Wirtschaft

Sicherheit an der Inflationsfront? Statistiker bestaunen die Preise

Die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen in Deutschland langsamer als in der Eurozone. Mit plus 1,1 Prozent bleibt die deutsche Teuerungsrate im vergangenen Jahr deutlich unter der Alarmschwelle der Währungshüter. EZB-Notenbanker Liikanen sieht dennoch Anlass für "mehr Wachsamkeit". Für den Euroraum bestätigen die Beobachter das vorläufige Ergebnis: Hier liegt die Teuerung bei 2,2 Prozent.

Die Preistreiber des Jahres: Benzin, Diesel, Heizöl, Obst und Gemüse.

Die Preistreiber des Jahres: Benzin, Diesel, Heizöl, Obst und Gemüse.

(Foto: REUTERS)

Trotz des kräftigen Aufschwungs sind die Lebenshaltungskosten in Deutschland 2010 nur leicht gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 1,1 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Preisbeobachter bestätigten damit ihre erste Schätzung. Teurer wurden vor allem Benzin, Diesel, leichtes Heizöl, Obst und Gemüse.

Mit dem Plus von 1,1 Prozent kletterten die Verbraucherpreise zwar fast dreimal so schnell wie im Krisenjahr 2009, als die Teuerung mit 0,4 Prozent ausgewiesen worden war. Allerdings fiel der Preisauftrieb immer noch deutlich geringer aus als im historischen Vergleich: Seit der Wiedervereinigung zogen die Preise im Schnitt um 1,9 Prozent pro Jahr an.

Auf Monatssicht mussten die Verbraucher im Dezember für ihre Lebenshaltung 1,7 Prozent mehr ausgeben als vor einem Jahr. Dies ist der stärkste Anstieg seit Oktober 2008. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit plus 1 Prozent sogar den kräftigsten Anstieg seit sechs Jahren.

Experten zufolge müssen sich die Deutschen in den kommenden Monaten auf weiter steigende Preise einstellen. So halten das Münchner Ifo-Institut und die Volkswirte der Postbank eine Teuerungsrate von 1,7 Prozent für möglich.

Im Euroraum stieg die Teuerung im Dezember erstmals seit etwa zwei Jahren über den Schwellenwert von 2 Prozent. Die Jahresrate sei von 1,9 Prozent im Vormonat auf 2,2 Prozent geklettert, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat mit und bestätigte damit vorläufige Zahlen. Die Rate liegt damit erstmals seit langem wieder über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB sieht stabile Preise bis zu einer Marke von 2 Prozent gewährleistet.

Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im Dezember um 0,6 Prozent. Maßgeblich für den Preisschub sind den Daten zufolge auch auf europäischer Ebene vor allem höhere Preise für Energie und Nahrungsmittel. Besonders stark stiegen demnach die Preise für Kraftstoffe, flüssige Brennstoffe und Gemüse.

Währungshüter verspricht Wachsamkeit

Das finnische EZB-Ratsmitglied Erkki Liikanen sieht aktuell noch keinen Anlass für Alarmsignale wegen der Inflationsentwicklung in Europa, auch wenn die Teuerung stärker im Auge behalten werden sollte. "Wenn wir auf die Inflationserwartungen schauen (...), dann gibt es noch keine großen Sorgen. Aber wir müssen immer mehr Wachsamkeit walten lassen, wenn das (eine Überschreitung der EZB-Inflationsmarke) passiert", sagte Liikanen. Das gegenwärtige Leitzinsniveau betrachtet Liikanen als angemessen. Die EZB hatte am Vortag den Leitzins auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent gehalten, jedoch gleichfalls zu mehr Wachsamkeit angesichts einer zuletzt höheren Teuerung aufgerufen.

In der Diskussion über die Schuldenprobleme von Ländern der Euro-Zone unterstrich Liikanen, es sei Sache von Portugal, darüber zu entscheiden, ob es um Hilfe beantrage oder nicht. Allerdings sollten die Länder, die wegen finanzieller Probleme besonders in den Fokus geraten seien, mehr tun, um die Schwierigkeiten zu lösen. "Es ist schon einiges (in Portugal) unternommen worden", sagte Liikanen. "Aber man sollte immer agieren bevor der Druck zu groß wird und die Märkte damit dann (positiv) überraschen", ergänzte er. Die Verschuldung von Portugals Nachbarland Spanien, das ebenfalls im Visier der Märkte steht, nannte der EZB-Banker "nicht außerordentlich hoch" gemessen an seiner Wirtschaftleistung. Auch seien die spanischen Banken in einem guten Zustand.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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