognostiziert. Verantwortlich für den Rückgang sind aus Sicht der Wirtschaftsauskunftei vor allem die stabile Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und die dickeren Finanzpolster der Unternehmen.

Ein Großteil der Insolvenzen betraf den Angaben zufolge Kleinstunternehmen. Bei 80 Prozent aller Pleitefirmen arbeiteten maximal fünf Mitarbeiter. Allerdings mussten im laufenden Jahr auch eine Reihe von bekannten Großunternehmen Insolvenz anmelden - unter anderem waren das neben den Baumarktketten Praktiker und Max Bahr, die Solarfirma Conergy, der TV-Hersteller Loewe und der Immobilienkonzern IVG.

Besonders hoch ist die Insolvenzquote weiterhin auf dem Bau, wo auf 10.000 Betriebe im Schnitt 103 Insolvenzen kamen. Im Vorjahr lag die Quote mit 116 Insolvenzen allerdings noch deutlich höher. Branchenübergreifend gingen 82 von 10.000 Unternehmen Pleite, wobei die Insolvenzquote in Ostdeutschland mit 78 Fällen niedriger ausfiel als im Westen mit 83 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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