Wirtschaft

"Gleiche Arbeit, gleiches Geld" Stahlarbeiter protestieren

Im Hitzeschutzmantel vor Tor 1 in Duisburg: Stahlarbeiter der ThyssenKrupp AG eröffnen den IG-Metall-Aktionstag im Morgengrauen.

Im Hitzeschutzmantel vor Tor 1 in Duisburg: Stahlarbeiter der ThyssenKrupp AG eröffnen den IG-Metall-Aktionstag im Morgengrauen.

Mit bundesweiten Protestaktionen in Unternehmen wie ThyssenKrupp und den großen Autobauern rückt die Gewerkschaft IG Metall das Thema Leiharbeit ins Licht der Öffentlichkeit. In immer mehr Unternehmen arbeiten befristet eingestellte Kräfte - und das nicht nur in schweren Zeiten. Jetzt fordern Stahlarbeiter eine faire Behandlung für ihre ungewollt flexiblen Kollegen.

Hüttenaktionstag zur Wochenmitte: Die Gewerkschafter haben erkannt, dass "prekäre Arbeit" die Wirkung von Tarifabschlüssen untergräbt.

Hüttenaktionstag zur Wochenmitte: Die Gewerkschafter haben erkannt, dass "prekäre Arbeit" die Wirkung von Tarifabschlüssen untergräbt.

(Foto: dapd)

Mit einem Protestmarsch zu den Klängen der australischen Rockband AC/DC haben in Duisburg bundesweite Kundgebungen der IG Metall gegen Leiharbeit, befristete Jobs und zeitlich begrenzte Werkverträge begonnen. Stahlarbeiter von ThyssenKrupp versammelten sich am frühen Morgen vor dem Werksgelände und demonstrierten unter dem Motto "Arbeit - sicher und fair" für gleiche Entlohnung von Leiharbeitern und Stammbelegschaften in der Metallbranche. Für die Stahlarbeiter sind diese Forderungen seit Ende September 2010 erfüllt.

Die IG Metall wirft den Arbeitgebern vor, zunehmend auf unsichere und gering entlohnte Beschäftigungsformen zu setzen. Im Laufe des Tages sind auch Proteste bei großen Autoherstellern, etwa bei Daimler in Sindelfingen, vorgesehen. Bundesweit sind Aktionen in über 1000 Betrieben geplant.

Die Gewerkschaft fordert Verbesserungen für die rund 800.000 Leiharbeiter in Deutschland. Der zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, kritisierte den von SPD und Koalition erzielten Kompromiss auf einen Mindest-Stundenlohn in der Branche von 7,60 Euro  und 6,65 Euro im Osten. "Das Ergebnis ist beschämend für die beteiligten Parteien und schlimm für die Beschäftigten", sagte Wetzel. Mit den beschlossenen Lohnuntergrenzen werde lediglich abgebildet, was in den meisten Betrieben längst Realität sei. "Zur wichtigsten Verbesserung konnten sich Union, FDP und SPD aber nicht durchringen: der Einführung von gleichen Löhnen für gleiche Arbeit."

"Befehlsempfänger der Leiharbeitslobby"

Wetzel kritisierte besonders scharf die SPD, die "Politik gegen die Beschäftigten in der Leiharbeit" gemacht habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (beide CDU) sowie die FDP seien offensichtlich Befehlsempfänger der Leiharbeitslobby, sagte Wetzel mit Blick auf den bei den Verhandlungen über das Hartz-IV-Reformpaket erzielten Kompromiss. Zum bundesweiten Aktionstag rechnete Wetzel mit der Beteiligung von mehr als 100.000 Beschäftigten aus über 1000 Betrieben.

Zum Auftakt der Protestaktionen gaben die Gewerkschafter in Nordrhein-Westfalen den Ton vor: "Wir waren die ersten, die einen einheitlichen Tarifvertrag hatten, und wir sind die ersten, die mit dieser Aktion ein Zeichen an die Politik senden", sagte IG-Metall-Bezirksleiter NRW Oliver Burkhard vor mehreren hundert Demonstranten. Die Arbeiter aus Duisburg wollen durch die Aktion ihre Solidarität mit Zulieferern und anderen Branchen der Metallindustrie bekunden.

VW gibt sich vorbildlich

Am Vortag war bekannt geworden, dass der Volkswagen-Konzern 2200 Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernimmt. Zugleich will Europas größter Autobauer nach Angaben von VW-Personalvorstand Horst Neumann und Betriebsratschef Bernd Osterloh die Chancen der Zeitarbeiter auf einen regulären Job verbessern. Es gehe darum, gute und engagierte Leute zu gewinnen, betonten Betriebsrat und Vorstand.

Für die Übernahme werden neue Stellen geschaffen. Neumann begründete den Schritt mit der guten Entwicklung des Autobauers, der von Rekord zu Rekord eilt und bis spätestens 2018 der größte Autohersteller der Welt werden will. Schon im vorigen Jahr hatte VW 400 Leiharbeiter in die Stammbelegschaft übernommen.

Nach Meinung von IG-Metall-Chef Berthold Huber zeigt das Beispiel Volkswagen: "Überall dort, wo nachhaltige Beschäftigung entsteht, müssen normale Arbeitsverhältnisse Vorrang vor Leiharbeit haben." Das Thema gleiche Bezahlung für alle Leiharbeitnehmer bleibe aber auf der Tagesordnung. "Hier steht die Regierungskoalition nach wie vor in der Pflicht, für eine flächendeckende gesetzliche Regelung zu sorgen."

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen