Deutsche Firmen freuen sich Stärkerer Yuan schürt Hoffnung
22.06.2010, 07:05 UhrChinas Währung wird stärker. Das weckt Hoffnung - auch bei deutschen Unternehmen. Allerdings sorgt der Schritt nicht bei allen Firmen für Rückenwind.
Feierstimmung an der Börse, Zurückhaltung bei den Unternehmen, Skepsis bei den Experten: Die Aussicht auf eine Aufwertung des chinesischen Yuan hat in Deutschland unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Mehrere Analysten warnten vor zu viel Euphorie. "Ich gehe davon aus, dass die chinesische Regierung den Yuan nur ganz langsam aufwerten wird - und nicht wie von Experten gefordert um 40 Prozent", sagt Analyst Tobias Basse von der NordLB. "Deshalb werden die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft vermutlich gedämpft bleiben."
Durch eine Aufwertung des Yuan könnten deutsche Unternehmen Exportartikel in China billiger anbieten oder höhere Margen erzielen, falls sie die Preise in Yuan konstant halten. Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass dieser Effekt wenigen Konzernen spürbar Rückenwind verleihen wird. "Abgesehen von den Autoherstellern ist China für den Großteil der deutschen Unternehmen bisher kein entscheidender Absatzmarkt", sagt Basse. Die Chemieindustrie lieferte 2008 beispielsweise Waren im Wert von 3,3 Mrd. Euro ins Reich der Mitte - das waren nur 2,4 Prozent der gesamten Chemieexporte. Ein stärkerer Yuan werde deshalb keinen neuen Exportboom für die Branche auslösen, erklärte der Verband der Chemischen Industrie (VCI).
Die Analysten von Societe General weisen zudem darauf hin, dass ein stärkerer Yuan auch Belastungen mit sich bringen kann. Europäische Unternehmen, die in China produzieren, müssen sich auf höhere Lohnkosten einstellen. Zudem verteuert sich der Export von Waren aus China. Große Produktionsanlagen in China haben unter anderem die deutschen Chemieunternehmen Lanxess, Bayer und BASF. Auch zahlreiche Autohersteller betreiben Fabriken in China und haben angekündigt, ihre Kapazitäten auszubauen. Ein BASF-Sprecher wollte sich nicht zu den Auswirkungen eines stärken Yuans auf die Geschäfte des Chemieriesen äußern. Der Konzern wolle abwarten, bis Details der Pläne bekannt seien. Auch Daimler wollte keine Stellungsnahme zu dem Thema abgeben.
Autohersteller hoffen
Marktanalyst Heino Ruland geht davon aus, dass Daimler, BMW und Porsche von einem stärkeren Yuan besonders profitieren könnten, da sie viele Autos komplett nach China exportieren. Die Aktien der drei Luxusauto-Hersteller gehörten auch zu den größten Gewinnern an der Frankfurter Börse. Autoexperte Christoph Stürmer vom Beratungsinstitut Global Insight rechnet auch mit positiven Effekten für Zulieferer wie Bosch, die in Deutschland Teile für den chinesischen Markt produzieren. "Bei den Autobauern kann es positive Effekte gaben", sagt Stürmer. "Aber die Ephorie, die es heute an den Märkten gibt, ist übertrieben." In China gebe es einen harten Preiswettbewerb. Zudem herrsche politischer Druck, Überschüsse wieder im Land zu investieren. "Dass durch eine Yuan-Aufwertung automatisch mehr Gewinn in die Kassen deutscher Hersteller fließt, glaube ich nicht", erklärte der Experte.
Die deutschen Stahlhersteller setzten darauf, dass der Druck durch chinesische Billig-Anbieter abnimmt. Durch die Yuan-Aufwertung werde es für die mächtigen chinesischen Anbieter schwieriger, überschüssige Kapazitäten in die Welt zu exportieren, sagte Hans Jürgen Kerkhoff, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. In dem Verband sind Branchengrößen wie ThyssenKrupp und Salzgitter organisiert.
Auf eine höhere Nachfrage aus China können laut Societe General dagegen Maschinenbauer und Baukonzerne hoffen, die an Infrastrukturprojekten in China beteiligt sind. Der deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet durch die neue Wechselkursflexibilität insgesamt mit Rückenwind für deutsche Exporteure. "Viele Chinesen könne sich bislang deutsche Waren nicht leisten", sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier zu Reuters. Das könnte sich mit einem stärkeren Yuan ändern.
Quelle: ntv.de, rts