Wirtschaft

Keine Prognose für 2012 Stahlbranche trifft kühle Brise

(Foto: picture alliance / dpa)

Griechenland, Italien, Schuldenkrise: Die Märkte sind verunsichert und auch die deutsche Stahlindustrie bekommt das zu spüren: Die Stahleinkäufer warten erst einmal ab, wie die Konjunktur sich entwickelt. Das belastet die Produktionsprognosen. Zurückhaltung ist angesagt.

Die Konjunktursorgen machen der deutschen Stahlindustrie mit Konzernen wie ThyssenKrupp und Salzgitter immer mehr zu schaffen. Ihr Branchenverband rückte von seiner Produktionsprognose für 2011 ab. "Die Stahlkonjunktur hat sich in den letzten Wochen vor allem als Folge der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum eingetrübt", sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Die Rohstahlproduktion werde in diesem Jahr wohl unter den vorhergesagten 45,5 Millionen Tonnen liegen. Die 43,8 Millionen Tonnen aus 2010 würden aber übertroffen.

Die Stahlindustrie spüre die Unsicherheit der Märkte. Die Stahleinkäufer warteten derzeit ab, wie sich die Konjunktur weiter entwickeln werde, erläuterte Kerkhoff. Kunden etwa aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau und der Metallverarbeitung deckten ihren Bedarf verstärkt aus den eigenen Lagern. "Auch wollen sie vermeiden, mit überhöhten Lagerbeständen in eine mögliche Rezession hineinzugehen, wie es 2008 der Fall war."

"Vorsichtiger Optimismus"

Für 2012 sei er "vorsichtig optimistisch", fügte Kerkhoff hinzu. Eine Produktionsprognose wolle er wie gewohnt am Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres vorlegen. "Kann eine weitere Zuspitzung der Staatsschuldenkrise in der EU vermieden werden, sehen wir unverändert solide Aussichten für den deutschen Stahlmarkt." Die Unternehmen beschäftigen hierzulande rund 90.000 Mitarbeiter.

Die Stahlkocher haben auf die eingetrübte Nachfrage bereits reagiert. ThyssenKrupp, Salzgitter und auch Weltmarktführer ArcelorMittal haben ihre Hochöfen etwas zurückgefahren - auch um die Preise zu verteidigen. ArcelorMittal hatte vor wenigen Tagen vor Einbußen in den kommenden Monaten gewarnt. Die Ratingagentur Moody's hatte ihren Ausblick für die europäische Stahlindustrie gesenkt.

Im kommenden Jahr werde der Preis für das Referenzprodukt Warmbreitband um 7 bis 12 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis aus dem Zeitraum von Januar bis September von 570 Euro je Tonne fallen. Die Nachfrage in den kommenden zwölf Monaten könne sich in einer Bandbreite von minus 4 Prozent bis plus 2 Prozent entwickeln.

Warnstreiks für mehr Lohn

Die Stahlkocher profitieren allerdings davon, dass wegen der schwächeren Nachfrage die Kosten für Rohstoffe wie Eisenerz und Kokskohle nicht weiter in die Höhe geschossen sind. Auch Kerkhoff verwies darauf, dass sich die Preise beider Rohstoffe im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten stabilisiert haben. Zuvor seien die Preise für Feinerz seit Anfang 2010 um 200 Prozent und die für Kokskohle um 145 Prozent gestiegen.

Eine übereinstimmende Einschätzung der Lage gibt es in der Schwerindustrie nicht. Der Auftragseingang im Oktober sei "nicht so schlecht wie befürchtet", hatte etwa Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann gesagt. Auch die Beschäftigten wollen sich in der laufenden Tarifrunde nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Die IG Metall fordert 7 Prozent mehr Lohn.

Nachdem die Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot vorgelegt hatten, rief die IG Metall ab Mittwoch zu Warnstreiks auf. "Jetzt machen wir Druck, für eine zügige und faire Lösung am Verhandlungstisch statt weitere Spiele auf Zeit", erklärte der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Oliver Burkhard.

Quelle: ntv.de, rts

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